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Der Junge mit dem Schwanenfederhaar lachte überrascht auf, Rauch in der Lunge. Sein Geruch umsponn mich. Immer wieder: Honig und Rauch. Zerstörerische Schönheit und die Süße, von der er so sehr behauptete, dass sie niemand verdiente.

Er schüttelte den Kopf, als ich hervorhauchte, was ich empfand, meine Stimme seltsam weich und dennoch verkommen in einstig vergangener Schönheit. Wie Sandpapier, dachte ich, Sandpapier und Wolkenbäuche, eine Stimme zugeschnitten auf mich selbst.

Narziss schüttelte den Kopf und wendete den Blick ab in die Ferne, zur Sonne, die bald in der Dämmerungsflut verblassen würde. Ein Junge gewunden aus Licht, von Glanz durchwoben und - wie mir plötzlich auffiel - stets distanziert.

Ich wartete auf seine Erwiderung und mein Herz pochte schwer in meiner Brust, das Blut rauschte warm in meinen Ohren. Narziss schwieg, das Radio lange schon verstummt und als ich sein Gesicht in die Hände nahm und hinabblickte in seine nektardunklen Augen, da verstand ich plötzlich, was hinter ihnen lag.
Ich entschlüsselte, was ich nie begriffen hatte.

Und ich fühlte mich töricht, da ich mir die Kälte hinter seinen Pupillen mit Trauer und seinen Narzissmus mit Zuneigung erklärt hatte.

Ich fühlte mich töricht, heißes Blut schoss in meine Wangen und mein Atem wurde flach, als sich Narziss meinen Händen entwand. Das Licht auf seiner Haut verglühte. seine Schönheit wirkte plötzlich kalt in ihrer leeren Perfektion.

Es war sein Flüstern das mein Herz zur Gänze zerschlug. „Du und ich?", fragte er und sein Blick wurde glasig, sein Haar schmimmerte heller. Mit dem Absinken der Sonne begann er stets, noch stärker zu glänzen - es gab nichts mehr, was ihn zu übertönen; seine Vollkommenheit zu überschatten drohte.

Narziss fuhr fort: „Ein Magnum Opus könnte nie ein Echo lieben. Das wäre nur Liebe zwischen verbotenen Herzen."

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