Always

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Hallo ihr Lieben,
Heute kommt ein extra langes Kapitel online und auch wieder mit viel 🔥!
Schreibt doch gerne in die Kommentare, wie es euch gefällt.
Bis ganz bald wieder und noch ein schönes Osterfest.

Alles Liebe,
NotYourType

17.03.2022, 09:31 - Berlin, Bundestag

Die Luft im Plenarsaal des Bundestags war unangenehm stickig.
Ungewöhnlich viele Abgeordnete versammelten sich an diesem Morgen und der Geräuschpegel war dementsprechend hoch.
Robert saß in der ersten Reihe des Regierungsblocks und ließ seinen Blick durch den Saal wandern.
Unter der Maske schien die sowieso schon stickige Luft förmlich zu stehen und er hätte sich am liebsten das dunkelblaue Jacket vom Körper gerissen, so warm war es in dem großen Saal.
In den Händen hielt er seine Rede zur Debatte über die Impfpflicht und rollte das Blatt Papier vor Nervosität immer wieder zusammen, nur um es wenige Sekunden später erneut zu öffnen.
Die Sitzung hätte schon vor mehr als einer halben Stunde beginnen sollen, doch es waren immer noch nicht alle Abgeordneten anwesend.
Auch den Grund für seine Nervosität konnte er in der Menschenmasse nicht ausfindig machen - Annalena war noch nicht erschienen.
Über die Geschehnisse in Washington hatte keiner der beiden je ein Wort verloren - als existierte ein ungeschriebenes Gesetz zwischen den Spitzenpolitikern.
Annalena hatte wortlos den Notknopf gelöst, ihre Klamotten gerichtet und Robert alleine im Fahrstuhl zurückgelassen.
Und auch die letzten Wochen waren sie sich erneut aus dem Weg gegangen, Gespräche hatten sie ausschließlich über ihre Mitarbeiter laufen lassen und die Stimmung zwischen ihnen war noch kälter geworden.
Robert schämte sich gegenüber Daniel, wollte sich gar nicht ausmalen, wie sehr Annalenas Mann ihn verabscheuen würde, wenn die Wahrheit ans Licht käme - wenn sie es ihm nicht schon längst gebeichtet hatte.
Er würde es sich niemals verzeihen können, der Grund für eine zerplatzte Ehe zu sein.
Doch die Gedanken an jene Nacht verfolgten Robert bis in seine Träume.
Ihre Lippen auf seiner Haut spürte er noch immer, ihr Stöhnen klang in seinem Kopf und das Gefühl tief in ihr trieb ihn beinahe um den Verstand.

„Guten Morgen, Herr Habeck.," riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
Erschrocken zuckte Robert zusammen, stieß sich schmerzhaft das Knie an der Tischplatte an und drehte sich peinlich berührt zu Olaf Scholz, der sich in diesem Moment auf den blauen Stuhl neben Robert fallen ließ.
„Morgen.," antwortete Robert knapp und war froh, dass der Bundeskanzler keine Gedanken lesen konnte.
„Unfassbar warm hier drin.," beschwerte sich Olaf in diesem Moment und Robert stimmte ihm nickend zu.
Seine Hände waren schweißnass, weshalb er die Rede vorsichtshalber auf die Tischplatte zurücklegte und stattdessen nervös an dem Saum seines Anzugs zupfte.
„Ich sehe, Sie werden heute auch in der Debatte mitwirken.," bemerkte der Bundeskanzler mit einem Nicken zu dem Blatt Papier, das von dem ganzen Auf-und Zurollen ganz wellig war, und begann damit ein Gespräch, das Robert einige Zeit von seinen Gedanken ablenkte.
Doch so erlösend wie dieser Moment gekommen war, umso stärker schlug die Anspannung wenige Minuten später wieder ein.

Robert nahm ihre Präsenz wahr, noch bevor sie wenige Sekunden später die breiten Treppenstufen des Plenarsaals hinunter kam und augenblicklich lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter. 
Sein Blick wanderte zu ihr, von ihren braunen Boots, über ihr schwarzes lockeres Kleid, bis hinauf zu ihrem Gesicht, das von einer ebenfalls schwarzen Maske zur Hälfte verdeckt war.

„Do you feel damaged just like I do?
Your face, it makes my body ache
It won't leave me alone"

Olaf Scholz drehte sich fragend in seinem blauen Stuhl um und folgte Roberts Blick, um den Grund für seine plötzliche Abwesenheit ausfindig zu machen.
Scholz' Frage klärte sich, als er Annalena Baerbock erblickte, die wie versteinert am Fuße der Treppe stehen geblieben war und den erschrockenen Blick des Wirtschaftsministers erwiderte.
Doch während Robert aussah, als wäre ihm der  Tod in Form eines rosaroten Einhorns über den Weg gelaufen, funkelten Annalenas Augen förmlich vor Abscheu.
Die Außenministerin löste sich als erstes aus ihrer Starre, lief schnellen Schrittes in die Reihe hinter den beiden Politikern und nickte im Vorbeilaufen Olaf Scholz hastig zu.
Robert würdigte sie keines weiteren Blickes und konzentrierte sich an ihrem Platz augenblicklich auf ihren Handybildschirm.
„Herr Habeck?," fragte Olaf Scholz vorsichtig, nachdem er die skurrile Situation verwundert beobachtet hatte, und Robert zuckte erneut unschön zusammen.
Er räusperte sich verlegen -  so langsam wurde es peinlich.
„Entschuldigen Sie, ich bin wieder vollkommen bei Ihnen.," entschuldigte Robert sich verlegen.
Doch Scholz entgingen die zitternden Hände des Politikers nicht und auch nicht sein Blick, der immer wieder verstohlen auf die Frau in der Reihe hinter ihnen wanderte.
Robert war froh, als die Bundestagsvizepräsidentin, nach nunmehr 45 Minuten Verspätung, die Impfpflichtdebatte eröffnete.
Annalenas Blick spürte er jedoch die folgende Zeit über immer wieder auf sich.

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