2 - narzisstische Züge vererben sich

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Mit geballten Fäusten lief Yeji den Gang entlang. Eigentlich mochte sie es nicht wütend zu sein, aber in letzter Zeit ließ sie sich viel zu schnell aus der Ruhe bringen. Im Schulgebäude war es still, da alle in der Pause beziehungsweise in der Cafeteria waren und so konnte sie in Ruhe weiter brodeln.

Sie war auf dem Weg zu ihren Freundinnen. Auch wenn sie wusste, dass diese für ihre Wut nichts konnten, konnten sie etwas für den Grund und das würde sie schon an ihnen auslassen.

„Entschuldigung Yeji!" Angesprochene wirbelte herum und sah dem Störenfried bedrohlich an. Ihre Katzenaugen waren mit so viel Verachtung gefüllt, dass es dem Mädchen unweigerlich einen kalten Schauer über den Rücken lief. Sie war ein Jahr über Yeji.

Sie wollte schon einen Rückzieher machen, da sagte sie sich: Jetzt oder nie! Und rechnete schon mit einer ordentlichen Standpauke. „Ich bin Jisu. Ich...ich wollte dich fragen, ob du mir beim Cello lernen helfen kannst."

Jisu machte kurz eine Pause, um zu sehen ob was von Yeji kam. Durch das Schweigen wurde sie nur gestärkt und ratterte den Text so schnell es ging herunter. „Ich hab dich Letzens im Musiksaal gesehen und dachte mir nur: Wow ist die gut! Deswegen wollte ich deine Hilfe haben."

Yeji blieb still. Jisu bezweifelte, dass Yeji sie überhaupt verstanden hatte. Kein Wunder bei dem Sprech-Tempo. „Das", Yeji atmete tief durch, „würde durchaus gehen". Jisu viel ein Stein vom Herzen. „Habe vielmals Dank!" Die beiden gingen wieder ihre eigenen Wege und Yeji hatte vergessen warum sie so wütend gewesen war. Jetzt wunderte sie sich über die guten Manieren der Älteren.

Würden mein Vater mich anders behandeln würde ich mich auch so verhalten? Vielleicht hätte er mich auch Hyunjin daten lassen. Er hatte recht es war meine Schuld. Bei dem Streit damals war ich so egoistisch, aber er war es auch. Er ist und bleibt ein Nazist.

Yeji fing an jede Auseinandersetzung mit ihrem Vater zu überdenken. Wäre es so weit gekommen hätten beide nicht diesen hohen Stolz? Wahrscheinlich nicht. Sie ging immer weiter zurück. So weit wie sie konnte. Und zum ersten Mal überleget sie, warum sie so geworden war.

Ob es damals gewesen war, als sie vom Klettergerüst gefallen war und sich das Knie aufgeschürft hatte? Sie hatte damals Flüsse geweint, doch ihr Vater wollte einfach nicht auftauchen.

Im Gegenteil eine wildfremde Mutter hatte sie mit zu sich nach Hause genommen - ihre Tochter war jetzt Yejis beste Freundin. Erst spät in der Nacht hatte ihr Vater sie von dort abgeholt - nachdem er den ganzen Tag gearbeitet hatte. Anstatt seine Tochter zu fragen, wie es ihr ginge, wie man es von einem Vater er warten würde, hatte er sie ignoriert.

Yeji wusste im Nachhinein immer noch nicht, ob es ihr lieber gewesen wäre hätte er sie angeschrien. Aber mit zu gequollenen Augen und halb schlafend auf dem Rücksitz eines Autos zu sitzen, das nicht einmal einen Kindersitz hatte schien ihr auch nicht richtig.

Wahrscheinlich hatte es da angefangen. Seitdem Tot ihrer Mutter hatten sie sich stets auseinandergelebt. Wie Yeji jetzt auffiel, hatte Vater sowohl als auch Tochter nie einen Versuch gemacht wieder zusammen zu kommen.

Als Yeji sich zu ihren beiden Freundinnen in eine Nische zwischen zwei Gebäudekomplexen stellte hatte sich fest entschlossen Jisu als ihre Schülerin anzunehmen, sie hatte irgendwas in ihr berührt. So kurz wie ihre Begegnung auch gewesen seien mag. Jetzt war ihr auch wieder eingefallen wer sie war.

Lia war vor circa vier Jahren von Los Angeles aus hierhergezogen. Ihre Eltern waren beide Manager und waren hier jetzt für so große Stars wie IU verantwortlich. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte, dann hatten sie auch schon Ed Sheeran unter ihren Fittichen gehabt.

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