GUE?? WHO

4 - step one on "How To Be A Bad Friend"

Die drei Freundinnen saßen im Geschichtsunterricht, als die Direktorin ihre Durchsage begann. Sie war noch nie die Frau gewesen, die lange um den heißen Brei rumfaselte. So kam sie auch hier gleich zum Punkt. „Morgen findet eine Trauerfeier für eure geliebte Mitschülerin statt. Ich bitte euch deswegen eine Stunde früher in die Schule. Danach geht der Unterricht ganz normal weiter. Außerdem würde ich die Schülerinnen aus der Klasse zwölf Dora nach der Klassenliste bei mir im Büro empfangen. Danke für eure Aufmerksamkeit und noch einen schönen restlichen Schultag"

Es lag ein Schweigen über der Klasse. Keine einzige beschwerte sich darüber, dass sie früher in die Schule kommen musste. Nur Blicke wurden ausgetauscht. Die meisten waren verwirrt. Was hatten sie getan?

Ihre Lehrerin rief die erste der Liste auf und die Schülerin wank ihrer Klasse ein letztes Mal, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Verwirrt schritt sie die langen Gänge im zügigen Tempo entlang. Einige Schülerinnen versuchten aus ihrer Lehrerin etwas herauszubekommen, doch diese bat nur um Ruhe und fuhr mit ihrem Unterricht weiter.

Chaeryeong sah über ihre Schulter zu ihrer Freundin. Ryujin schüttelte nur leicht den Kopf. Dann war ihre Konversation auch wieder vorbei. Yeji sah zwischen ihren beiden Freundinnen verwirrt hin und her. „Ist irgendwas, Cha", fragte sie flüsternd. Chaeryeong lächelte nur und schüttelte den Kopf. Yeji gab sich damit natürlich nicht zufrieden, so wie es eine gute Freundin tuen sollte, beließ es aber fürs erste dabei. Sie würde Chaeryeong in der Pause näher dazu befragen.

Chaeryeongs Finger verkrampfte sich so sehr um den Stift, das ihre Knöchel schon weiß hervortraten. Auf ein Gespräch mit der Direktorin war sie nicht vorbereitet gewesen und das hätte sie definitiv gebraucht.

Im Lügen war sie extrem schlecht und wenn man ihr die falsche Frage stellen würde, wäre alles vorbei. Wenn Chaeryeong alles ausplauderte war sie so gut wie tot. Vielleicht würde sie im Gefängnis enden. Man würde sie als Mörderin betiteln. Den Leuten war es egal, ob man wirklich etwas getan hatte oder nicht. Alleine, dass sie Yuna gekannte hatte machte sie schon verdächtig. Die Tote war eine unauffällige Person gewesen. Fast transparent.

In Chaeryeong knotete sich alles zusammen und sie würde ihre Regelschmerzen denen hier alle Male vorziehen. Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte an ihre Familie. Alle würden enttäuscht von ihr sein. Ihre Mutter hatte ihr immer beigebracht jedem der Hilfe bräuchte sie zu geben und ihre Tochter sah nur zu.

Zu dem schrecklichen Gefühl im Magen kam auch noch ein Klos im Hals. Als ihre Geschichtslehrerin sie aufrief verfolgte sie den Unterricht schon lange nicht mehr. Sie war unfähig zu sprechen. Wie ein Fisch am Trockenen schnappte sie immer wieder nach Luft. Ihr wurde ganz schwindelig und sie krallte sich an ihrem Tisch fest. Ihre Fingernägel bohrten sich in das Holz und zerstörten ihre sorgfältige Maniküre.

Die ganze Klasse sah ihr zu, wie sie fast in Ohnmacht viel. Ihr Stift, der in der Stille (zwischen ihren verzweifelten Versuchen zu Atmen) laut auf dem Boden aufschlug hallte wie ein Pistolenschuss wider.

Die Klassenzimmertür öffnete sich und die ahnungslose Mitschülerin stand unschlüssig im Rahmen. Die Lehrerin begriff, dass sie die verantwortliche Person war und tat endlich etwas. „Wer ist die nächste?" Yeji hob zögernd ihre Hand. Sie Lehrerin lächelte sie gestresst an. „Nimm doch bitte Chaeryeong mit in das Krankenzimmer, auf deinem Weg zur Direktorin. Würdest du bitte?"

Yeji stand von ihrem Platz aus der Reihe hinter Chaeryeong. Yeji nahm ihre Freundin Huckepack und beeilte sich, um zum Krankenzimmer zu kommen. Chaeryeong jetzt auszufragen schien ihr zu unsensibel. Trotzdem wollte sie eigentlich dableiben, aber dann drückte sie doch nur auf den roten Kopf und eine automatische Durchsage rief nach den Schulsanitätern. Beim Zurückschauen sah sie, wie eine Gestallt den Gang heraufgerannt kam.

War sie eine schlechte Freundin?