~Kapitel 3~

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Lydia

Die Luft ist stickig und fahl.                       Mein Herz rast und meine Gedanken schreien durch meinen Kopf.

Es sind nur wenige Minuten vergangen, seit dem ich in den schwarzen Geländewagen gestiegen und Jake gefolgt bin.
Meiner Meinung nach, ist es mittlerweile die falscheste und dümmste Idee gewesen, wieder in die Hölle zu wandern, aus der wir einst geflohen sind.

Wenn ich wieder zurück reisen und mich um entscheiden könnte, würde ich es ohne zu zögern tun, glaub ich.

Jake will das hier! Er will wieder sein Leben für andere aufs Spiel setzen und das richtige tun.
Aber ich möchte nur kurz und einmal egoistisch sein und mal nicht mein Leben zum Wohle der verbliebenen Menschheit opfern. Ausnahmsweise will ich einfach nur mein Leben leben.
Aber diese Chance habe ich verspielt, als ich mich damals freiwillig für Außeneinsätze gemeldet habe.

Jake sieht aus dem kleinen, grauen Fenster, welches in der Fahrzeugwand klebt und ein paar Sonnenstrahlen durchlässt.
Manchmal scheinen sie in mein Gesicht und schenken mir Wärme. Ich verstehe Jakes Drang zum Held sein und sein Leben aufs Spiel setzen, überhaupt nicht. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich nicht mitgekommen.

Die Männer neben uns auf den Sitzbänken bleiben stumm und sehen starr an die Wand des Fahrzeugs.

Ab und zu hüpfen wir auf und ab, da der Boden hier draußen nicht mehr ebenerdig sondern hügelig, sumpfig und matschig ist.
Jake sitzt mir gegenüber und sieht mich an. Ich lächle ihm zu und schaue dann auf meine Schuhe.
Wir haben neue Schutzausrüstung bekommen. Sie ist nicht mehr so enganliegend und ähnelt der von Soldaten. Sie ist in Tarnmustern gefärbt und wir tragen festes Schuhwerk, das Wasserdicht und was weiß ich alles undurchlässig ist.
Die anderen Männer neben uns tragen Schusswaffen, wobei ich mich strikt dagegen gewehrt habe, eine zu nehmen, geschweige denn, sie zu benutzen. Es widert mich an, entscheiden zu können, ein Leben zu beenden, auch wenn es ein Zombie ist. Diese waren schließlich auch mal Menschen mit einer Familie, Freunden und einem Leben.

Nach einem heftigen Rüttler, der durchs ganze Fahrzeug geht, bleiben wir stehen. Die Männer lösen sich aus ihrer Starre und beginnen, sich abzuschnallen und die Fahrzeugtüren zu öffnen. Überfordert schaue ich zu Jake. Dieser streckt mir seine Hand aus, welche ich dankbar ergreife. Gemeinsam folgen wir den Männern aus dem Fahrzeug und treten ins Freie.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Nun bin ich hier und werde wohl oder übel hierbleiben und versuchen nicht zu krepieren.

„Lydia, Jake!“, sagt jemand zu uns und wir drehen uns zu der Stimme um. „Ich bin Charles Smith! Ich leite diese, sagen wir mal, mutige Exkursion. Wir werden jetzt viel zusammenarbeiten und ich hoffe auf eure Kooperation. Ihr beide, wisst mehr als irgendwer in diesem Camp!“, erklärt er und winkt uns hinter ihm her. Ich klammere mich weiter an Jakes Hand, in der Hoffnung, ihn nicht in diesem Wust aus freiwilligen Männern und Frauen zu verlieren.
Charles führt uns in ein Zelt, in dem einige andere Führungskräfte, ein Tische in der Mitte und einige Schränke und Regale stehen. Wir treten an den Tisch und ich betrachte die riesige Landkarte, die auf ihm liegt. „Meine Herren und Damen, das sind Lydia und Jake. Sie kennen sie bestimmt schon. Die beiden werden uns mit Informationen und Erfahrungen dienen!“, stellt uns Smith vor. Nun stellt er sich uns gegenüber, so dass der Tisch mit der Landkarte zwischen uns steht. „Hier“-meint er und zeigt auf einen rot gefärbten Punkt-„sind wir“. Dieser ganze gelb eingekreiste Bereich, muss zombiefrei, sicher und bewohnbar für die nächsten 100 Jahre werden! Das ist unsere Aufgabe, von der Regierung höchstpersönlich!“, fährt er fort und sieht in die Runde.
„Wir starten morgen mit einer Expedition in dieses Sumpfgebiet. Bis dahin ruht euch aus und wir treffen uns morgen früh kurz nach Sonnenaufgang zur Besprechung und weiteren Planung!“.
„Verzeihung Sir, aber ist Ihnen bewusst, dass der Sonnenzyklus mittlerweile anders abläuft?“, fragt Jake neben mir. Er hat meine Hand losgelassen und stützt sich nun selbstbewusst auf dem Tisch ab. Er kann nichts dafür, dass ich mich ohne seine Hand, die ich halten kann, dem allem hier schutzlos ausgeliefert fühle. Also trete ich auch einen Schritt vor, um seiner Aussage mehr Macht zu verleihen und ihn zu unterstützen. „Es sind nur wenige Stunden hell. Wenn Sie also erst kurz nach Sonnenaufgang aufbrechen wollen, ist nach unserer Uhrzeit so ungefähr 14 Uhr!“, erklärt Jake weiter. „Das ist ein guter Hinweis, Jake! Wann sollten wir dann morgen starten?“, fragt Smith nun, der sehr froh scheint, dass Jake diesen- leider doch wichtigen- Hinweis genannt hat. Wenn es nach mir ginge, könnten wir auch nur die wenigen hellen Stunden dafür nutzen, die Welt zu retten. „Ich würde sagen, wir treffen uns morgen schon früh morgens, so gegen 8 Uhr in der Früh. So können wir viel planen und uns auf die dunkleren Tage vorbereiten!“, meint Jake. Ich nicke nur bestätigend, aus Angst, ich würde aus Angst, Ehrfurcht und Panik nur Gestotter hervorbringen.
„Nun denn! Sie haben den Jungen gehört! Morgen früh um 0800 treffen wir uns wieder hier und besprechen das weitere.“, mit diesen Worten von Smith löst sich dieses Treffen auf und nur noch Jake und ich stehen in diesem Zelt.

„Hey, alles okay?“, fragt er mich und zwingt mich ihn anzuschauen, indem er mir einen Finger unters Kinn hält und mein Gesicht sanft zu seinem hoch drückt. Ich lächle leicht: „Ja, es ist nur alles doch beängstigender als ich gehofft hatte!“. Jake nimmt mich darauf in den Arm und streicht mir behutsam über den Rücken. Erleichtert über diese Berührung, atme ich aus und schließe die Augen. „Ich verspreche dir, dass ich nicht zulassen werde, dass dir irgendwas passiert!“, sagt er und ich kuschle mich noch fester an ihn. Ich spüre wie er mir einen Kuss auf den Haaransatz drückt, bevor wir uns lösen. Dann sehen wir uns noch kurz an, bevor wir uns auch aus dem Zelt hinaus begeben.

What we left behind 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt