• Kapitel 1.1

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Der Morgen hatte sich für die graue Kätzin wie ein ganzer Mond angefühlt

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Der Morgen hatte sich für die graue Kätzin wie ein ganzer Mond angefühlt. Sie streifte nervös an den Tunnelwänden entlang und wartete darauf, dass man sie aufrief. Rankenzahn bemerkte die Unruhe, die von der Kätzin ausging und lachte amüsiert. „Da ist wohl jemand aufgeregt vor der Schülerzeremonie? Ich kann dich aber beruhigen, da bist du nicht die erste Jungkatze." Kurz hatte sich Flusspfote bei seinen Worten erschrocken, doch als sie den freundlichen Kater nahe des Frischbeutehaufens ausgemacht hatte, stieß sie zu ihm. „Das schon. Aber ehrlich gesagt bin ich auch noch etwas gekränkt vom gestrigen Tag. Glutstern war nicht sehr zufrieden mit uns und Falkenpfote hat sich mit ihm ziemlich gestritten." Es war nicht gelogen. Das gestrige Ereignis hatte für die angehende Schülerin noch einen faden Beigeschmack, wie ein faules Stück inmitten zahlreicher Leckereien. 

Sofort legte sich ein schleierhafter Ausdruck über die sonst so grünen Augen des Katers. Seine Krallen fuhren ein und aus und seine ihm verbleibenden drei Beine schienen ungeduldig hin und her zu zucken. „Ich hoffe du kannst, trotz dieses Gefühls deinen Groll gegen Glutstern etwas ablegen. Ich weiß, dass man das Temperament von Jungkatzen nicht immer zügeln sollte, aber manchmal sind Regeln nicht nur für das Clanleben, sondern auch für euch selbst sehr wichtig. Glutstern will nur das Beste für unseren Clan. Und für euch." Natürlich sagte er das. Rankenzahn hatte in einem Kampf mit einem Wildschwein eines seiner Beine verloren, das bei seiner Flucht zwischen Steinen eingeklemmt worden war. Hätte er damals, noch als Schüler, auf seinen Anführer gehört und wäre nicht allein losgezogen, hätte er vermutlich noch alle seine vier Pfoten. Flusspfote konnte verstehen, warum es dem braunen Kater ein wichtiges Anliegen war, dass Leichtsinnigkeit keine Fehler mit sich bringt. Wie ein Stein auf der Wasseroberfläche hatte der Unfall das Schicksal des Kriegers zerschlagen. 

Er konnte zwar normal kämpfen und jagen, doch Flusspfote spürte, dass in Rankenzahns Seele noch immer ein Geist hauste, der für Unruhe sorgte. Ein Geist, der sich nach unbekümmerter Freiheit sehnte. „Danke, Rankenzahn. Ich werde an deine Worte denken." Der Krieger schloss seine Augen und nickte leicht. Man sah ihm an, dass er an die Vergangenheit dachte, so entschloss sich Flusspfote, ihm etwas Raum zu lassen. Durch das Gespräch mit ihm hatte sie gar nicht bemerkt, dass Glutstern begann, die Katzen um sich herum zusammenzurufen. War es nun soweit? Aufgeregt zog die graue Kätzin in die Mitte des Tunnelsystems. Von allen Seiten kamen die Clankatzen zusammen und machten es sich bequem. Hagelblut hatte sich noch ein Beutestück genommen, bevor sie zur Versammlung stieß. Eulenjäger half Benny aus dem Ältestenbau heraus. Es war ein aufgeregtes Treiben, bis schließlich jede Katze ihren Platz gefunden hatte und der Anführer das Wort erhob. 

„Der GebirgsClan hat sich heute versammelt, um eine der wichtigsten Zeremonien im Leben der Clans nachzuholen. Flusspfote, von diesem Moment an, möchte ich dir deinen neuen Mentor zuweisen und dich damit zur vollwertigen Schülerin ernennen." Ein aufgeregtes Murmeln zog durch den Clan und Flusspfote konnte ihr Fell vor Aufregung kaum angelegt lassen. Der ganze Aufruhr und Ärger von gestern schien verflogen. Jetzt gab es nur noch sie und den Moment – der Moment, an dem Flusspfote ihr Schülerleben antreten durfte! Ihr Blick schweifte über den Hauptraum des Tunnels. Säuselpuppe hatte sich mit Gewitterpfote an den Eingang des Heilerbaus gesetzt und murmelte aufgeregt vor sich hin. Rankenzahn pflegte sein Fell und Abendspringer saß dicht daneben und blickte interessiert durch die Gegend. Wisperschein unterhielt sich mit Wolfpfote und Weidenpfote. Nur Falkenpfote saß gedankenverloren abseits von allen Katzen. Sicherlich machte er sich noch Gedanken um den gestrigen Streit. Doch Flusspfote schüttelte diese Sorge ab. Sie hätte später noch genügend Zeit, mit ihm darüber zu reden. Die vereinzelten Grasflecken, die im Tunnel gewachsen waren, tanzten im Sonnenlicht, als Glutstern endlich seine Worte fortführte. „Muscheltanz, bitte trete vor."

✦𝒻𝒻」𝐟𝐥𝐮𝐬𝐬𝐩𝐟𝐨𝐭𝐞𝐬 𝐛𝐞𝐬𝐭𝐢𝐦𝐦𝐮𝐧𝐠.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt