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„Also wirst du nichts verraten?", stellte die graue Kätzin sicher. Säuselpuppe schnurrte amüsiert, nickte dann aber schließlich zustimmend. „Ich werde schweigen wie die Sterne. Ich werde sogar nichts verraten, wenn er dich gefressen hat." Flusspfote schnippte resigniert mit dem Schweif und ließ die Späße der Heilerin gut sein. Sie hatte ohnehin keinen Kopf mehr dazu, sich zu streiten. Zum Glück hatte die beigefarbene Kätzin auch nicht vergessen, weshalb es die Schülerin überhaupt in ihren Bau getrieben hat. Kurz stöberte sie an dem massiven Holzpfahl, der an die Wand geschlagen war, herum. Sie hatte ihn gemeinsam mit ein paar Kriegern aus dem alten Schuppen gestohlen und meinte, dass die Zweibeiner das „Regal" nennen würden. Flusspfote konnte sich daraus keinen Reim machen, aber es funktionierte gut, um die Kräuter und Materialien zu lagern. Von außen sahen sie für Flusspfote alle gleich aus, da sie in dünne Blätter gehüllt waren, um sie länger haltbar zu machen. Säuselpuppe hingegen genügte ein kurzer Riecher, um sich direkt dem nächsten Kraut zu widmen, bevor sie schließlich beim vorletzten Bündel innehielt.
„Ja, das muss es sein. Ich gebe dir etwas, was dir bei deinen müden Knochen hilft. Ich glaube die nächsten Tage werden noch anstrengend genug für dich. Es sind zwar die letzten Blätter, aber Gewitterpfote sollte bald mit Nachschub zurück sein. Du musst also nicht zweimal überlegen, solltest du Schmerzen verspüren. Komm gerne her." Behutsam trug die Heilerin die verarbeitete Paste auf Flusspfotes Gelenke auf. Kurz zuckte die Schülerin bei der stechenden Kälte zusammen, dann entspannte sie sich und ließ die Wirkung eintreten. Sofort spürte sie, wie sich ihre Muskeln entspannten. Die Anspannung der vergangenen Stunden schien wie verflogen. „Danke, Säuselpuppe. Ich weiß das zu schätzen." Mit einem Nicken verabschiedeten sich die Kätzinnen voneinander, ehe die graue Schülerin den Bau verließ. Sie nahm einen tiefen Atemzug. Von neuer Energie durchströmt, blickte sie sich im Lager um. Das Sonnenlicht hatte durch die Decke ein spielerisches Muster auf den Boden getupft. Die Mittagssonne ließ die sonst so braunen Tunnelwände in einem warmen Goldton strahlen. Eulenjäger unterzog sich einer schnellen Wäsche nahe des Kriegerbaus. Flusspfote schnurrte zufrieden, als sie an das gut geplante Tunnelsystem dachte.
Der Krieger- und Schülerbau lag nahe dem Eingang, damit sie alle ihren Clan schützen konnte, wenn es denn mal zum Ernstfall kam. Der Heilerbau war neben dem Anführerbau platziert und befand sich relativ am Ende des großen Hauptraums. Die Kinderstube und der Platz der Ältesten hingegen waren in einer Nische um die Ecke gegraben worden, um sie möglichst versteckt zu halten. Die grauen Pfoten der Schülerin zogen über die weiche Erde. In der Blattgrüne kühlte der Boden die Katzen und in der Blattleere wurden sie vom Frost geschützt. Andere Katzen würden das Lager vielleicht als einen dunkeln Ort voller Schatten bezeichnen, doch Flusspfote und ihr Clan hatten in eben diesen Schatten ihr Zuhause gefunden. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als es aus der Lichtung des Tunnels hallte. Eine Versammlung? Jetzt? Flusspfote konnte sich dabei erwischen, wie ein ganzer Schauer ihren Körper befiel. Ein unsichtbares Gewicht drückte sich auf ihre Lungen und für einen Moment wurde der Schülerin schwindelig. Auch die anderen Katzen hoben verwirrt ihre Köpfe als Glutstern seinen Ruf ertönen ließ. Rabenklang hatte gespannt die Ohren gespitzt, Wisperscheins cremefarbenes Fell blitzte kurz in Flusspfotes Sichtfeld auf, als sie an ihr vorbeizischte. Brombeerschweif hatte Weidenpfote und Wolfpfote aus dem Schülerbau geholt, Falkenpfote saß bereits abseits der Lichtung. Er hatte noch immer diesen schmerzenden, gekränkten Gesichtsausdruck aufgesetzt und Flusspfote konnte es ihm nicht verübeln. Seit ihrer Ernennung zur vollwertigen Schülerin war einfach vieles nicht wie geplant verlaufen. Leise pirschte sie zu den anderen Kriegern und Clanmitgliedern hinzu, ehe Glutstern das Wort erhob.
