Hayes

Prolog

"Du wirst ein Internat besuchen."

Fassungslos stelle ich meine Tasse, die mit Milchkaffee gefüllt ist, auf den Tisch ab. Dabei schwappt etwas über.

Ein Internat?

"Wie bitte?", frage ich, die Situation noch nicht glaubend.

Meine Mum dreht sich zu mir und nippt an ihrem Kamillentee. Dann rührt sie die Zitronenscheibe darin um. Sie trinkt immer aus einer durchsichtigen Tasse.

"Du hast mich schon verstanden, Elodie."

"Aber, Mum! Ein Internat ist so.. so.. so umständlich und alles!", werfe ich ein und sehe sie aus flehenden Augen an.

"Schau mich nicht so an.", lehnt sie stumpf ab und dreht sich wieder um. "Wo ist bloß der Zucker.."

Ich setze mich hin.

"Dad trinkt seinen Kaffee nie mit Zucker. Er mag Zucker eh nicht.", murmele ich.

Meine Eltern interessieren sich nicht für einander. Sie sind schon seit längerem geschieden, vielleicht zwei Monate. Doch sie leben noch zusammen - und machen sich dabei immer das Leben schwer. Dad hat vor ein paar Tagen eine Wohnung gefunden. Geplant war eigentlich, dass er zu seiner Freundin, Lina, einzieht. Aber Dad und Lina haben sich getrennt. Lina hat sich wohl wieder mit ihrem Mann, Jaxx, vertragen. Nun lebt dieser wieder bei ihr.

"Guten Morgen."

Gut gelaunt kommt mein Dad die Treppe runter.

"Morgen."

Meine Mum beißt in ihr vor kurzem fertig gemachten Toast.

"Was ist denn los, Lo?"

"Mum will mich in ein Internat schicken.", schmolle ich und verschränke meine Arme beleidigt vor der Brust.

Sofort schwingt der Kopf von meinem Dad zu Mum.

"Ich dachte, das hätten wir geklärt?"

Mum rauft sich die Haare und dreht sich zu meinem Dad.

"Schon vergessen?" Sie zwingt sich ein Lächeln auf. "Ich hab das Sorgerecht über sie."