Chapter 1

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In Gedanken versunken schaute ich auf die belebten Straßen Seouls, dessen Lichter heller als die Sterne leuchteten, den Nachthimmel kalt und unscheinbar fühlen ließen, an mir vorbeizogen. Man könnte meinen die Stadt wäre friedlich, frei von irgendwelchen kriminellen Machenschaften, doch ich wusste es besser, hatte schon zu viel erlebt. Das hier war die gute Seite Seouls, die sichere Seite. Doch der Teil in dem ich lebte war die Unterwelt. Eine Welt voller Kriminalität und Gewalt.

Jeden Tag wenn ich wie zu dieser späten Stunde im Auto saß und ins Beach gefahren wurde, der Nachtclub in dem man mich arbeiten ließ, dachte ich über mich nach, über meine Vergangenheit, da ich Angst hatte, ich würde alles irgendwann einfach vergessen.

Mein Name war Evelyn Kim. Ich war 23 Jahre alt und wohnte bei einem Mann, welcher mich vor 5 Jahren bei einer Auktion in einem abgelegten Teil Seouls ersteigert hatte, mich gekauft hatte. Kang-tae. Park Kang-tae, ein Krimineller, welcher Frauen verkauft, sie zu seinen Sklaven macht, sie missbraucht und Drogen von anderen Organisationen weiterversteigert. Er war ein ekelhafter Mann, ohne den Hauch von Bereuen, ohne ein Fünkchen Scham und aus diesen Gründen konnte ich wohl Glück haben, sollte Glück haben, denn er hat mich anders als die anderen Frauen nicht vergewaltigt. Noch nicht, sah mich wohl eher als eine Art Tochter an, obwohl ich das Wort "Tochter" bei ihm eher anders definieren würde, doch er behandelte mich gut. Zumindest so gut das ich nicht zu widersprechen hatte, würde wohl meinen Kopf verlieren, wenn ich es versuchen würde. Ich war ihm gegenüber gehorsam, folgte schön brav seine Befehle aus, doch mit Sicherheit konnte ich sagen, das die Angst mich so handeln lässt. Die Angst etwas falsches zu sagen, zu machen, ist viel zu groß, als das ich mich widersetzen könnte, hatte es früher stets versucht und hatte aus meinen Bestrafungen gelernt. Ich wurde mit genügend Essen versorgt, zumindest so viel wie man zu dem bestimmten Zeiten isst, hatte ein Dach über dem Kopf uns sollte eigentlich dafür dankbar sein, doch konnte es nicht. Nicht nach allem was passiert ist, nicht nachdem ich ihn verloren habe.

Ich hatte eine Familie. Einen großen Bruder und beide Elternteile, doch auch sie sind früher bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ausschließlich von meinem Bruder. Selbst heute war ich auf dieses Thema mehr als empfindlich, sprach erst recht nicht davon, doch selbst wenn ich es wollte, ich hatte niemanden dafür. Welch Ironie das ausgerechnet ich in genau so einer Situation verschwunden bin, wie die Nachrichten und jeder andere glaubte tot wäre, während dem Überschlag des Autos draufgegangen wäre, doch dem war nicht so. Ich saß hier, im Auto, lebendig, unversehrt. Es wurde berichtet, das in dem Auto Fingerabdrücke gewesen waren, meine Fingerabdrücke und sie wurden identifiziert. Die Polizei hatte meine Identität herausgefunden und schneller als es mir lieb war, wurde davon im Fernsehen berichtet, denn es war immerhin nicht üblich, das eine Milliardenschwere Kim nach über 6 Jahren als vermisst, so plötzlich wieder auftauchte, überhaupt nicht tot war. Doch viel brachte es den Leuten auch nicht. Sie denken ich wäre nach wie vor tot, bei dem Unfall wie meine Eltern gestorben und doch saß ich nun quicklebendig auf dem Beifahrersitz neben Ki-hun. Ich mochte ihn, auch wenn er der Vertraute des Mannes war, welcher mein Leben zerstört hatte. Ich ließ mich von ihm zu meiner Arbeit als Kellnerin im Beach fahren, der Club indem Kang-Tae mich arbeiten ließ, mich wohl eher dazu gezwungen hatte. Er wusste nicht wer ich war, wusste nichts aus meiner Vergangenheit und das war auch gut so. Hinterfragen tat er es nicht, es interessierte ihn nicht, hauptsache ich bleibe bei ihm. Ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen, sie tief im inneren begraben und ich hoffte das blieb auch so.

Vor genau 5 Jahren änderte sich mein Leben schlagartig. Gerade war ich noch unterwegs mit Tae-Ju, bis ganz plötzlich alles um mich herum schwarz wurde, ich nur noch ein stetiges Piepen wahrnahm und eine warme Flüssigkeit entlang meines Gesichts spürte, dann war ich weg. Ich wachte an einem Ort auf, einen Ort den ich nicht kannte, dem Auktionshaus. Kein normales Auktionshaus, wohl eher eines in dem Menschen verkauft wurden. Menschen die keinen Wert mehr hatten, Menschen die nutzlos waren, Menschen die nur für das Eine gut waren, Menschen wie mich. Ich war nutzlos, hatte keinen Wert, war es immernoch und es schmerzte mich seit heute, das er nicht einmal versucht hatte mich zu finden, nicht einmal. Vermutlich dachte er wie jeder andere ich wäre tot, bei dem Unfall ums Leben gekommen, doch selbst ich würde die Situation als waghalsig betrachten. Kann ein Mensch einfach so aus einem kaputten Auto verschwinden? Wenn sie nirgends aufzufinden ist, einfach weg wäre? Tae-Ju hätte es bestätigen können, sagen können, das ich entführt wurde, einfach verschwunden bin, doch stattdessen wurde berichtet, das man nur meine Kette gefunden hatte und das war anscheinend Beweis genug. Aber ich wurde entführt. Alles in einem war es nur ein Trakt der Rache und ein einfacher Drogendealer wollte sich an ihm rächen, indem er mich einfach bei einer Auktion versteigert, mich ihm aus den Händen riss und ich somit nach und nach in Vergessenheit geriet.

loving you is a sin | choi mujinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt