Chapter 9

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Die Nacht verlief ruhig und gelassen. Mich plagten zum Glück keine Alpträume, lediglich ein merkwürdiges Gefühl verfolgte mich, wovon ich noch nicht ganz wusste, was es ist. Am frühen Morgen verabschiedete sich Li-sa von mir, da sie heute ein Bewerbungsgespräch in einer Bäckerei bei ihr um der Ecke hatte. Ich frage mich zwar wie sie so schnell einen neuen Job finden konnte, doch freute mich trotzdem für sie und hakte nicht nach.

Erschöpft ließ ich mich auf einem der Barhocker in der Küche fallen und schaute mit meiner Kaffeetasse in der Hand aus dem Fenster. Heute war ein eher regnerischer Tag und der Wind blies von allen Seiten gegen das Haus. Eigentlich hatte ich vorgehabt etwas raus zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen, doch das konnte ich jetzt wohl vergessen.

Als ich nach meiner ungefähr dritten Tasse Kaffee noch immer nicht munter war, legte ich mich nochmal auf's Sofa und kuschelte mich in der Decke ein. Nach ein paar Minuten fielen mir auch schon die Augen zu und ich schlief ein.

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Ein stumpfes Poltern schreckte mich aus meinen Schlaf auf und hektisch sah ich mich in der Dunkelheit um. Habe ich schlecht geträumt? Wortlos sah ich auf die Digitaluhr neben mir und riss erschrocken die Augen auf. Die Uhr zeigte 22:44 an. Hatte ich wirklich so lange geschlafen? Und was war mit Li-sa? War sie schon zuhause?

Gerade als ich aufstehen wollte um das zu überprüfen, blieb ich plötzlich stehen und starrte auf den dunklen Sessel mir gegenüber. Eine schwarze Silhouette saß mit übereinander geschlagenen Beinen darauf, bewegte sich nicht und gab keinen Mucks. Das konnte nicht wahr sein, ich musste träumen. Verschlafen rieb ich mir die Augen, doch als ich sie wieder öffnete, war sie immer noch da. Ich erschrak abermals.

,,Was zum-"

Der Geruch von Zigarettenrauch stieg mir in die Nase und mir wurde schlagartig klar was, oder besser gesagt wer, dort vor mir saß.

,,Ich bin enttäuscht von dir.", fing er an zu sprechen und ich begab mich in eine mich schützende Haltung. ,,Ich habe mehr erwartet." Er zog einmal an seiner Zigarette und blies den Rauch aus, ehe er sie kurzerhand an der Wand ausdrückte und wegwarf. Panisch schaute ich ihn an und bewegte mich langsam in Richtung des Fensters, bereit zu flüchten wenn es sein musste. Wie verdammt nochmal hatte er mich gefunden? Mein Herzschlag schlug unkontrolliert gegen meine Brust und mit jeder Bewegung fiel mir das Atmen schwerer. Auf einmal knallte ich mit dem Rücken gegen den Wohnzimmerschrank und verharrte ängstlich in meiner Position.
Abrupt stand er auf und steckte die Hände in die Taschen seiner schwarzen Anzugshose.

,,Es war nicht sonderlich schwer dich zu finden. Eigentlich habe ich mir mehr erhofft."

Reflexartig fing ich an, in den Schubladen des Schrankes herumzuwühlen und fand ein Fallmesser darin. Sofort nahm ich es heraus, öffnete es in einer schnellen Bewegung und hielt es schützend vor meinen Körper.

Emotionslos sah er auf die Klinge herab. ,,Was willst du damit? Mich erstechen?" Zitternd verstärkte ich den Griff um das Messer. ,,Wenn es sein muss.", erwiderte ich kurz und er schmunzelte leicht, wie als würde ihn das ganze an etwas erinnern. ,,Gestern", fing ich an und versuchte mich zu kontrollieren, ,,als die Polizei gekommen ist, hast du Kang-Tae ermordet.", es klang wie eine Feststellung und doch habe ich es als Frage gemeint, eine ernst gemeinte Frage. Ich musste die Wahrheit erfahren.

,,Nein.", erwiderte er sofort und zog die Augenbrauen zusammen. ,,Er tötete sich selber, nachdem er gestürzt war. Glaub nicht alles, was die Polizei dir erzählt." Ich schüttelte den Kopf. ,,Hätte ich ihnen geglaubt, hätte ich dich nicht gefragt." Amüsiert nickte er und kam einen Schritt näher. Sofort erhob ich das Messer erneut und ging in Angriffsposition. ,,Du hast dich nicht verändert.", stellte er kaum merkbar fest und senkte sein Blick gen Boden.

loving you is a sin | choi mujinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt