"Jein". Im ersten moment klang es wie ein Fremdwort, doch nach ein paar Sekunden realisierte ich, dass mein Dad einfach nur Ja und meine Mum Nein gleichzeitig ausgesprochen hatten.
Mum sah Dad schockiert an. "Ja, mal sehen", schob mein Dad mit verunsichertem Ausdruck noch schnell hinterher.
Ich schob die Augenbrauen zusammen. "Und was bitte soll das jetzt heißen", fragte ich mit einem leicht verbissenen Ton und sah die beiden an.
Mein Dad kratzte sich verlegen am Kopf wärend sich meine Mum keinen Zentimeter mehr bewegt hatte. Es sah aus, als würde sie sich gerade ganz fest wünschen, das dies hier alles nur ein Traum wäre.
Aber darauf kann sie lange warten.
Da, jetzt bewegten sich ihre Lippen ein wenig. Ich beugte mich nach vorne, damit ich hören konnte, was sie sagte.
"Was... ist mit der Schule?"
Ich neigte den Kopf hin und her. Das tat ich immer, um mich zu beruhigen. "Das hatten wir doch geklärt, oder?", hauchte ich beherrscht zurück.
In dem Gesicht meiner Mum tauchte ein verwirrter Ausdruck auf.
Dann war es vorbei mit meiner Beherrschung. Wütend schmiss ich die Hände in die Luft. "Muss ich denn wirklich alles zehnmal sagen! Interessierst du dich überhaupt dafür, wie ich mich jeden verdammten Morgen fühle?! So oft habe ich dir gesagt das mir die Schule hier nicht gut tut!"
Ich zitterte am ganzen Körper. Mit geballten Fäusten stand ich vor meiner Mum. "Ich habe Angst, jeden Morgen", gestand ich meinen Eltern leise. "Und ich möchte für die Zeit in England zurück auf die Highschool, von der ich gekommen bin"
Meine Mum vegrub sich das Gesicht in ihren Händen und stöhnte auf. "Was sagst du dazu?", presste sie unter ihren Händen hervor.
"Ich nehm sie mit. Es wird Zeit, das wir unserer Tochter auch nochmal die andere Hälfte ihres zuhauses bieten"
Jeder normale Mensch wäre jetzt seinen Eltern um den Hals gefallen. Aber auch das galt nicht für mich. Mit meinem ernsten Gesicht, nickte ich meinem Dad einmal zu und rauschte mit diesen Worten aus der Küche, hoch in mein Zimmer.
Dort angekommen, atmete ich leise auf. Ich dachte darüber nach, wie es wohl ist, wieder zurück auf die Highschool zu gehen. Natürlich wurde ich auch da von vielen angestarrt, aber es war nie so beklemmend wie in Deutschland. Ich glaube das lag daran, dass ich auf der Highschool Freunde gehabt hatte. Ich fragte mich, ob sie mich noch kennen, denn leider hatte ich nur noch mit einer Kontakt.
Mary, war ihr Name. Sie war ein Jahr jünger als ich und immer schon etwas tollpatschig aber genau das mochte ich an ihr. Sie war die jenige, die damals auf mich zugekommen ist. Seitdem wusste sie immer, wie sie mit mir umgehen musste und zusammen fanden wir noch ein paar andere Freunde. Aber konnte ich jemals wieder so gut mit ihr befreundet sein wie damals?
Mit einer wischenden Handbewegung schob ich meine Gedanken beiseite und widmete mich dem, was mir bevorstand. Eine Reise nach England also. Fassen, konnte ich das ganze allerdings noch nicht so ganz.
In meinem Kopf ging ich durch was ich alles einpacken wollte, wie viel Proviant ich für mich und meinen Dad einpacken sollte und recherchierte, was man in England so alles unternehmen konnte.
Den restlichen Nachmittag schrieb ich eine unendlich lange Packliste und fing an, meinen übergroßen Koffer zu packen, denn als ich Dad fragte, wann es denn losging, bekam ich bei der Antwort °In ein paar Tagen°, ein wenig panik.
°°°°°°°°°°°
Tage später ging es endlich los. Für den langen Flug entschied ich mich für eine gemütliche Jogginghose und ein bauchfreies Top.
Angst vor dem fliegen, verspürte ich zum Glück keine. Meine Mum hatte mich mit erfolg in der Schule abgemeldet, sich schweren Herzens von mir verabschiedet und ich musste ihr hoch und heilig versprechen sie °wenigstens° jeden zweiten Tag mal anzurufen.
Dann saß ich im Flugzeug, das kurz darauf abhebte. Mein Vater hatte sich für den späteren Flug entschieden, sodass wir morgens in England ankamen.
Die meiste Zeit starrte ich aus dem Fenster, sah mir einen Film an und aß mich mit dem köstlichen Essen der Stewardess voll, solange bis ich müde wurde. Plötzlich merkte ich wie gemütlich der Sitz war. Ich atmete tief durch, wünschte meinem Dad gute Nacht und lauschte dem monotonen Motorgeräusch des Flugzeuges, bis ich endgültig einschlief.
°°°°°°°°°°°°
Mitten in der Nacht schreckte ich auf. Ich versuchte mich gerade zu erinerrn, ob ich etwas schlechtes geträumt hatte, als sich plötzlich mein Körper zusammenkrampfte. Meine Augenlieder flackerten seltsam. Ich wollte die Augen öffnen, doch konnte nicht. Es war, als wäre ich nicht ich selbst. Ich hatte meinen Körper nicht mehr unter kontrolle.
Scharf zog ich die Luft ein den jetzt setze ein höllischer Schmerz ein. Meine Hände krallten sich krampfhaft an die Sitzlehne. Mein Verstand setzte komplett aus und ich vergaß das ich mich in einem Flugzeug befand.
Durch das Flackern meiner Augen sah ich plötzlich einen Schatten am Ende des Gangs. Er war riesig. Ich sah ihn für geschätzt eine Sekunde, dann war er weg. Millisekunden später war er wieder da, jedoch nicht mehr weit weg, sondern fast bei mir.
Ich versuchte mich zu bewegen, zitterte, hatte solche Angst und musste mit ansehen wie sich der Schatten schritt für schritt auf mich zu bewegte.
Die ganze Zeit kämpfte ich, die Kontrolle über meinen Körper wieder herzustellen, doch ich konnte einfach nicht. Ich wollte wegrennen, egal wohin, einfach nur weg.
Gegen meinen Willen öffnete sich mein Mund. Ich ergriff die Chance, nahm alle meine Kraft zusammen und ließ einen lauten, spitzen Schrei ertönen.
Dann wurde mir schwarz vor Augen.
------------------------------
Ich weiß, ihr alle mögt Cliffhanger ;) Ich hoffe ihr seid auch gespannt wie es weitergeht :D Tut mir leid, das die Kapitel momentan so kurz sind aber ich versuche möglichst schnell ein neues zu schreiben.
Kommentare jeglicher Art sind wie immer erwünscht.
Lg Appletrail :)
DU LIEST GERADE
Unfeeling
Teen FictionKann jemand, der nur Angst, Wut und Schmerz empfinden kann überhaupt vernünftig leben? Leyla schon - denkt sie jedenfalls. Doch als sie mit ihrem Vater für ein paar Wochen nach England fährt, wird ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt und plötzli...