Kapitel 5

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Mit dem Taxi fuhren wir Richtung Osten Englands. Ich hatte Glück das wir früher als Familie so nah beieinander wohnten, denn ich bin ebenfalls dort ziemlich in der Nähe auf die High school gegangen. 

Ich ließ das Fenster herunterfahren und sah mir die eindrucksvolle Landschaft an. Dabei überlegte ich, wie es wohl werden würde, wenn ich nach über einem Jahr einfach so wieder zurück auf die High school ging. 

Ich wusste es nicht, dennoch war mir klar das die Chance, nicht mehr so gut angesehen zu werden wie früher, höher war. Und genau das bereitete mir Angst.

Ich meine, andere würden jetzt vielleicht sagen ein Jahr ist doch schnell vorüber und an die Zeit, wo man früher hier war müsste man sich doch gut erinerrn können... Aber so war es bei mir nicht. Ab dem ersten Tag seit wir umgezogen sind versuche ich all das zu verdrängen, was ich hier erlebt hatte. Denn niemals hätte ich gedacht, das ich noch einmal hier her kommen würde.

Damals hatte sich auch mein Vater schweren Herzens von seinen Eltern verabschieden müssen, weil sie nicht wussten, ob sie sich je wiedersehen würden. Es brach mir das Herz und es schmerzte richtig, daran zu denken. 

Doch trotz starker Versuchung, konnte ich mich nicht mal annähernd in das versetzen, was mein Vater gerade fühlte. Ich nahm mal an, er freute sich. So, wie es jeder normale Mensch getan hätte. 

Draußen war mega Wetter. Es war keine einzige Wolke zu sehen und die Sonne schien kräftig. Ich hatte das Gefühl sie war hier näher und dadurch auch wärmer als in Deutschland. 

Der Fahrtwind spielte mit meinen Haaren. Ich zuckte zusammen, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte. "Hey sieh mal, da ist die Highschool!", rief mein Dad mir durch den Stadtlärm zu. 

Trotz das wir in einem Auto saßen, übertönte der Lärm draußen fast alles. Ich war es gar nicht mehr gewöhnt in einer so lauten Umgebung zu sein.

Mit großen Augen sah ich auf das riesige Gebäude, das jetzt vor meinem Fenster erschien. Wir befanden uns also nun in Cambridge. 

Die High school erinnerte mich an ein kleines Schloss. Sie war in beigefarbenen Ton gestrichen und wirkte  sehr eindrucksvoll auf die Menschen hier. Nachmittags, wenn die Schule für die meisten bereits aus war, war die High school immer etwas sehenswertes für Touristen. 

Vor uns erstreckte sich eine Meilenweite grüne Wiese, die als Hof diente. Alles hier wirkte gigantisch. Trotzdem spürte ich schon wieder das Gefühl der Angst, das sich in mir breit machte.

Direkt nebenan von Cambridge, lag ein kleines Dorf Namens Grantchester. Hier wohnten meine Großeltern. 

Meine Beine kribbelten wieder merkwürdig, als wir dem Haus meiner Großeltern näher kamen. Auf dem Sitz neben mir klopfte sich mein Dad nervös aufs Knie.

Endlich hielt der Taxi. Dad bezahlte und wir stiegen aus. Nachdem wir uns unser Gepäck geschnappt hatten und das Taxi weg war, standen wir beide nun vor dem kleinen weiß gestrichenen Haus mit den Blumen auf den Fensterbänken. 

Mein Dad lächelte konstant und man sah deutlich, dass er sich freute. "Können wir?", fragte ich. 

"Natürlich", erwiderte er. Als ich gerade meinen Finger auf die rustikale Klingel legen wollte, wurde die Tür bereits aufgerissen und meine Grannie, also Oma, rannte hinaus. Sie stürzte sich in meine Arme, dabei liefen ihr jegliche Tränen über ihr Gesicht. "Du weißt gar nicht wie ich dich vermisst habe", flüsterte sie mir ins Ohr. Sie packte mich an den Schultern und musterte mein Gesicht. 

"Du wirst von Jahr zu Jahr hübscher". 

"Danke", sagte ich. Meine Eltern haben mir schon als ich sehr klein war beigebracht, bei Komplimenten oder anderen lieb gemeinten Dingen die zu mir gesagt wurden, danke zu sagen. Egal, was ich in diesem Moment fühlte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 08, 2023 ⏰

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