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(Bild: Emily)

Am nächsten Morgen, wachte ich in einem, mir fremden, Raum auf und schaute mich um. Bis ich raffte, dass dies hier Emilys Zimmer war und diese gerade neben mir lag, dauerte es einige Sekunden und schon war ich nicht mal mehr halb so verwirrt, wie noch gerade eben. Vorsichtig versuchte ich an mein Handy zu gelangen, dabei bedacht das Rascheln der Bettdecke zu vermeiden, damit Emily nicht Grundlos aufwachte. Als meine Handyuhr aber zwei Uhr Mittags anzeigte, richtete ich mich wiederwillig auf und piepste Emily in ihre Backe, damit ich sie schlussendlich doch wecken konnte, da nun mal langsam Zeit war Heim zu gehen.

Du bist so dämlich.

Gestern wurde es etwas später, was erklärte, warum wir solange schliefen. Bei dem Lärm von Gewittern konnte ich nicht schlafen und deswegen, versuchte mich Emily, bis das Gewitter um 2 Uhr Nachts aufhörte, so gut wie möglich abzulenken, in dem sie mir peinliche Geschichten an ihrer alten Schule erzählte und dabei laute Musik laufen lies, um den Donner zu übertönen. 

Emily öffnete die Augen und knurrte ein verschlafenes "Guten Morgen". 

"Ich muss rüber." sagte ich und schlüpfte aus dem Bett. Umziehen musste ich mich nicht, da ich es abgelehnt hatte, Emilys Klamotten anzuziehen. Ich hatte mich eingeladen, bei ihr zu übernachten, da wollte ich nicht noch von ihren Kleidern schnorren. "Bleib du aber liegen und schlafe weiter." fügte ich noch hinzu als ich aus der Tür ging und sie gerade Anstalten machen wollten, aus dem Bett zu steigen. Sie nickte nur und lies sich, so müde wie sie anscheinend noch war, wieder zurück in ihr Kissen plumpsen.

Ich ging aus dem Haus, ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen und stapfte über den nassen Gehweg, rüber zu unserem Haus. Dieser Geruch von Regen lag in der Luft und von den Häuserdächern platschten noch einzelne Wassertropfen. Schnell klingelte ich, da ich keinen Schlüssel dabei hatte, doch die Tür wurde mir nicht geöffnet. Seufzend setzte ich mich auf die Treppe vor unseres Einganges und starrte auf den Steinweg, der zu unserem Haus führte. Hier sah ich meinen Das das letzte Mal. Kurz verzog ich mein Gesicht. Das Wort 'Dad' passte nicht mehr, denn mein Vater war er, für mich, schon lange nicht mehr. Ich dachte weiter über Michael, meinen Vater, nach, als mich plötzlich eine Stimme aus meinen Gedanken holte.

Kyle stand vor meinem Haus, auf der Straße, legte seinen Kopf schief und grinste mich verschmitzt an.

"Keinen Schlüssel?" fragte er.

"Nein ich sitze hier nur zum Spaß." gab ich aufgesetzt fröhlich zurück, was ihn zum Lachen brachte.

"Am montag musst du putzen nur, dass das klar ist." sagte er und legte ein Lächeln auf, auf das wahrscheinlich die Hälfte der Mädchen auf unserer Schule abfahren würden. Nur leider gehörte ich nicht zu diesen 50 Prozent.

Als er merkte, dass ich ihn ignorierte, lief er weiter und ich schenkte ihm keine weitere Aufmerksamkeit und schaute stattdessen auf mein Handy, um meinem Bruder zu schreiben.

Ich habe keinen Schlüssel und komme nicht ins Haus.

Schrieb ich meinem Bruder denn den ganzen, lieben, langen Tag vor der Haustüre zu sitzen erschien mir keine Option zu sein. Ich wartete also auf eine Antwort von meinem Bruder, spielte Candy Crush, wartete wieder und bekam nach geschlagenen 25 Minuten immer noch keine Antwort.

Tyler ich sitze alleine vor dem Haus und irgend ein kranker Pedo starrt mir die ganze Zeit auf den Arsch.

Schrieb ich nun und bekam auch keine 2 Minuten später eine ersehnte Antwort.

Bin in 5 Minuten da.
Tyler

Ich verdrehte die Augen über die Dämlichkeit, meines Bruders und auch schon wenig später kam Tyler angefahren. Er parkte sein Auto in der Garage und kam heraus gestürmt.

"Wo ist dieser Penner?" fragte er wütend, mit angespanntem Kiefer.

"Gerade gegangen." scherzte ich und konnte mir ein unterdrücktes Grinsen nicht verkneifen.

"Gut sonst hätte er richtig eine in die Fresse bekommen." grinste er, auf meinen Spaß eingehend.

Was er jedoch sagte, stimmte, denn er würde jeden verschlagen der mir etwas Böses wollte, das wusste ich. Er war nur ein Jahr älter als ich also waren wir nicht diese Geschwister die sich immer in den Arm nahmen und alle zwei Sekunden sagten wie lieb sie sich doch hatten. Bei uns lief das so ab, dass wir beide wussten, dass der eine wichtig für den anderen war - mit wem sollte ich mich denn sonst streiten? - jedoch würde das ums verrecken niemand zugeben. Vor 7 Jahren fiel mein Bruder mal die Treppe hinunter und ich hatte ihn ausgelacht mit gerade mal 9 Jahren. Jedoch war dieser Sturz, meiner Meinung nach, auch tüftig verdient, denn kurz davor hatte Tyler versucht, meinen Barbies die Haare zu kürzen, dieser Hund.  

Mein Bruder schloss nun die Tür auf und wir gingen ins Innere des Hauses. Er lief sofort in sein Zimmer und ich schnurstracks in meins. Unsere Mutter war wie so oft nicht da, weswegen mir auch vorhin niemand die Tür geöffnet hatte. Sie musste teilweise sogar Samstags und Sonntags arbeiten, was heute de Fall war.

Ich ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und erledigte die Hausaufgaben, die auf nächste Woche auf waren, was ein ziemliches Wunder war, denn normalerweise machte ich meine Hausaufgaben erst am Abend davor, im Bus, auf dem Weg zur Schule oder gar nicht. Als mein Handy jedoch klingelte, legte ich eine kleine Unterbrechung in die Mathe Aufgaben und schaute nach, wer mir geschrieben hatte.

Jess und ich kommen vorbei. Halte schonmal Gossip Girl, Pretty little liars und alles andere bereit. ;)
XxCeira

Das wurde fast schon zum Ritual, dass die Beiden jeden Samstag vorbei kamen aber heute hatte ich echt überhaupt keine Lust darauf. Heute war so ein Tag bei mir, bei dem ich am liebsten in Jogginghose, schlabber T-Shirt und Dutt auf dem Sofa liegen würde, Fernseher laufen lassen und eine Packung Chips und mich hinein stopfen würde. Dass die beiden kommen passte mir also gerade überhaupt nicht.

Zwei Minuten später klingelte es jedoch schon an der Haustüre und Ceira und Jess kamen beladen mit Popcorn und Chips herein. Ich begrüßte beide mit einer Umarmung und wir gingen nach oben, in mein Zimmer, pflanzten uns alle drei auf mein Bett und schauten alle möglichen Serien. Angefangen bei Gossip Girl bis zu Vampire Diaries war alles dabei. Tyler kam, gegen acht Uhr, kurz herein verschwand aber sofort wieder als er Jess und Ceira sah. 

"Dein Bruder sieht so göttlich aus Hann." Schwärmte Jess.

Das tat sie immer wenn sie ihn sah was mich nur zum Augenverdrehen brachte. Ich versuchte es so weitestgehend zu verdrängen, dass Jess eindeutig auf meinen Bruder stand, was nicht immer erfolgreich klappte.

"Du redest über ihren Bruder Jess." sagte Ceira genervt. Man merkte ihr an, dass es sie auch erheblich ankotzte, wenn Jess über meinen Bruder redete, möglicherweise deswegen, weil sie ihn schon seit sie drei Jahre alt war kannte, als er noch ein vier jähriger Hosenscheißer war.

Einige Sekunden herrschte Stille unter uns und nur der Fernseher spuckte Töne aus, jedoch hielt das Schweigen keine fünf Sekunden und wir alle drei brachen in schallendes Gelächter aus.

Ich liebte die beiden, denn keiner war wirklich lange sauer, ausser man hatte wirklich Scheiße gebaut, was aber glücklicherweise fast gar nicht vorkam. 

Jess und Ceira gingen jedoch, als wir, schon 6 Stunden lang, unsere Lieblings Serien geschaut hatten und ich durfte meinem Bruder eine Pizza in den Ofen Schieben. Wenn Mum nicht Daheim war, musste ich dafür sorgen, dass Tyler etwas zu Essen bekam, denn mein Bruder konnte nicht einmal, so wie jetzt, eine Pizza in den Backofen schieben und sie wieder herausholen, ohne das irgendetwas brannte oder kaputt ging.

Your Pretty Face Is Going To HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt