6 - Sechs miese Stunden und zwei Morgenmuffel

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Auch als ich am Abend in meinem Bett liege, schlafe ich nicht sofort ein wie ein Stein

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Auch als ich am Abend in meinem Bett liege, schlafe ich nicht sofort ein wie ein Stein. Meine Gedanken wollen keine Ruhe geben und geraten immer wieder in den Strudel aus Fragen, der mich seit dem Nachmittag, seit ich Reana gesehen habe, begleitet.

Was verfolgt sie damit? Warum genau hat sie diese Konversation angefangen?
Es ist aussichtslos, ich komme zu keinem Ergebnis. Egal wie ich es drehe und wende, ich finde nicht heraus, warum gerade Reana mir schreiben sollte. Und dann auch noch so oberflächlich.

Über meine Gedanken und die weiche Matratze unter mir fallen meine Augen schließlich zu und ich schlafe ein.

Am nächsten Morgen schlage ich die Augen auf und bin beinahe glücklich, bis mir einfällt, was mir gestern den Tag versaut hat. Und natürlich, dass ich heute gleich zwei Doppelstunden hintereinander mit der Schreckschraube Geschichte habe.
Das lässt meine gute Laune augenblicklich verschwinden und ich stehe bereits mit einem mürrischen Gesichtsausdruck auf.

In der Küche lasse ich mich auf den Holzstuhl fallen und werde von einer eklig gut gelaunten Ambra begrüßt.
"Guten Morgen, fratello! Na, hast du gut geschlafen?" Sie zieht jedes zweite Wort ewig lang, sodass ich dabei fast wieder einschlafe.
"Hm?", frage ich sie, da mir schon wieder entfallen ist, was sie wollte.
"Hast du gut geschlafen?", wiederholt meine Schwester sich.
"Ja, ganz gut, aber zu kurz."

Ich glaube, wir haben die Rollen getauscht. Normalerweise ist Ambra ein absoluter Morgenmuffel und ich der besser Gelaunte von uns Beiden am Frühstückstisch.

"Warum bist du eigentlich so wach und redefreudig?" Mein irritierter Gesichtsausdruck lässt Ambra grinsen.
"Ach, nichts. Weißt du, ich bin eben einfach mal gut gelaunt." Ihr Tonfall verrät mir, dass sie nicht alles preis gibt. Ambra ist morgens nie ohne einen wirklich guten Grund glücklich. Dennoch bleibe ich stumm. Wenn sie mit mir sprechen will, wird sie es tun. Hoffentlich.

Trotzdem verwirrt mich ihre gute Laune. Es ist ungewöhnlich. Vor allem in letzter Zeit ist Ambra weniger energiegeladen als sonst, obwohl ihr Maß an Optimismus immer noch unglaublich hoch ist. Meine Schwester wirkt, vor allem in den letzten Wochen, wie ein Reagenzglas mit einem Übermaß-an-Optimismus- und einem Ich-bin-unfassbar-demotiviert-Cocktail. Eine sehr widersprüchliche Kombination, die sie unvorhersehbar macht.
Leider Gottes überwiegt gerade der Übermaß-an-Optimismus Teil. Obwohl, die andere Seite auch nicht unbedingt gut ist. Vielleicht sollte sie da einen Mittelweg finden.

"Und, was steht heute so bei dir an? Gestern warst du auf dem alten Spielplatz, nicht?"
Die Frage meiner Schwester erinnert mich sowohl an den gestrigen Tag, als auch das Leid, das ich heute erfahren werde. Wenigstens kann Valentin mir in der ersten Doppelstunde beistehen, die zweite muss ich leider ohne Unterstützung überstehen. Pure Freude flutet bei diesen Gedanken meinen Körper. Nicht.
"Ich hab' heute zwei Stunden mit der Schreckschraube. Jap, gestern war ich mal wieder da. Eddy ist immer noch an der Wand", informiere ich Ambra.
In dem Moment, in dem ich es ausspreche, fällt mir auf, dass ich Ambra gestern gar nichts von meinen Plänen erzählt habe, oder doch? Also schiebe ich noch eine Frage hinterher.
"Woher weißt du eigentlich, dass ich gestern am alten Spielplatz war?"
Ambra stockt kaum merklich.
"Du Armer, ich wünsche dir jetzt schonmal buona fortuna, dass du heute Nachmittag noch lebst. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass du gestern in der Pause erwähnt hast, was du am Nachmittag machst. Oder Val hat was erzählt. Ist übrigens krass, dass niemand auf die Idee kommt, Eddy zu entfernen."
Ambra scheint sich ihrer Sache ziemlich sicher. Vielleicht habe ich gestern tatsächlich etwas gesagt und es nur wieder vergessen.

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