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San pov.

Anders als ich erwartet habe ging Wooyoung nicht von mir runter. Stattdessen saß er perplex da. Seine Pupille war geweitet, mehr als sonst. Auf irgendeine Weise, die ich nicht verstand - vielleicht war es das Werk meines Teufels - spürte ich seine Irritation.

"Hey...", murmelte ich und setzte mich schwer auf.

Ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ meine Lippen als ich an meinen Hals packte, "Das ist schmerzvoller als jeder Kater."

"Runter, Bloodsucker!", befahl ich empört, doch der Brünette schien nicht bei sich zu sein.

"War mein Blut zu süß für dich oder was? Hat dich anscheinend ganz benebelt."

Weiterhin starrte er weshalb ich mit meinem Finger vor seiner Nase herum schnipste.

"Erde an Wooyoung. Oder Hölle, beides ist mir Recht."

Ein Seufzen verließ seine Lippen als er endlich aus seinem Zustand entkam und seinen Blick auf seine Füße senkte. Zögerlich rückte er zurück auf seinen Platz und löste einen Kampf in meinem Inneren gegeneinander aus. Einerseits wollte ich ihm helfen, doch andererseits kümmerte es nicht wirklich. Wieder einmal gab es einen Kampf zwischen Mensch und Kreatur, doch diesmal ließ diese nach und verschwand. Plötzlich ließ es los und entzog mir alle Kraft. 

Mein Kopf schwirrte, doch ich kam dem Vampiren näher und betrachtete ihn.

"San ich-"

Irgendetwas war falsch. Meine Hand fasste an seinen Blazer und ich versuchte meinen fallenden Körper zu halten, doch dann ertönte ein ohrenbetäubendes Piepen und ließ mich in die Dunkelheit fallen. 

Obwohl ich mich um den Vampiren kümmern wollte, musste er sich nun um mich kümmern. Einige Sekunden hielt ich noch durch, doch danach fiel ich durch den Blutverlust in Ohnmacht. 

"SAN SAN SAN SAN SAN!",
rief ein Verrückter immer wieder als ich langsam zu mir kam.

Der Dämon in mir stärker denn je, meine Augen öffneten sich. Die Hornhaut in meinen Augen war nun Teerschwarz getränkt und meine Iris war so rot wie das Blut, welches mir heute entnommen wurde. In diesem Zustand konnten die Kopfschmerzen, die mich sonst umbringen würden, nicht mal meine Augen zukneifen lassen. Hätte ich keine abnormalen Kräfte wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Dieser verf*ckte Blutsauger musste lernen sich zu konzentrieren. Dabei war es egal wie süß ich war. Obwohl der Tod mit eher gelegen kommen würde.

Überwältigt wie eh und je setzte ich mich auf und sah wie mein Cousin seine Wunde verschloss. Edel wie eh und je waren seine Bewegungen in diesem schwarzen Anzug, welches meinem Pech ähnelte. 

Doch wo hatte er sich verletzt und wieso war er hier?

Wangen so voll, Haut so zart, Schultern breit, Haare dunkel und nach hinten gegelt, seine Mimik so wie immer ernst. Schließlich litt er sein ganzes Leben lang mehr als ich. Die Augenbrauen stets warnend hochgezogen, seine Augen gewöhnten sich an die mächtigere Kraft in ihm, wurden mit jedem vergehenden Jahr kälter.

Warte... Was redete ich nur? Anders als ich war Jongho schon immer ein Teufel, mächtig in seinem tun. Auf einer höheren Liga. Nur ich war das defekte Werk einer hoffnungslosen Lust. Liebe war es zwischen meinen Eltern ja nie. Nur mein lüstender Vater hatte sich eines Tages eine Jungfrau gesucht, die auf Übernatürliches stand.

Dunkel wurden meine Augen als ich an unsere Kindheit dachte, doch genau diese Dunkelheit in mir schützte mich und zog mich wie sonst auch in ihre Arme. Sei es vor Peinigern, vor meinem Vater oder meinem Stolz.

Es war so als wäre ich in einem klitzekleinen Raum. Die Wände rot gestrichen, mit meinen Fingern wanderte ich über die flache Oberfläche. Kalt war es und Glatt wie Metall. Kaum fanden sich meine Augen zurecht denn nur gedämmtes Licht schien rein. Gerade Mal doppelt so lang wie meine Beine war der Boden. Mein Rücken gelehnt ab eine Wand, immer die Selbe. Doch Kopf war leicht nach unten geneigt, da dieser sonst an die Decke stoßen würde. Ich war gewachsen. Früher da war es einfacher.

Starr blickte ich hier auf meine Beine und betrachtete meine schwarze Kleidung, die ich nur schwer erkannte.

Mehr war es hier nicht. Einsam war ich hier. Natürlich niemand anderes würde sich in diesen kleinen Raum zwängen. Niemals freiwillig, vor allem nicht nur mir.

So wie immer zog es mich auch nun weg von allen damit wir alleine in Zweisamkeit oder nein, Einsamkeit sein konnten. Als Kind redete ich sogar mit meiner dunklen Seite, bekam eine Antwort, obwohl wir die gleiche Person waren.

Hier in diesen vier Wänden vor denen ich anfangs Angst hatte, doch nun fürchtete ich nicht Mal mehr von der tiefsten Dunkelheit, von dem was wir immer so gerne als Böse bezeichneten. Denn ich war ab dem Moment meiner Geburt bestimmt das zu sein. Dazu bestimmt der Albtraum aller kleinen Kinder und aller jener, die sich vor einem Gott fürchteten zu sein.

Doch Wooyoung warnte es sie zu unterbrechen, meine Gedanken. Ich fiel, fiel in ihn, sackte zusammen in seinen Armen, suchte Komfort in ihm.

War er deswegen an meiner Seite?

Ich... erinnerte mich nicht mehr. Zu viel war es im Moment.

Wieso war er an meiner Seite?
Wieso wollte ich das?

"Was ist passiert?", kam mir schwer über die Lippen.

"Unwichtig. Du solltest jetzt schon arbeiten."
Als wäre nicht passiert setzte sich Jongho neben mich auf einen Stuhl. 

Ich währenddessen lag so wie es schien in seinem Büro auf einem Tisch.

Seufzend blickte der Jüngste unserer Familie und zudem unser Stolz, jedenfalls der meines Vaters, auf seine Uhr.

"Viertel vor zwei." Mit seiner Zunge schnalzte er und schlug seine Beine über Kreuz. Seine Ellenbogen waren auf der Armlehne abgestützt.

"Viertel vor zwei.", wiederholte er und ließ einen Schauder über meinen Rücken laufen.

"Dein Vater kommt. Mein Onkel." Zurecht strich er seine Kleidung und ging zur Tür.

Sofort weiteten sich meine Augen.

"Jongho nicht!", bat ich.

So konnte mich Vater nicht erblicken. Meine Krallen fuhren sich aus, Fingernägel gekrümmt, lang und schwarz, doch mindestens beruhigten meine Augen sich.

Wütend stand ich auf und spürte Woos kraftvolle Hände an meinen Armen, sollte etwas passieren würde er mich halten. "Du wagst es nicht!"

"Meine Intention war es nicht, doch wer bin ich, dass ich meinem Onkel etwas abweise oder ihm etwas verwehre. Besonders wenn es ihn interessiert", sprach der Angesprochenen monoton.

Schwer schluckte ich mit verschnellertem Atem wogegen sich mein Demone lauthals strebte. An meiner Hand hielt mich mein Verbündeter.

"Erhebe dich, San.", sprach Woo und ließ mich Nicken.

Ernst sah ich Jongho an, meinen Cousin, den ich stets unterstützte und seit dem Moment meiner Geburt liebend an seiner Seite stand. Doch war war ein Dämon nur für ein schlechter Mensch...

Vereint flüchteten wir, der Jung und ich, vor meinem Vater und begaben und dorthin, wo wir eigentlich schon sein sollten. Mindestens waren wir Wesen anders als Menschen nicht so auf den Atem beschränkt, das unser Hereilen auffallen würde. Auch unsere unmenschliche Schnelligkeit verschaffte uns Vorteile.

"Entschuldigt die Verspätung, Leute.", bat der Jung und verbeugte sich leicht bevor er mit seinem Charme jeden einzelnen in diesem Raum verführte.

Gar roch ich den für mich blumigen  Geruch, den er ausstieß. Ob er es wohl bemerkte...?

Ich räusperte mich um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. So wie Wooyoung zu handeln  brauchte ich nicht, hielt es simpler. Mit einer kleinen Handbewegung erfolgte meine Begrüßung und ich ließ mich auf meinen Platz nieder.

"Kollegen und Kolleginnen. Wir starten mit unserem Projekt.", kündigte ich an und bat einen meiner Kollegen mit einem Lächeln für den Vortrag nach vorne. "Jinyoung bitte."

Seit längerem stand das Interesse für diese Kooperation und viele Vorbereitungen wurden schon getroffen. Einer der wichtigsten war es Ideen vorzustellen. In dieser Sitzung stand dies an.

Sich etwas einfallen zu lassen war spannend, doch Vorträge waren unglaublich langweilig. Ich rollte mit meinen Augen und biss auf die Hinterseite meines Kullis während ich mich zeitgleich um meine E-Mails kümmerte.

𝐟𝐚𝐧𝐠𝐬 ꕥ ᵂᵒᵒˢᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt