74. Kapitel - Verdiente Ruhe

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Wir hatten Merry und Pippin versprochen, dass wir sie am nächsten Tag besuchen würden, doch nun hieß es für uns ausruhen. Wir hatten den ganzen Tag gekämpft und dies konnte ich in meinem ganzen Körper spüren. Die Müdigkeit umhüllte mich und als wir aus dem Zimmer von Merry gingen, entdeckte ich Aragorn und Gandalf, die mit einem Heiler sprachen. Wahrscheinlich besprachen sie die Zustände der Verletzten und noch vieles mehr. Der Mensch war als König in seine Stadt gekommen und so sah jeder zu ihm auf. Viele konnten nicht glauben, dass ein Erbe Isildurs wieder in Gondor, der Weißen Stadt, wandelte, doch genau dies war die Realität. Aragorn war über die Pfade der Toten gewandert, war seiner Heimat zur Hilfe geeilt. Einstweilen noch ungekrönt, doch schon mit den Aufgaben eines Königs umgeben. Ich hoffe, dass er bald zur Ruhe kommen würde, aber wie ich ihn kannte, würde er bis spät in die Nacht mit seinem Volk sprechen. Genauso hatte er es schon in Pelargir getan und so würde es auch jetzt tun.
Als wir durch die Häuser der Heilung schritten, bemerkte ich, dass nun weniger Kerzen brannten. Viele der Verwundeten kamen zur Ruhe und wir verließen den Gebäudekomplex. Es war Nacht und der Mond ging im Osten auf. Er stand am dunklen Himmel, schenkte uns sein Licht. Es war abnehmender Vollmond, und so beleuchteten seine Strahlen den Garten vor uns. Alles wirkte grau und orange, da Fackeln entzündet worden waren, die die Straßen der Stadt beleuchteten. Wir waren im sechsten Ring und von hier oben ließ sich nach Süden hin über die Pelennor-Felder blicken. Es ließ sich noch erahnen, wo heute gekämpft wurde, doch die Schatten der Nacht gaben sich alle Mühe, um dieses Bild zu verstecken.
Ein leichter Wind wehte hier oben, aber lange verweilten wir nicht und setzten uns in Bewegung. Gimli ging in der Mitte und wir schwiegen, zumindest bis wir von hinten Schritte vernahmen. Ich drehte mich um und entdeckte Éomer, der sich uns anschloss. Wir ließen ihn zu uns aufholen und zusammen gingen wir die Hauptstraße nach unten. Wenige Männer waren auf den Straßen zu sehen und die Stadt wirkte ruhig. Auch lag Trauer in der Luft, da viele wichtige Personen gestorben waren.
»Wie geht's der hohen Frau Éowyn?«, fragte Gimli Éomer, der schweigend neben mir gegangen war und stur geradeaus blickte. Der Zwerg schien reden zu wollen und da Legolas und ich uns mindestens noch bis zu den Zelten anschweigen würden, versuchte Gimli sein Glück mit dem Pferdeherren. Nachdem Gimlis Stimme verklungen war, ging Éomers Blick zu ihm und seine blonden Haare sahen durch die Schlacht dezent durcheinander aus. Da wir andere aber nicht besser aussahen, war es jedem egal.
»Sie wird sich von ihren körperlichen Verletzungen erholen, wenn sie es auch selbst will«, sprach der Mensch seine Antwort. Seine Stimme klang besorgt, ein wenig kühl. Gimli schien zu bemerken, dass der Pferdeherr ebenfalls nicht die beste Person war, mit der man Gespräche führen sollte, doch nun hatte sich bereits das Gespräch entwickelt.
»Sie scheint mir eine Frau mit einem eigenen Kopf zu sein, aber auch mutig«, erklang Legolas' Stimme, doch Éomer sah immer noch so aus, als ob er einen Schlag in sein Gesicht bekommen hätte.
»Mir scheint es, als würden alle meine Schwester besser verstehen, welche sie kürzer kennen als ich selbst«, er klang niedergeschlagen, aber leider entsprachen seine Worte der Wahrheit.
»Nur weil sie kämpfen will?«, fragte Gimli und war so unsensibel, wie es Zwerge eben waren. Mit seinen kurzen Beinen schritt er neben uns her und da wir langsam gingen, konnte er gut mithalten. Durch Gimlis Worte schwieg Éomer wieder und die Menschen schienen wirklich Probleme damit zu haben, dass Frauen kämpfen wollten. Mir wurde klar, dass es Éomer mehr darum ging, dass in seiner Vorstellung, die Frauen dadurch beschützt wurden und somit nur die Männer die Grausamkeiten einer Schlacht sehen müssten. Natürlich war auch dies ein falscher Gedanke, denn einen Jungen in den Krieg zu schicken, der in seinem Leben noch nie ein Schwert gehalten hatte, war genauso schlimm für mich, wie eine Schildmaid die Schlacht zu verweigern.
»Ich glaube, dass es mehr darum geht, dass eine Frau von seinem eigenen Blut kämpfen will«, meinte nun Legolas und seine Stimme klang sanft. Seine Worte verweilten in unseren Reihen, bis Éomer schlussendlich nickte. Gimli schien zu verstehen.
»Was ich gesehen habe, kann sie gut mit dem Schwert umgehen, also wo ist das Problem?«, fragte der Zwerg und durch seine Worte wurde mir bewusst, dass ich nicht viel über Zwergenfrauen wusste. Bei den Menschen war es offensichtlich, dass den Frauen das Kämpfen verboten wurde und bei den Elben machte man weniger Unterschied, wobei ich sagen musste, dass viele Elbinnen gerne der Kunst nachgingen, anstatt an Waffen zu denken. Die meisten Elbinnen, welche ich getroffen hatte, waren verträumter als die Männer gewesen, doch ich wagte keine Vermutungen über die Gemüter zwischen Mann und Frau unter dem Elbenvolk aufzustellen. Jede Person war als ein Individuum zu betrachten. Ebendeswegen gab es unter den Männern auch zahlreiche Gelehrte.
»Wie ist dies denn bei den Zwergen?«, fragte ich und Gimli sah mich an, dann lachte er plötzlich.
»Oh, Außenstehende können unsere Frauen gar nicht von uns Männern unterscheiden! Wie du ja weißt!«, lachte er, »Nur ein Drittel meines Volkes sind Frauen und sie sind so eigensinnig, dass niemand ihnen etwas vorschreiben kann. Sie heiraten erst spät, gehen selten auf Reisen. Sie üben ihre eigenen Tätigkeiten aus und sind strenge Mütter, wenn sie Kinder bekommen«, erklärte der Zwerg und wenn Gimli meinte, dass man Zwergenfrauen nicht von Männern unterscheiden konnte, dann müssten sie auch Bärte tragen. Es war ein komischer Gedanke und ich beschloss, es dabei zu belassen, da in meinem Volk nicht einmal Männer Körperbehaarung aufwiesen.
»Aber wir haben ja über die hohe Frau Éowyn gesprochen«, begann Gimli wieder und wir erreichten den dritten Ring, »Sie wird sich bestimmt erholen und jetzt bist du König, so liegen die Entscheidungen bei dir.«
»Dies ist mir bewusst, doch wie kann man einer Person etwas erlauben, wenn man selbst die Schatten des Krieges gesehen hat?«, fragte er und um ehrlich zu sein, wollte ich nicht in seiner Haut stecken. Er hatte heute viel durchmachen müssen und jetzt war es immer noch nicht vorbei. Er war gerade König geworden, müsste sich um alles kümmern, was damit verbunden war. Viele seiner Männer waren gestorben und weitere würden folgen. Die Lazarette waren voll und gewiss würde man nicht jedem helfen können.
Die Verluste auf unseren Seiten waren bereits bekannt; bei den Rohirrim gab es zweitausend Verletzte und Tote und zweitausendfünfhundert tote und verwundete Pferde. In Gondor würden sich die Zahlen ähnlich halten. Wie viele Männer Angbor verloren hatte, war mir nicht bekannt, noch nicht.
»Ich würde einfach mit ihr reden, wenn es ihr besser geht«, sprach ich ruhig, »Hier über sie zu reden, bringt uns nicht weiter, wenn wir ihr Inneres nicht verstehen.«, kurz darauf erreichten wir den nächsten Ring und Éomer nickte, dann wandte er sich an mich. Ich hob eine Braue, da ich nicht wusste, was nun seinen Mund verlassen würde.
»Kann ich dich fragen, warum du kämpfst, obwohl du es nicht musst, Lithil?«, klang seine Frage und interessanterweise sah auch Gimli zu mir herüber. Legolas wusste meine Antwort bereits und auch war die Luft zwischen uns noch angespannt. Unsere beiden Egos konnten schnell eingeschnappt sein und ich erinnerte mich, dass wir nach einem Streit schon einmal acht Monate nichts mehr miteinander gesprochen hatten. Für uns Elben eine kurze Zeit, doch ohne mit Legolas zu sprechen, hatte sich diese Zeit wie Jahre angefühlt.
Ich warf meine Gedanken an den Elben, der übrigens immer noch meinen Bogen samt Köcher trug, beiseite und erhob meine Stimme: »Zum einen hat mich die Kampfkunst interessiert und zum anderen verstehe ich mich gut mit Kriegern, anstatt mit Gelehrten oder Elben, die sich der Kunst widmen. Auch wollte ich mich selbst verteidigen können«, war meine Antwort und Gimli nickte kräftig.
»Stimmt, eine Poetin ist die liebe Lithil nicht und generell hat sie einige männliche Züge!«, lachte der Zwerg und mein Blick schnellte zu ihm. Legolas beruhigte seine zuckenden Mundwinkel und Éomer hatte laut die Luft eingesogen.
»Willst du damit sagen, dass ich aussehe wie ein Mann?«, fragte ich nach und verschränkte meine Arme vor meiner Brust, was ich sofort bereute. Ein Schmerz durchzog meine rechte Schulter und schnell nahm ich meine Arme hinunter. Zu meinem Leidwesen hatte Legolas bemerkt, dass ich mein Gesicht verzogen hatte, und ich verfluchte ihn innerlich, hoffte, dass ihn meine Blicke töten würden. Auch verfluchte ich den Trank, den mir die Heilerin gegeben hatte, der nicht geholfen hatte.
»Äußerlich vielleicht nicht, aber von deiner Persönlichkeit, ja«, sprach Gimli ganz trocken und ich war kurz davor, ein zuckendes Auge zu bekommen.
»Rede weiter und draußen finde ich sicher einen Graben, in den ich dich hineinwerfen kann und aus dem du allein nicht mehr herauskommst!«, drohte ich ihm, zeigte mit meinem Finger auf sein Gesicht.
»Du unterstützt meine Theorie mit deinen Worten nur noch mehr, weißt du?«, meinte er und ich rollte übertrieben mit meinen Augen, seufzte tief.
»Tut mir leid, dass nicht alle Frauen gerne mit einem geraden Rücken und Kleidchen durch die Gegend laufen wollen, wobei sie immer auf ihre Sprache achten. Wenn wir ehrlich sind, jeder, der schon ansatzweise mit dem weiblichen Geschlecht zu tun hatte, sollte dies wissen. Aber wie du bereits gesagt hast, sind die Frauen deines Volkes ja so wie Männer, dann wundert es mich nicht, dass du auch männliche Eigenschaften in mir findest«, den letzten Teil hatte ich ganz ruhig gesprochen und nickte folgend Gimli provozierend zu.
»Sag' nichts gegen die Frauen meines Volkes!«, hisste er und seine dunklen Augen sahen zu mir nach oben.
»Dann streite mir meine Weiblichkeit nicht ab!«, hisste ich zurück und bevor wir uns beide noch weiter in die Höhe brachten, sprach Éomer: »Ihr solltet es dabei belassen, jedoch danke ich euch allen, dass ich mit euch meine Sorgen bereden konnte.«, danach nickten der Zwerg und ich uns widerwillig zu und Legolas erhob seine Stimme: »Für diese Zeiten kennen wir uns schon lange und natürlich geben wir dir unseren Rat, Freund Éomer. Was du damit machst, musst du entscheiden, denn du fragst sogenannte Anderlinge, wie uns dein Volk nennt. Im Zwergen- wie im Elbenvolk wirst du keine genauen Antworten finden, nur Rat«, seine Worte klangen weise. Wir drei konnten dem Menschen nämlich nicht helfen, was er mit Éowyn machen sollte, da wir mit seinem Volk wenig vertraut waren.
»Vielleicht löst sich das Problem ja von selbst«, begann Gimli wieder und wir erreichten das Stadttor. Es war zertrümmert, doch die großen Trümmer waren bereits auf die Seite geräumt worden, sodass man ohne Probleme aus- und eingehen konnte.
»Wie sollte sich das sogenannte Problem lösen?«, fragte der Mensch und schien bereits Zwergen-Unsinn zu erwarten. Er wurde nicht enttäuscht, denn so sensibel wie Gimli war, klärte er seine tiefe Stimme: »Sie hat einen schweren Schlag erlitten und wer weiß, ob sie ihren Schwertarm je wieder benutzen kann. Und seht mich alle nicht so an, es ist die Wahrheit!«, verteidigte er sich folglich und ich musste mir eingestehen, dass er recht hatte. Wir wussten nicht, wie viel Schaden sie erlitten hatte und welcher davon wieder ganz heilen würde.
»Zuerst einmal zählt, dass sie am Leben ist«, meinte ich streng, »und wie bereits gesagt, man sollte mit ihr sprechen. Habe ich schon probiert und es ist mir damals in Edoras ziemlich leichtgefallen.«, danach erreichten wir den äußeren Teil der Stadt und draußen war für die ganze Armee Zelte aufgebaut worden.
Meine Worte waren mürrisch gewesen und dies hatten auch die anderen mitbekommen. Sagen taten sie nichts und auch wollte ich mich nicht länger mit diesem Thema beschäftigen. Es würde mir nur Kummer bringen und immerhin hatten wir heute eine große Schlacht für uns entschieden. Ich sollte mich nicht mit den Angelegenheiten der Sterblichen beschäftigen, wenn dieses Problem mit einem Wimpernschlag der Zeit für mich vergessen wäre. Trotzdem fiel es mir nun schwer, meine normale Philosophie beizubehalten. Vielleicht, weil mich Éowyn an mich selbst erinnerte und es schwerer war, sich selbst den Rücken zuzuwenden, und weil ich Éomer in der letzten Zeit gern gewonnen hatte. Doch auch konnte ich dagegen nichts unternehmen – zuerst müsste Éowyn selbst gesund werden und dies konnte sie nur ganz allein. Niemand könnte ihr dabei helfen, mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen, die sie lange zurückgehalten hatte.
»Stimmt, heute ist viel geschehen«, erklang die Stimme von Legolas, »Eine entscheidende Schlacht war diese.«
»Wohl wahr, und doch muss noch viel getan werden«, sprach Éomer und wir blieben an einem Zelt stehen, »In den nächsten Tagen wird es viel zu besprechen geben, doch auch in dieser Schlacht war ich froh, dass wir alle wieder Seit an Seit gekämpft haben. Eure Ankunft im Harlond hat vielen von meinen Männern Mut gegeben, den wir noch in der letzten Schlacht brauchen werden.«
»Uns hat es wie immer Freuden bereitet, zu kämpfen, sowie meiner Axt!«, lachte Gimli, »Obwohl mir unsere Anreise weniger gefallen hat.«, er musste an die Armee der Toten denken.
»Eine Anreise, über die lange noch gesungen wird«, Éomer nickte, »Ich muss jedoch langsam zu meinen Männern und wir alle sollten ruhen. Bei ein paar Bier höre ich mir gerne diese Geschichte in Zukunft an, Herr Gimli.«, gegen Ende funkelten seine Augen kurz auf. Gimli verstand ebenso seine Anspielung und sofort bekam Éomer ein Augenrollen von ihm, doch dieser verschwand lachend in den Reihen der Zelte. Wir sahen ihm nach, bis ich mich das erste Mal wieder an Legolas wandte. Genauso wie ich es vorausgesehen hatte, würden wir bei den Zelten unser Schweigen brechen, da ich gerne meinen Bogen und Köcher wiederhaben wollte.
»Kann ich meine Waffen haben?«, fragte ich mit ausgestreckter Hand und unsere Blicke trafen aufeinander. So unreif wie der blonde Elb war, glitzerten seine Augen vergnügt, da ich zuerst gesprochen hatte. Ich unterdrückte ein Seufzen.
»Natürlich kannst du sie haben«, sagte er normal und reichte sie mir. Ich spürte Gimlis Blick, der abwechselnd auf uns beiden lag, und er schien sich zu fragen, wie meine Schulterverletzung zu einer solchen Situation ausgeartet war.
»Bitte klärt eure Prioritäten!«, meinte er und somit hatte er einen Fehler begangen. Sofort schnellten unsere beiden Blicke nach unten zum Zwerg und gleichzeitig sprachen Legolas und ich: »Misch' dich nicht ein!«, doch damit entlockten wir dem Zwerg nur ein weiteres Lachen. Anschließend sahen Legolas und ich uns wieder an, da wir gleichzeitig gesprochen hatten, doch ich schüttelte nur meinen Kopf, beließ es dabei.
Folglich wünschte ich den beiden eine gute Nacht, doch zuvor wollte Gimli noch etwas wissen: »Wir haben die wichtigste Frage des Tages vergessen, und zwar: Wie viele Feinde zählt ihr beiden Spitzohren?«, er hatte seine Arme vor seiner kleinen, breiten Brust verschränkt und Legolas fragte, mit einem bösen Lächeln: »Zählen jetzt die Mûmakil?«, und Gimli rümpfte die Nase.
»Nun, als ein Feind und die Haradrim, die vom Rücken geflogen sind, zählen nur, wenn sie vorher schon tot waren«, stellte er klar und ich rollte mit meinen Augen.
»Ich muss euch ehrlich sagen, dass ich die genaue Anzahl nicht weiß«, gab ich zu und in der Tat hatte ich irgendwann aufs Zählen vergessen, auch wusste ich nicht, wie viele Orks ich nach Halbarads Sturz getötet hatte, »Ich schätze aber so zweihundert und etwas.«
»Ja, dann bist du trotzdem aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Nur die wahre Anzahl zählt«, meinte Gimli und ich hob eine Braue.
»Dir ist schon bewusst, dass ich auch einfach eine Zahl erfinden kann, oder?«, fragte ich, doch er schnalzte mit seiner Zunge.
»Nun, jeder hat seinen Stolz und niemand würde sich selbst belügen.«, und da hatte er recht. Lieber gewann ich durch meine eigenen Fähigkeiten, anstatt durch eine Lüge zum Sieg zu kommen.
»Fein, dann bin ich draußen, macht euch den Sieg unter euch aus. Ich bin müde und möchte endlich frische Kleidung haben.«, danach ging ich in ein Zelt, wo jemand bereits meine Sachen von den Satteltaschen gebracht hatte. Auf dem Weg hörte ich noch, dass dieses Mal Legolas die Wette gewonnen hatte, was bei seiner heutigen Leistung kein Wunder war. Er hatte fabelhaft gekämpft und somit hatte er sich den Sieg verdient, was ich ihm natürlich nicht sagen würde.

In einem Zelt angekommen, welches ich ganz für mich allein beanspruchte, entledigte ich mich meiner Kleidung, die schon bessere Tage erlebt hatte. Unter leichten Schmerzen zog ich meine Tunika aus, die zerschnitten war. Ich warf sie in eine Ecke, danach entledigte ich mich meines ledernen Unterhemdes und meine Hose landete am Boden, als ich meine Schuhe ausgezogen hatte. Infolgedessen machte ich mich sauber und es fühlte sich großartig an, Blut und Schweiß von meinem Körper zu waschen. Wie üblich schien es, dass jedes Zelt einen Eimer Wasser bekommen hatte, und nachdem ich sauber war, fischte ich aus einer von meinen Satteltaschen neue Kleidung heraus, die ich von der Hornburg mitgenommen hatte. Als ich die Satteltaschen musterte, fiel mir ein, dass ich morgen Maiden suchen müsste. Ich wusste nicht, was aus der Stute geworden war, nachdem Halbarad mit ihr im Hafen angekommen war, doch ich bezweifelte, dass sie danach noch einmal in die Schlacht geritten war. Wahrscheinlich stand sie bei den anderen Pferden, doch morgen würde ich es erfahren. Auch würde ich Halbarad suchen gehen, da ich heute keine Zeit mehr gefunden hatte.
Mit diesen Gedanken schlüpfte ich in eine hellbraune Tunika und in eine weite Hose, die mir sogar passte. Unten war sie etwas weit, doch ich könnte sie ohne Probleme in meine Stiefel stopfen. Es fühlte sich gut an, frische Kleidung zu tragen und allen Dreck vom Körper zu haben. Als ich wenig später meine Haare öffnen wollte, bemerkte ich, dass ich sie zwar mit einer Hand aufbekam und kämmen konnte, doch wenn ich nicht mit komplett offenen Haaren die nächsten Tage durch die Gegend laufen wollte, müsste ich sie entweder unter Schmerzen flechten und mehr Schaden an meiner Schulter riskieren, oder über den Schatten, sehr großen Schatten, meines Egos springen und Legolas um Hilfe bitten. Schon jetzt, während ich Strähne für Strähne meines Haars löste, gefiel mir der Gedanke, dass ich mir meine Verletzung eingestehen müsste, gar nicht. Ich hatte zu viel Stolz und dies war pure Realität.
Als ich meine Haare fertig gekämmt hatte, fielen sie mir bis zum Ende meines Oberkörpers und obwohl ich am liebsten schlafen wollte, müsste ich noch meine Waffen reinigen. Mit Widerwillen griff ich nach meinem Lederharnisch und entnahm meine sechs Wurfmesser, von denen ich drei benutzt hatte. Danach reinigte ich sie und wischte das Blut von meinem Harnisch ab. Ich tunkte einen Lappen ins Wasser, wrang ihn aus und säuberte das dunkle Leder. Fertig damit, legte ich ihn in eine Ecke des kleinen Zeltes und die Wurfmesser daneben. Danach reinigte ich meine beiden Dolche. Im dunklen Zelt konnte ich immer noch den blanken Stahl funkeln sehen. Ich reinigte die Scheiden der Dolche und legte auch die Waffen sauber neben die restlichen. Dann folgte mein Schwert, dessen Schwertscheide und mein Köcher und Bogen. Letztere beiden waren leicht zu reinigen, da ich mit dem Lappen darüberfuhr. Ich stellte fest, dass ich sogar noch einige Pfeile hatte. Ich hatte, im Gegensatz zu Legolas, nicht alle verschießen können.
Deshalb verstaute ich die hell gefiederten Pfeile im sauberen Köcher und stellte ihn neben den bereits sauberen Bogen. Danach fuhr ich mir durch mein Gesicht und reinigte meine Schuhe, die ich mir schnell anzog. Infolgedessen schnappte ich mir den Eimer und trat aus dem Zelt. Die Luft war kühl und nur mehr wenige Soldaten waren auf. Die Luft roch immer noch verbrannt und nach Blut, doch meine Nase hatte sich bereits daran gewöhnt. Hinter dem Zelt entleerte ich den Eimer und stellte ihn vor das Zelt. Die Zelte waren etwas größer als ein Mann und schienen von den Rohirrim zu stammen. Jedoch entdeckte ich auch Zelte in anderen Farben, die von Gondor oder Angbors Männer stammten. Die ganze Armee lagerte vor der Stadt und der Mond stand indessen hoch am Himmel. Kurz blickte ich nach oben und musterte die Sterne, die überall in Mittelerde gleich aussahen. Es war eine wolkenlose Nacht und die kleinen weißen Punkte spendeten dem Mond Gesellschaft. Der Himmel sah friedlich aus, trotzdem schwebte er über einer Welt, die im Krieg stand.
Ich wandte mich schlussendlich ab, schritt zurück ins Zelt. Aus der Satteltasche fischte ich meine Decken heraus und schnappte den Elbenmantel, der übrigens leicht zu reinigen gewesen war. Ich legte mich schlussendlich in eine Ecke und konnte mit meinem Talent sofort einschlafen.

Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff / Teil 1 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt