Da bin ich wieder! Diesmal etwas mehr in Richtung Historischer Roman, aber vorallem Romantik. Und ich konnte nicht wiederstehen, eine minimale 'Howl's moving Castle'-Anspielung zu machen.
Das Cover ist von @_Coldrose_
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Die sonst so belebten Straßen der Stadt Deerston waren wie leer gefegt. Die Menschen sammelten sich heute am Marktplatz und feierten die Gründung der Stadt. Nein, sie feierten Baron Nathaniel Greaves, war die Meinung der Magd Elizabeth Carter. Sie hasste das Adelshaus und war eine der wenigen, die sich das Spektakel des Tages entgehen ließen.
Elizabeth Carter war einundzwanzig, und die Leute sagten jeden Tag, das diese wunderbare Schönheit doch unmöglich ledig sein könnte. Doch Elizabeth machte sich nichts aus den Kommentaren der Leute.
Da ihr am heutigen Tage freigegeben wurde -und ihre Arbeitgeber selbst faulenzten- saß sie im Hinterraum des kleinen Hauses ihrer drei Jahre jüngeren Cousine Maria und machte dieser die Haare.
"Du kannst das so gut, Elizabeth! Ich danke dir!", rief Maria nachdem Elizabeth damit fertig war, kleine Strähnen in den Zopf der Cousine zu flechten. "Das war doch selbstverständlich. Jetzt beeil' dich lieber, sonst verpasst du noch alles!", riet Elizabeth ihr lächelnd.
Maria sah sie besorgt an. "Bist du sicher, das du nicht doch mit möchtest? Lass deine Schönheit doch nicht hier verkümmern und bleibe auf ewig so eine kleine graue Maus!"
"Ach wo. Du weißt, ich mag solche großen Veranstaltungen nicht", meinte Elizabeth und gab ihrer Cousine den weißen, mit Perlen bestickten Hut.
Maria machte es Spaß, sich herauszuputzen und ihr Talent dabei, ließ sich wiedermal gut feststellen.
Sie trug ein weißes ärmelloses Kleid, das trotz der vielen Schichten Tüll, nicht zu aufgebauscht aussah. Ihre schlanken Arme hatte sie ebenfalls in weiße Handschuhe gehüllt und der Hut harmonierte perfekt mit ihren haselnuss-braunen Haaren.
"Nun gut, ich muss los. Aber bitte pass auf dich auf, solange ich weg bin", sagte Maria noch schnell und rauschte aus dem Häuschen heraus.
Elizabeth hatte die Warnung ihrer Cousine für einen Scherz gehalten, doch bald stellte sich heraus, dass sie besser auf Maria gehört hätte.
Denn genau in diesem Moment, als Elizabeth ein paar Schritte auf die Straße ging, preschte eine prachtvolle Kutsche an ihr vorbei, die man augenblicklich als die Kutsche des Barons identifizieren konnte, und hätte Elizabeth beinahe umgerissen.
Schnell sah sie nach oben und sah zufällig direkt in die grünen Augen des Barons. Es handelte sich allein um eine Sekunde, gar weniger, und doch hielten die beiden den Blickkontakt.
Dann war es vorbei, die Kutsche raste weiter und Elizabeth sah ihnen verächtlich nach.
°°°°°
Nathaniel Greaves sah gelangweilt aus dem Fenster, während die Kutsche über die Straßen ruckelte.
Plötzlich, gerade als sie um eine Kurve kamen, traf sein Blick den, einer jungen Frau. Sie besaß langes, tiefbraunes Haar und trug ein schlichtes dunkelblaues Kleid.
Nathan meinte, in ihren Ozean-blauen Augen, Hass aufglimmen zu sehen, doch hielt er ihrem Blick stand.
Sie war eine beeindruckende, kalte Schönheit, der -da war Nathan sich sicher- viele Männer und Frauen verfielen. Und auch er fühlte sich der Unbekannten merkwürdig hingezogen.
Als sie wieder aus seinem Sichtfeld verschwunden war, wandte er sich an den kleinwüchsigen, in die Tage gekommenen, Mann vor ihm.
"Kanntet ihr diese Frau eben?" Der Mann nickte leicht. "Wenn ich mich richtig erinnere, ist sie eine Magd, die in diesem Viertel hier lebt. Interessiert sie euch?"
Oft ärgerte Nathan sich über die Fragerei, doch es war nun mal Zeit für ihn, eine Braut zu finden und den Leuten war jede Recht, wenn man es schaffte ihre Herkunft zu verheimlichen und sie halbwegs hübsch war.
"Vielleicht."
°°°°°
Gegen Abend saß Elizabeth auf ihrem Lieblingssessel und verschlang das Buch vor sich geradezu. In solchen Momenten kam sie sich wie eine alte Frau vor, die nicht mehr aus dem Haus kam und den ganzen Tag einsam in ihrem Haus saß.
"Elizabeth!", ertönte da die Stimme von Maria und sie stürmte in die Stube. Ihre Wangen waren vor Aufregung rosa gefärbt.
"Ach wärst du doch nur da gewesen! Ich habe ihn gesehen! Den Baron! Ach, er ist so ein attraktiver Mann!", schwärmte Maria und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
"Oh, bitte, Maria. So umwerfend kann er doch gar nicht gewesen sein.", meinte Elizabeth und legte ihr Buch beiseite. Lieber verheimlichte sie ihrer Schwester die heutige Begegnung.
Genau in diesem Moment ertönte ein lautes Klopfen. Elizabeth ging zur Tür und öffnete diese. Vor ihr stand ein, ihr unbekannter Mann. Klein, mit grauen Haaren sah er sie prüfend an.
"Sie ist es!", rief er und Elizabeth sah ihn ratlos an. "Und wer bitte sind sie?"
"Oh, bitte verzeihen sie. Mein Name ist Piers Leighton und ich komme in Auftrag des Barons.", sprach der Mann mit seiner kratzigen Stimme.
Maria, die hinzugetreten war, schnappte nach Luft. Elizabeth indes, hob eine Augenbraue. "Bitte begleiten sie mich! Der Baron verlangt nach ihnen und schlimmstenfalls muss ich sie zwingen."
"Da habe ich wohl keine Wahl.", sagte Elizabeth. Es schockte sie selbst, das sie so wenig Gegenwehr zeigte. Sie folgte Mr Leighton aus dem Haus -umarmte vorher noch kurz ihre Cousine- und stieg in die Kutsche.
Maria indes, stiegen Tränen in die Augen. "Das wird schon alles gut.", meinte Elizabeth lächelnd. "Was wird der Baron schon groß von mir wollen."
"Wenn du meinst...", seufzte Maria. "Bitte pass gut auf dich auf."
Als der Wagen sich in Bewegung setzte, bekam Elizabeth zum ersten Mal an diesem Tage, Angst. Angst vor dem was passieren würde, was der Baron von ihr wollen würde.
Und so verschwand die Kutsche in der Dunkelheit der Nacht, in Richtung des anmutigen Herrenhauses.
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Rosengarten - Zwischen Liebe und Hass
Historical FictionElizabeth wich zurück und starrte ihn mit abgrundtiefen Hass in den Augen an. Nathan nahm ihre Hand und strich Elizabeth mit der anderen über die Wange. Die Worte verließen sie ganz von selbst. "Ich hasse euch." "Du weißt, dass das den Leuten völlig...