IV

21 6 20
                                    

Nervös schritt Elizabeth in Richtung des Salons. Zwar dachte sie, es wäre ihr gleichgültig und doch wollte sie einen guten Eindruck bei Nathan's Eltern machen. Und zu spät kommen, war kein Zeichen guter Manieren. 

So lief sie also durch den vermeintlich leeren Gang und stoppte noch rechtzeitig, bevor sie mit einer Frau zusammengestoßen wäre.

Überrascht sah sie der Fremden in die Augen und erschrak, ob der Ähnlichkeit zu Nathan.

Sie besaß das gleiche gold-blonde Haar, in welches sich schon wenige graue Strähnen geschlichen hatten, das zu einer eleganten Frisur hochgesteckt war, und die Züge ihres markanten Gesichts waren eindeutig mit denen Nathans zu verbinden.

"Oh! Nun, du musst die Braut meines Sohnes sein. Ach wie bezaubernd!", riss die Dame Elizabeth aus ihren Gedanken. Elizabeth fühlte sich augenblicklich wohl in der Nähe von Nathan's Mutter, die ganz anders schien als ihr kaltherziger Sohn.

"Mein Name ist Amalia, Schätzchen. Schön dich kennenzulernen!" Noch immer leicht überrumpelt, lächelte Elizabeth sie strahlend an und schüttelte ihr die Hand.

"Ich bin Elizabeth. Ich hoffe doch, es ist nicht allzu schlimm, dass ich länger gebraucht habe als erwartet!" Amalia winkte ab. "Ach wo. Ich bin nicht so auf Pünktlichkeit fixiert wie Nathan. Komm, er wartet sicher bereits."

Amalia zog Elizabeth, die mit ihren hohen Schuhen fast stolperte, zum Salon und schlug kraftvoll die Tür auf.

"Nathan, wirklich. Dieses Mädchen ist viel zu gut für dich! John, sieh sie dir doch mal an! Sie ist so bezaubernd! Viel zu gut für unseren Sohn.", schwafelte die Frau darauf los und Elizabeth sah verlegen beiseite, doch die bösen Blicke Nathans entgingen ihr nicht.

Gegenüber des schlecht gelaunten Barons, saß ein etwas, in die Tage gekommener Mann, der ebenfalls gewisse Ähnlichkeit mit seinem Sohn aufwies, wie die undurchdringliche Miene und die analytischen Augen.

"Sie sieht intelligent aus.", war die karge Antwort. "O, bitte, John. Das kannst du so doch überhaupt nicht beurteilen. Aber sie ist so viel liebenswürdiger als ich es mit erträumt hätte!", schwärmte Amalia weiter.

Elizabeth suchte verlegen neben Nathan Platz. Sie wusste nicht was sie mit den ganzen Komplimenten anfangen sollte und ob der griesgrämige Vater dasselbe gute Bild von ihr haben würde, wagte sie zu bewzeifeln.

"Meine Mutter scheint dich zu mögen.", stellte Nathan flüsternd fest, nachdem Elizabeth neben ihm Platz genommen hatte und Amalia noch immer auf ihren Ehemann einredete.

"Scheint so.", antwortete Elizabeth und wagte es nicht, ihren Blick zu heben. Sie sorgte sich, was Nathan nun wohl dachte. Vielleicht dachte er, Elizabeth möge sich nur bei den Eltern einschmeicheln, um ihn schlechter dastehen zu lassen, doch das war keineswegs Elizabeths Plan gewesen.

Nachdem die Vier sich ausgetauscht hatten und es Elizabeth so schien, als hätte das Ehepaar nun wirklich großen Gefallen an ihr gefunden, stand Amalia auf und bat die junge Frau, mit ihr zu kommen.

Schweigend liefen die Beiden bis zu einem großen Tor und was sich hinter diesem befand, verschlug Elizabeth die Sprache. Es war ein gewaltiger Garten, wobei Garten der falsche Ausdruck war. Vielmehr war es ein verschlungener Pfad unter freiem Himmel, der zu allen Seiten von Rosen umrahmt war und sich in vielen Wirrungen verlor.

Sofort packte Elizabeth das Verlangen, stundenlang in diesem Garten umherzulaufen und ihn niemals wieder zu verlassen. "Wunderschön.", hauchte sie und Amalia nickte. "Früher war das der Lieblingsort meiner Wenigkeit und Nathans. Doch irgendwann kam er nicht mehr hierher und würden sich nicht noch immer Leute um diesen Garten kümmern, wäre er schon lange verkommen."

Als Elizabeth kurz zu der Lady sah, begriff sie, wie viele Erinnerungen wohl mit diesem Ort verbunden sein mussten und schwieg. Amalia lief langsam in das Rosen-Labyrinth und Elizabeth folgte ihr selbstverständlich.

Schließlich kamen sie zu einem Stuhl. Man hätte ihn für einen einfachen, alten Stuhl halten können, doch waren kleine Rosen daran befestigt. Die Rosen wirkten alt und vertrocknet, doch zogen sie Elizabeth auf eine Art und Weise an, die ihr selbst unbekannt war.

"Elizabeth, ich habe eine Bitte." Überrascht sah Elizabeth zu Amalia. "Bitte kümmere ich dich um diesen Garten. Und um meinen Sohn. Ich weiß dass er oft arrogant und eingebildet ist, aber..."

Amalia nahm Elizabeth's Hände. "Eigentlich hat er ein weiches Herz. Seit einem gewissem Zeitpunkt, hat Nathan sich enorm zurück gezogen, also bitte kümmere dich um ihn." Elizabeth hätte gern gewusst, wovon Amalia redete, doch sie wusste, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, also beließ sie es bei einem ernsten Nicken.

"So, ich denke John und ich müssen gehen. Ach ja, kannst du Nathan ausrichten, ich werde Lily für einige Zeit hierher schicken? Vielleicht hält sie es diesmal ja länger aus.", kicherte Amalia und eilte bereits ins Gebäude zurück.

Nach einiger Zeit erschien Nathan und kurz loderte Wut in seinen Augen auf. "Was machst du hier?", fauchte er und Elizabeth antwortete knapp: "Deine Mutter hat mich hierher gebracht."

"Und ich soll dir ausrichten, Amalia schickt für einige Zeit Lily hierher." Da Elizabeth fast genauso groß war, wie Nathan, konnte sie genau sehen, wie er erbleichte.

Rosengarten - Zwischen Liebe und HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt