Kapitel 1
Die Geschichte, die ich euch jetzt erzählen werde, ist so unglaublich, dass ich es nur zu gut verstehen könnte, wenn ihr mich für einen Spinner haltet. Irgendwie bin ich das ja auch. Womöglich ist genau das der Grund, warum so etwas ausgerechnet mir passieren musste...
Es begann alles an einem warmen Sommernachmittag mitten im Juli. Noch war die Hitze zu ertragen, aber die Wettervorhersagen kündeten eine Flut aus Schweißausbrüchen für den August an. Glücklich konnte sich schätzen, wer ein gut funktionierendes Kühlsystem im Haus hatte. In meiner alten Wohnung wäre ich wohl nach zwei Tagen gestorben, aber das brauchte mich jetzt nicht mehr zu interessieren. Heute war der Tag, an dem ich inmein Loft, das ich mir in der alten Spraydosenfrabrik eingerichtet hatte, einziehen würde.
Unruhig lief ich im Innenhof des Gebäudes auf und ab, darauf achtend, keine der zahlreicheren seltenen Pflanzenarten zu zertreten.
Das Brennende Adonisröschen, die Schwarze Akelei... sogar der Kanarische Fingerhut fühlte sich hier wohl. Und das, obwohl es diese Gewächse in diesem Landstrich überhaupt nicht geben dürfte. Schon gar nicht in einer Großstadt. Und noch viel weniger auf einem Grundstück, auf dem jahrelang mit gefährlichen Chemikalien gearbeitet worden war. Und doch waren sie da und gediehen prächtig. Genau das war für mich der Grund gewesen, um mich für den Erhalt des halb verfallenen Fabrikgebäudes einzusetzen. Ein Abriss hätte den Garten zerstört, den sich Mutter Natur allen Widrigkeiten zum Trotz hier erschaffen hatte.
Ich hörte, wie sich ein Wagen näherte und blieb stehen. All meine Muskeln verkrampften sich und ich starrte wie gebannt auf das Tor, das zur Straße hinaus führte. Mein Herz raste wie wild und meine Ohren waren so gespitzt, dassmein Trommelfell sicher einfach zerreißen würde, wenn jemand neben meinem Kopf mit den Fingern schnippen würde. Der Wagen kam immer näher. Er schien langsamer zu werden. Gleich würde ich ihn sehen können. Nur noch wenige Sekunden. Endlich tauchte die Schnauze eines grauen BMWs am linken Rand des Tors auf und... fuhr vorbei. Genau wie die letzten 50 Autos auch. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung lies ich die Schultern wieder sinken. Es klang vielleicht lächerlich, aber obwohl ich auf sie wartete war ich für jede Sekunde dankbar, in der sie noch nicht da war. Dabei gab es überhaupt keinen Grund, Angst vor ihr zu haben. Zumindest hoffte ich das. Genau genommen kannte ich sie noch gar nicht. Wir hatten nur ein paar Mal telefoniert. Ich erinnerte mich noch zu gut an ihren ersten Anruf. Es musste in etwa drei Uhr morgens gewesen sein, als das unmelodische Klingeln meines Handys mich aus dem Schlaf gerissen hatte.
"Ich werde dir den Umbau der Fabrik in ein Loft finanzieren. Und ich werde gemeinsam mit dir dort wohnen."
Ich wusste nicht, welcher Teufel mich geritten hatte, einer vollkommen Fremden, die sich noch nicht einmal vorgestellt hatte, zuzustimmen.
Vielleicht war es einfach die Müdigkeit gewesen. Vielleicht war es aber auch der Ton, in dem sie mir ihr Anliegen kund getan hatte. Nein, Anliegen war das falsche Wort. Es war ein klarer Befehl gewesen. Genauso wie alles, was sie mir bei darauf folgenden Telefonaten gesagt hatte, ein Befehl gewesen war. Sie hatte die komplette Bauleitung übernommen, ohne auch nur ein einziges Mal vor Ort gewesen zu sein. Und ich hatte einfach alles so gemacht, wie sie es wollte. Nicht, dass ich mit dem Ergebnis nicht zu frieden wäre. Es ist alles großartig geworden. Von der Elektronik bis hin zur Einrichtung war alles absolut perfekt. Aber irgendwie war es schon krank, dass ich einer Frau, die ich noch nie gesehen hatte, blind vertraut hatte. Der Moment, in dem ich im Innenhof der Fabrik stand und auf sie wartete war tatsächlich der erste, indem ich darüber nachdachte, wie dämlich ich doch gewesen war. Ich hatte die Autorität dieser Frau kein einziges Mal hinterfragt und auch jetzt wartete ich geduldig auf sie ohne zu wissen, ob sie überhaupt kommen würde. Vielleicht war alles nur ein böser Scherz gewesen. Ein ziemlich bescheuerter Scherz, denn alle Rechnungen waren termingerecht bezahlt worden und ich war als alleiniger Eigentümer des Grundstücks eingetragen. Langsam begann ich an dem Verstand meiner Auftraggeberin zu zweifeln. Vielleicht eine Wahnsinnige mit zu viel Geld, die Freude daran hatte, unschuldige junge Männer zu versklaven...
"Hallo Gregor."
Vor Schreck machte ich einen großen Sprung zur Seite, wobei ich es nicht schaffte aufmeinen Füßen zu landen und stattdessen ziemlich unelegant über den Boden rollte. Dabei verlor ich meine Brille und da ich ohne sie so blind war, wie ein Maulwurf, konnte ich nicht mal sehen, was - oder auch wer - der Ursprung dieser Stimme war. Verzweifelt tastete ich den Boden ab und griff dabei mehrmals in irgendwelche schlammige Pfützen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich an dem Tag noch auf allen Vieren durch die Gegend kriechen würde, dann hätte ich mir das Gießen der Pflanzen erspart. Endlich ertastete ich etwas, das ich alsmeine Brille erkannte. Erleichtert setzte ich sie mir auf die Nase und versuchte dabei, die Gläser nicht noch mehr zu verschmieren, als sie es durch den Sturz sowieso schon waren.
Das erste, das ich erkennen konnte, waren Beine. Und was für Beine.
Sie steckten in hochhackigen Stiefeln und mündeten nach oben hin in zauberhaft weiblichen Hüften. Dank der kurzen Shorts konnte man genügend nackte Haut sehen, um einen erwachsenen Mann für eine ganze Weile außer Gefecht zu setzen. Auch die schmale Taille und der üppige Busen, die ich beim aufwärts Wandern meiner Blicke erkennen konnte, waren nicht zu verachten. Ich schluckte. So einen Luxuskörper hatte ich bisher nur in meinen Träumen von Nahem gesehen. Überhaupt war ich noch nie einer Frau so nah gewesen - außer meiner Mutter, versteht sich. In der Regel wollten die Mädels nichts mit einem Looser wie mir zu tun haben. Und jetzt stand plötzlich eine Frau vor mir, die nicht nur rattenscharf war, sondern auch noch mit mir zusammen ziehen wollte...
"Bist du fertig mit Gaffen? Ich hab keine Lust, hier den ganzen Tag rumzustehen."
Ihre strenge Stimme riss mich aus meinem Trancezustand. Eilig rappelte ich mich auf.
"E... Entschuldige bitte! Ich bin Gregor, wir haben telefoniert. Schön, dich endlich persönlich kennen zu lernen."
Ich streckte ihr meine Hand entgegen, als mir klar wurde, dass diese noch immer voller Schlamm war. Eilig wischte ich sie an meiner Hose ab. Aber auch nachdem meine Hand wieder in einem einigermaßen sauberen Zustand war, machte die Schönheit keine Anstalten, sie zu ergreifen.
"Ich weiß wer du bist.", sagte sie knapp. Dann wandte sie sich den Pflanzen zu, die um uns herum wuchsen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ihr Körper nicht das einzig Schöne an ihr war. Auch ihr Gesicht schien absolut perfekt zu sein. Die vollen Lippen, die zarte, kleine Nase und dann erst die Augen... Zweifelsohne trug sie Kontaktlinsen, denn so ein helles, strahlendes rosa war alles andere, als natürlich. Vermutlich gehörte sie der Punk-Szene an. Dafür sprach auch ihr verrückter Haarschnitt.
"Gib mir den Schlüssel."
Sie streckte mir ihre Hand entgegen und ich beeilte mich, ihrem Befehl nachzukommen. Beinahe hätte ich den Schlüssel auch noch in den Matsch geworfen, aber sie fing ihn auf, bevor er auch nur die Chance hatte, die ersten Zentimeter zu fallen. Dann wandte sie sich um und stieg die Treppe nach oben, die zur Eingangstür führte.
"Ähm... ich bin Gregor.", wiederholte ich sinnloser weise, während ich ihr nacheilte.
"Und... wie heißt du?"
Zuerst schien es, als würde sie meine Frage einfach ignorieren. Doch dann wandte sie sich um und blickte mich mit ihren leuchtenden Augen an, sodass ich fast das Gleichgewicht verloren hätte und die Treppe hinunter gefallen wäre.
"Mein Name ist Luzi."
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Mein Spiel - Meine Regeln
Vampirehejoow :P also ich habe ja schon die story 'ihr berreut...' geschrieben und da viele gesagt haben ich soll weiter schreiben hab ich beschlossen ne neue geschichte zu schreiben ^^ also ich hoffe sie gefällt euch hehe :) viel spaß :* marinaa