Ich möchte doch einfach nur | Kapitel 5

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...D-Dein", ich spüre wie sie mit aller Kraft versucht ihren Blick aufrecht zu erhalten, "dein Vater". Die Trauer verschluckt ihre Worte.

Mit Angst vor der Antwort frage ich: "Ist er tot?"

Sie schaut auf den Boden und weint weiter.

"Bitte sage mir, ob er tot ist?", flehe ich sie den Tränen nahe an.

Sie nickt leicht.

Ewigkeit.

Für immer tot. Er wird nie wieder da sein. Nie wieder werde ich ihn sehen. Nie wieder wird er mich umarmen. Nie wieder. Und dabei hat es sich angefühlt wie: für immer.

Ich balle meine Hand zur Faust um die Tränen zurückzuhalten. Die Fingernägel drücken immer tiefer in meine Haut. Mir läuft die erste Träne an der Wange hinunter. Ihr folgen weitere. Ehe ich mich versehe, weinen meine Mutter und ich uns gegenseitig in den Schoß.

Im warmen Arm meiner Mutter wird mir bewusst, dass sie den Schmerz bis eben alleine ausgehalten hat. Ich ziehe meine Arme fester um ihren weinenden Rücken. Mit einem Loch im Herz, das größer ist als alles was ich mir bisher vorstellen konnte und einem Druck im Kopf der mich einfach nur Müde macht, setzen wir uns vor den Fernseher. Meine Mutter schaut mit mir das erste mal seit langer Zeit wieder zusammen etwas. Beide aneinander gekuschelt sitzen wir auf dem Sofa und starren mit Tränen in den Augen auf den Fernseher.

Trotz des Todes meines Vaters muss meine Mutter heute arbeiten. Sie konnte es einrichten, dass eine Kollegin ihre Schicht bis 20 Uhr übernimmt. Als sie geht, setze ich mich vor meine Konsole und betäube die ganze Nacht lang meine Gefühle mit Videospielen. Als meine Mutter morgens von der Arbeit zurück kommt und mich im Zimmer sieht, sagt sie nur:

"Vergiss nicht noch etwas zu schlafen."

Bis zum frühen Nachmittag spiele ich weiter. Ich schlafe sitzend ein.

Ich wache auf. 23 Uhr. Ich gehe in die Küche und mache mir... richtig Fertignudeln. Nach dem Essen bekomme ich Lust rauszugehen. Egal wohin. Einfach raus. Ich ziehe mich um und gehe auf die Straße. Ich schlendre umher. Von der Straße zur anderen und dann zu einer anderen.

Ich erinnere mich mal gehörtzuhabe, dass hier ganz in der nähe verhäuft Schurkenangriffe stattfinden.

Aus einer spontanen Idee wird eine gefährliche Entscheidung. Ich komme in einem runtergekommenen Viertel an. Die Häuser sind schäbig. Die meisten Türen könnte ich mit nur einem Tritt eintreten. Ich gehe durch die Gassen in der Hoffnung irgendwas spannendes zusehen. Irgendetwas, dass die Leere füllt. Ich gehe an einer Seitengassen vorbei und sehe wie sich mehrere Männer an einer Frau vergreifen. Ich schaue mir das Geschehen eine Weile ruhig an.

Mein Kopf fühlt sich mit Widerstand. Einerseits will ich ihr helfen und andererseits habe ich keinen Bock auch nur irgendwas zu tun.

"Was glotzt du so?", spricht mich einer der Männer an.

Ich muss nach außen hin grinsen: "Ich dacht mir, dass es mir sicher Spaß machen würde mitzumachen." Innerlich bereue ich den Satz sobald ich ihn ausgesprochen habe.

"Du bist mir ja einer.", sagt mir der Mann halb lachend.

"Was bin ich für einer?", frage ich.

"Ein komischer Vogel." "Gehe nach vorne.", befehle ich ihm gleich nachdem er mir geantwortet hat.

Er folgt meiner Anweisung.

Einer der anderen Männer fragt ihn: "Machst du den jetzt fertig?" Reaktionslos geht der Mann weiter nach vorne.

Als er vor mir steht, sage ich ihm, er soll stehenbleiben. Dann greife ich in seine Tasche. Ich schaue zu den anderen Männern, aber die sind gerade dabei die Frau ins Trauma zu ficken. Ich hole eine Messer aus seinerJackentasche hervor.

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