Kapitel 3

320 12 1
                                    

Der Anblick von Helen versetzte ihm einen Dolchstoß mitten ins Herz. Längst hatte er erkannt, was Orion von ihr wollte. Er spielte ein perfides Spiel mit ihr. Und sie durchschaute es nicht. 

Orion nahm ihre Hand und zog sie zu sich, bis sich ihre Lippen fast berührten. Doch er sah ihr tief in die Augen, legte seine Stirn an ihre und langsam drückte er seine makellosen Lippen auf ihre. Er sah, wie sich Helens Gesichtsausdruck von überrascht in überglücklich wandelte. Was seine Wut nicht gerade abmilderte. Aber als er ihr dann auch noch seine Zunge in Hals steckte und seine Hand sich widerwärtig in ihren Po krallte, reichte es ihm. So durfte niemand seine Helen berühren. Und schon gar nicht Orion. Was fiel ihm überhaupt ein, dass er solche Besitzansprüche auf Helen geltend machte? Klar, er selber durfte ja nichts für sie empfinden, was die Sache dennoch nicht besser zu ertragen machte.

Ein Gewittersturm zog sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit über dem offenen Meer zusammen, wie es noch nie gesehen wurde.

Lucas' Wut brodelte so wild in ihm, dass sie schier überkochte und sich ein Blitz über dem tosenden Meer entlud und mit seiner ganzen Macht die spätabendliche Schreckensszenerie auf dem Meer erhellte.

Zwar konnte dies seine Wut nicht wirklich besänftigen, er hätte lieber gesehen, dass sich der Blitz auf Orion entladen hätte statt auf dem Meer, dennoch hat er einen positiven Aspekt. Orion ließ endlich von seiner Helen ab.


„Wow.." murmelte Helen, die sich mit gemischten Gefühlen von Orion löste.

„Das kann ich nur bestätigen!", sagte Orion mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, sein Blick auf ihre vollen Lippen gerichtet.

Doch sie meinte nicht den Kuss. 

Natürlich hatte er sich gut angefühlt, aber etwas war dennoch komisch. 

Sie hatte den mächtigen Blitz gemeint, der sich vorhin weit draußen auf dem Meer entlud. Eins wusste Helen jedoch genau, das war kein normaler Blitz gewesen.

Dann erinnerte sie sich, dass Orion auch noch neben ihr stand und wandte sich an ihn. „Ich... ich muss jetzt in den Unterricht." Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und schwang sich über das Geländer des Leuchtturms.


Leider ging der Unterricht nicht so schnell vorüber, wie Helen sich erhofft hatte. Auch wenn sie so aus sah, als ob sie den Worten der Lehrer folgte, herrschte in ihrem Kopf doch Leere und so starrte sie vor sich, ohne viel von ihrer Außenwelt mitzubekommen. Allein Giggles unaufhörlichen Redefluss über den Ball, Kleider und Jungs nahm sie am Rande war, schenkte ihm aber nicht allzu viel Aufmerksamkeit, was aber Claire anscheinend nicht zu stören schien.

Als das letzte Klingeln sie endlich erlöste, war sie — obwohl sie kaum etwas gemacht hatte — total platt und wollte am liebsten sofort ins Bett fallen. Zum Glück wartete Jason schon auf sie und Claire im Auto. So musste sie wenigstens nicht laufen oder fliegen.

Als auf dem Anwesen der Delos ankamen, empfing sie gleich Hector der sich am Schwertkampf mit einer Puppe übte. Doch mit einem finalen Hieb enthauptete er diese und ihr Kopf rollte die Arena entlang.


Zwei Wochen später


Helen konnte gar nicht glauben, als sie feststellte, dass der Ball schon diesen Abend stattfand.

Natürlich hatte Claire ihr längst ein wunderschönes Kleid rausgesucht, dass ihre Schönheit nur noch mehr strahlen lies, wie ihr Hector mehrmals versichert hatte, als sie es probeweise anhatte.

Doch irgendwie konnte sie sich nicht freuen.

Eigentlich hatte sie ja mal mit Lucas hingehen wollen, schweiften ihre Gedanken ab, doch Orion hatte sie gefragt und nach alldem was bisher geschehen war, hatte sie auch ja gesagt.

Sie stand aus ihrem Bett auf und ging hinaus auf den Flur Richtung Bad.

Unten in der Küche — dem Herzen des Hauses — herrschte schon reges Treiben. Sie erkannte Ariadnes und Claires Stimmen, die diskutierten, ob man zu einem anthrazitfarbenen Kleid auch dunkelvioletten Lidschatten tragen könne. Unnötig wie Helen fand.

Vom Bad aus hatte man einen herrlichen Blick auf den langen Sandstrand und das strahlend blaue Meer von Nantucket.

Interessiert ließ sie ihren Blick darüber schweifen, als auf einmal ein dunkler Schatten am bewölkten Himmel auftauchte.

War Lucas etwa wieder da?

Göttlich verliebt - Für immer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt