ONE WAY TICKET •|• A Story-Collection by xKitteKatxx

•| a photographer's colors |•

Author's note

•Kurzgeschichte für einen Wettbewerb•
•LGBTQ+•
• word count: 473 words •
• song: "true colors" - cyndi lauper •

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In der kleinen Gasse, mitten in der Innenstadt, blinkten bunte Lichter auf. Überall tanzten Menschen zu lauter Musik, genossen Getränke, küssten, lachten, manchmal streiteten sie sogar. Lichterketten flackerten in rot, grün, blau, gelb- all den Farben, die der Regenbogen zu bieten hatte. Nur sie stand inmitten der Menge, monochrom. Nur sie war nicht bunt. Und nur sie ließ eine Kamera ihr Gesicht verdecken. Sie fing die belebten Momente in einem Bild auf, hielt sie für die Zukunft fest.

Die Welt eines Fotografen sollte voller Farben sein. All die Farben, die dieser Planet zu bieten hatte. Doch ihre Welt war schwarz, grau, weiß. Sie fotografierte Liebe, doch kannte sie sie nicht. Bilder von Party, Tanz und Euphorie, allesamt bedeutungslos für die junge Fotografin.

Sie richtete sich auf, nachdem sie das nächste Motiv einfing. Niemand schenkte ihr Beachtung. Niemand sah sie, bis auf ein grünes Augenpaar auf der anderen Seite der Gasse. Die junge Frau lächelte die Fotografin an, ihr warmer Blick lockerte auch ihre angespannte Haltung. Schon wandte sie sich wieder ab, ein weiteres Motiv schob sich in ihr Blickfeld. Ein küssendes Paar, zwei Männer, vor einer kunstvoll besprayten Wand. Die Fotografin verspürte ein schmerzhaftes Stechen, als sie auf den Auslöser drückte. Sie wollte doch auch nur Liebe verspüren, küssen, kuscheln. All das, was Pärchen machten.

“Schönes Motiv, nicht?” Die junge Frau mit den grünen Augen stand neben der Fotografin, die Hände in die Hüfte gestemmt. Frech lachte sie auf. “Ich hab' dich oft an der Uni gesehen, du studierst Fotografie, nicht?” Noch immer erstarrt vor Schreck, starrte sie die Frau an. Langsam klingelte es bei ihr. Auf dem Campus hatte sie die Frau bereits öfters gesehen. “Du brauchst nicht antworten, scheinst dich echt erschrocken zu haben”, bemerkte sie und berührte sanft die Schulter der Fotografin. Diese Berührung, so zart sie auf ihrer Schulter lag, wirkte elektrisierend. Ein kribbelnder Schock entlud sich, urplötzlich sah sie nur noch die grünen Augen ihres Gegenübers, nicht mehr die flackernden Lichter. “Geht's dir gut? Alles in Ordnung?”, fragte die Frau besorgt, sie bemerkte das Starren der Fotografin. Sie jedoch schüttelte ihren Kopf wie ein nasser Hund. “Ja, alles ist in Ordnung.”

“Dann ist ja gut”, sprach die Frau. “Weißt du, ihr Fotografie-Studenten arbeitet in den nächsten Semestern echt oft mit uns Linguistik-Studenten zusammen. Freut mich, in Zukunft mit dir zusammenzuarbeiten.” Förmlich reichte sie ihr die Hand, man sah ihr an, dass sie allerdings nur so tat als ob.

“Auf gute Zusammenarbeit.”

Lange dachte die Fotografin daheim nach. Gab es Liebe auf den ersten Blick? Bestimmt nicht, ein Laie kann ja auch kein Foto auf Anhieb perfekt schießen. Warum verspürte sie dann dieses Gefühl? Und dann noch durch eine Frau?

Nein, es war keine Liebe auf den ersten Blick. Sie hatte die Frau schon öfter gesehen und schon öfter so gefühlt.

Die Fotografin hatte endlich Farben gesehen.