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E L E AKennt ihr diese eine Familienfeier, bei der man aufpassen muss, wie man sich verhält? Man isst weniger, um den Eindruck zu erwecken, dass man das perfekte Maß an Selbstkontrolle über das Essverhalten – und somit über das gesamte Leben – hat. In Wirklichkeit sitzt man natürlich auf der Couch, achtet darauf, dass die fettigen Finger von der Chipstüte nicht das Display des Handys verschmieren...
Man erzählt tadellose Geschichten über die tolle Karriere, die man bisher hingelegt hat (natürlich ist alles wahnsinnig gut gelaufen).
Man meidet systematisch die unangenehmsten Familienmitglieder – obwohl sie einem mit einem einzigen Blick längst gedanklich durchleuchtet haben.
Lieben wir.
Und genau dieses Gefühl durchströmt mich gerade, als ich die erwartungsvollen, durchdringenden Blicke der Männer vor mir spüre. Mit einer erhabenen Haltung, fast schon überheblich, sehe ich in ihre Gesichter.
Ein falscher Schritt und diese zwar überdurchschnittlich schönen, aber sicherlich frauenfeindlichen Männer würden mich schnell in meiner Bedeutungslosigkeit versenken.
Mierda... ich habe ein dickes, fettes, gnadenloses, hirnzerschmetterndes Problem.
Wenn das jetzt eine Serie wäre, wären die Zuschauer wohl schon längst mit dem Gesicht am Bildschirm kleben. Andere würden wohl für mich, die "gefallene Schwester", beten, damit ich heil aus dieser Situation herauskomme! Und nein, ich rede hier nicht von einer Entführung à la türkische Mafia-Serien...
Ich will einfach nur vermeiden, dass mir ein peinliches Missgeschick passiert. Nicht jetzt. Nicht heute.
Vorsichtig streife ich mit einer Hand über den Schleier vor meinem Gesicht. Hoffentlich bleibt alles weiterhin verborgen. Eine überraschende Enthüllung und noch mehr Probleme kann ich gerade echt nicht gebrauchen.
Ich richte meine Schultern straff und analysiere die drei Männer vor mir. Den ersten Schritt mache ich sicherlich nicht, schließlich wollen sie etwas von mir. Als ob ich mich nur wegen ihres hohen Status' vor ihnen verneigen würde?! Hallo?!
Paolo zieht eine Augenbraue hoch, offenbar irritiert, dass ich bisher kein Wort gewechselt habe. Dann nimmt er einen weiteren Schluck aus seinem Weinglas, ehe er mit einer Handbewegung seinen Söhnen signalisiert, dass sie auf mich zugehen sollen.
Die Luft im Raum fühlt sich dichter an, als die Männer sich nähern. Ich kann die Spannung in ihren Blicken spüren, die sich auf mich richten, obwohl mein Gesicht hinter dem Schleier verborgen ist. Es sind die Brüder, die Männer, die ich nur vom Hörensagen kenne – die bekanntesten Namen in der Mafia, gefürchtet und respektiert. Sie sind die, die man fürchtet, die über Leben und Tod entscheiden, aber trotzdem ist die Atmosphäre irgendwie... unklar.
Der erste, der sich mir nähert, ist Rafael. Mit seinen dunkelbraunen, zurückgebundenen Haaren und den tiefbraunen Augen wirkt er ruhig, fast schon bedrohlich in seiner Haltung. Es ist der Blick eines Mannes, der gewohnt ist, dass ihm gehorcht wird, und der niemals einen Fehler macht. Doch seine Miene ist nicht so kalt, wie ich erwartet hätte. Vielleicht ist es die Art, wie er sich leicht nach vorne beugt, als wolle er mich beobachten, als wüsste er, dass er meine Aufmerksamkeit möchte. Ein verschmitztes Lächeln umspielt seine Lippen, doch etwas in ihm verrät, dass er bereit ist, zu töten, wenn es ihm einen Vorteil verschafft. Er ist der Zweitälteste, das erkenne ich sofort, und seine Autorität ist bereits in seiner Präsenz spürbar.
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Mademoiselle Mafia
Acciónᴀ ᴍᴀғɪᴀ sᴛᴏʀʏ|| In ihrem Umfeld werden Frauen nicht wirklich wertgeschätzt. Doch es scheint, als hätte der Storch mit ihr ein Zeichen geschickt, dass die vorherrschende Männer-Domäne mit ihrem temperamentvollen Charakter einmal gründlich aufgemischt...