Nachdem ich das Chaos von Jack im Wohnzimmer etwas beseitigt hatte und gerade dabei war die
Küche wieder in ihren Ursprung zu verwandeln riss mich die Klingel aus meinen Gedanken. Ich
wischte hastig die Tränen von meinen erröteten Wangen und lief zur Tür. Durch den Türspion konnte ich erkennen, dass es Marlen war, meine beste Freundin. Ich atmete nochmal tief ein bevor ich die Wohnungstür öffnete. »Hey Sü-... scheiße war er das schon wieder?!« besorgt mustert sie mich und drückt mich an den Schultern rückwärts wieder zurück in den Wohnungsflur und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Sie sah mich mit einem undurchdringlichen Blick an und meine Augen fingen an verräterisch zu brennen. Ich schluchzte los, denn Angesichts meines Schweigens hat sie keine Bestätigung für Ihre Frage gebraucht. Sie nahm mich schützend in ihre Arme auf und ich vergrub meinen Kopf in ihrer Halsbeuge. Beruhigend strich sie mir über den Rücken.
»Was ist denn diesmal wieder passiert das er so derart ausgerastet ist?« ich löste mich aus Ihrer Umarmung und spähte in die Küche. »Das Essen...Verdammt das dämliche Essen hat ihm nicht geschmeckt. Das war alles.« seufzend ließ ich mich auf einen der Barhocker an der Kücheninsel fallen, zischte jedoch Schmerzerfüllt auf und stemmte die Hand in die Rippen. Ich bin wirklich so ein Feigling, das ich ihm nicht einfach mal die Stirn bieten kann. Nein nicht mal verlassen kann ich ihn. So schwach kann man doch nicht ernsthaft sein oder? Kopfschüttelnd lies ich meinen Blick wieder zu meiner besten Freundin wandern. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und stand mit angespannter Körperhaltung im Kücheneingang. »Zieh dich an! Wir fahren jetzt ins Krankenhaus... wer weiß ob die Rippe diesmal schon wieder gebrochen ist und außerdem muss deine Lippe genäht werden.« auffordernd hielt sie mir meinen Mantel entgegen. Ihre Worte dulden keinen Widerspruch also gab ich nach und fuhr mit ihr ins Harborview Medical Center. Meiner Meinung nach einfach das beste Krankenhaus in ganz Seattle. Woher ich das weiß? Nunja, ich bin leider viel oft dort.Während der mir zu lang vorkommenden Autofahrt starrte ich lediglich aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehenden Häuser, Bäume und Menschen. Bis Marlene mich aus den Gedanken riss »Mensch Clara das geht doch nicht mehr so weiter... du solltest dir wirklich Hilfe holen. Hast du denn eventuell mal an Kickboxing gedacht? Damit du dich wenigstens verteidigen kannst?« sie presste ihre zierliche Hand auf meinen Oberschenkel und sah mich eindringlich an.
Kickboxing? Ob das so eine gute Idee ist?
»So weit habe ich bisher nicht gedacht. Aber er wird mich einen Kopf kürzer machen wenn er das rausbekommt... Fuck! Ich will einfach nur weg von ihm, raus aus dieser elendigen Wohnung, raus aus dieser dämlichen Beziehung und mich voll und ganz auf meinen Job und mich konzentrieren!« frustriert fuhr ich mir durch das mittellange dunkel Braune Haar und seufzte. »Ich helfe dir dabei. Wir schaffen das. So und jetzt aussteigen junge Dame. Du musst untersucht werden« Sie stellte den Motor ab, zog den Zündschlüssel und hüpfte nach draußen. Als ich auf dem Parkplatz stand und sich vor mir das Riesen Gebäude vom Krankenhaus abbildete fühlte es sich an wie ein Déjà-vu. Schon oft musste ich hier her weil meine Verletzungen ziemlich fragwürdig waren. Immer und immer wieder kann ich mir dieselbe Leier anhören.
Wenn sie häuslicher Gewalt ausgesetzt sind müssen Sie das sagen. Nur so können wir Ihnen helfen.
Ja schon klar, das man wohl merkt das diese Verletzungen von keinem dummen Unfall stammen können, aber was würde es mir bringen ihn anzuzeigen? Mir würde keiner glauben und an diese Näherungsverbote oder das er nicht in die Wohnung darf, das würde allesamt nichts bringen, denn er wird sich nicht daran halten. Aber irgendwie muss es doch möglich sein...Marlen legt ihre Hand aufmunternd auf meinen Rücken und schiebt mich sanft in Richtung Anmeldung der Notaufnahme. Die Dame an der Anmeldung, Sie müsste gut Mitte Vierzig sein, betrachtete mich mit einer hochgezogenen Augenbraue als sie mich schon aus der ferne sah. Wie ich bereits sagte, ich bin öfters hier und kann mir immer dasselbe anhören. Ihre Brille saß tief auf ihrem Nasenrücken, während sie mich skeptisch von Kopf bis Fuß betrachtete und mit ihrem Kugelschreiber auf dem Tresen tippte.
»Hallo Ms. Wilson. Was verschlägt sie diesmal hier her?« Unfähig etwas zu antworten übernahm Marlen für mich »Wir wollen ausschließen das ihre Rippe gebrochen ist und ihre Lippe müsste man sich mal ansehen. Ich denke das muss genäht werden.« Ein seufzen verlies den Mund der Empfangsdame während sie sich ihrem Computer zuwandte. »Sie können in Raum 2. Es wird in kürze ein Arzt bei Ihnen sein. Da wir einen schweren Verkehrsunfall mit mehreren verletzten reinbekommen haben, kann ich ihnen keine Ärztin zuweisen. Es ist nur noch ein Arzt frei, der sonst aber auch nicht hier in der Notaufnahme tätig ist.« Sie sah mich entschuldigend an während ich vorsichtig nickte. Auf dem Weg zum Behandlungsraum stieg etwas Panik in mir auf. Ich versuche so gut wie es geht mich von anderen Männern nicht anfassen zu lassen. Und ja, dazu gehört auch das Händeschütteln mit meinen Mandanten. Viele würden von außen betrachtet wahrscheinlich sagen ich sei arrogant, aber Jack hat mich so verkorkst das ich schon vor Berührungen von Fremden Männern zurückschrecke.
In Gedanken vertieft bekomme ich nicht einmal mit wie sich die Tür des Behandlungsraumes öffnet. Von meinen Händen im Schoß blicke ich auf, in das Gesicht des Arztes. Und was ich sah haute mich, wenn ich nicht schon sitzen würde, fast vom Hocker.Seine Smaragdgrünen Augen waren faszinierend und fesselnd, gaben einem ein gutes Gefühl. Mein Blick wanderte weiter über sein außerordentlich attraktives Gesicht. Er hat einen leichten Dreitage Bart, eine schöne Jawline und dichte Dunkle Wimpern, auf die ich fast neidisch wäre. Seine dunkelblonden Haare lagen locker auf dem Kopf und ich frage mich wie weich sie sich wohl zwischen meinen Fingern anfühlen würden? Seine Körperstatue war wie von Gott geschaffen. Er ist groß, schätzungsweise 1,90 cm und hat breit gebaute schultern. Sehr muskulös aber nicht zu sehr. Wie er unter seinem Arztkittel und dem Oberteil wohl aussehen mag? Bevor ich meinen Gedankengang weiterführen konnte, räusperte sich der junge Arzt vor mir und erlangt meine ganze Aufmerksamkeit.
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fear becomes love
Romance𝐂𝐥𝐚𝐫𝐚 𝐖𝐢𝐥𝐬𝐨𝐧 ist eine erfolgreiche, toughe Anwältin und die begehrteste in ganz Seattle. Doch in ihrem Privatleben läuft nicht alles ganz so reibungslos. Sie ist häuslicher Gewalt ausgesetzt und ist im Harborview Medical Center ein fast a...