„Schlagt dazu eure Bücher auf Seite 20 auf" Die Stimme des Lehrers hallte in meinen Ohren. Ich sah zu Simon, der das Buch aufschlug. Direkt lehnte ich mich zu ihm und zog das Buch zu mir. Unsere Schultern berührten sich. „He! Du hast dein eigenes Buch" flüsterte er. Ich laß was auf der Seite stand. „Die tragische Geschichte von Helene Schmitz. Was Transphobie anrichten kann und wie es eine ganze Familie gefährdet" Ich sah auf das Bild. Dort war ein Mädchen abgebildet. Mir schnürte es förmlich die Kehle zu.
Das bin ich.
Ich bin doch gestorben? Nein, das ist doch gerade nur ein Traum.
„Schrecklich wie viel Hass man in sich tragen kann. Er hat sich doch nur nicht wohl in seinem weiblichen Körper gefühlt" flüsterte Simon und sah mich an. „Alles gut? Du bist ganz blass" Ich bekam kein Wort raus. „Hallo? Ever?" Er schaute besorgt und legte seine Hand an meine Schulter. „Hey, was ist los?" Simon checkte was los war. „Herr Maier, Ever hat eine Panikattacke" rief Simon. Der Lehrer kam auf uns zu gelaufen. „Oh Gott Junge du bist ja ganz blass" Er nahm meine Arme und hielt sie mir über dem Kopf. „Simon, rede ihm gut zu." Simon sah mir in die Augen. „Konzentriere dich nur auf mich. Atme tief ein und wieder aus" Er machte es vor und ich versuchte ihm zu folgen. „Alles ist gut, ich bin da" Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Gänsehaut durchfuhr meinen ganzen Körper. Jetzt lief mein Gesicht rot an. „Jetzt hat er wenigstens wieder Farbe in Gesicht. Simon was auch immer du tust, es hilft." sagte der Lehrer.
Gott, ich will im Boden versinken. Wie peinlich ist das bitte!
Ich fing an wieder normaler zu atmen. Simons Hand an meinem Oberschenkel verspürte eine angenehme Wärme. Ich schloss meine Augen und versuchte mich auf seine Hand zu konzentrieren. Der Lehrer lies meine Hände los und Simon löste seine Hand langsam. Zögerlich öffnete ich meine Augen. „Geht es wieder, Ever?" Ich sah zu dem Lehrer auf, „Ja danke" sagte ich und nickte.
Verdammt. Diese Panikattacke fühlte sich echt an. Seit wann fühlen sich Träume so realistisch an? Der Lehrer ging nach vorne und Simon sah mich noch an. „Weißt du weswegen du gerade eine Panikattacke hattest?" flüsterte er. Ich schüttelte langsam den Kopf, „Kam einfach so."
Ich konnte ihm doch nicht sagen, das ich das bin in dem Buch. Er würde mich für verrückt halten. „Wenn das öfter passiert, geh bitte zum Arzt" Ich nickte leicht. „So ließt mal jemand?" Ein Mädchen in der vordersten Reihe meldete sich.
„Die tragische Geschichte von Helene Schmitz. Was Transphobie anrichten kann und wie es eine ganze Familie gefährdet-
1920 war nicht leicht für jede Person die sich zur LGBTQ+ Community zugehörig fühlte. Es war noch völlig abnormal in der Gesellschaft, aber immer mehr trauten sich nicht mehr zu verstecken. Trotz alle dem brauchten Transgender*innen eine Bescheinigungen vom Arzt um in Klamotten des anderen Geschlechts rumlaufen zu dürfen, sonst könnten sie gegebenenfalls mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Viele Jugendliche wie Helene (†18) hatten nicht die Möglichkeit ihre Geschlechtsidentität zu erforschen. Helene fühlte sich von klein an unwohl in dem weiblichen Körper und wünschte sich nichts mehr als ein Junge zu sein. Er wuchs mit seiner Familie (Bild: Mutter, Vater und großer Bruder) in einem kleinen Haus in einem kleinen Dorf auf. Die Familie hatte ihn Jahre lange misshandelt und schon lange geplant, ihn zu ermorden. Niemand konnte ihn retten. In der Nacht auf seinen 18. Geburtstag, ermordete sein Vater ihn. Wurde sich erst danach bewusst, was er angerichtet hatte und zog seine ganze restliche Familie mit in den Tod in dem er das Haus anzuzündende."
Die Klasse war komplett still. Aber mein Kopf war so laut. Das muss ein Scherz sein. Niemals, das war alles nur ein Traum. Ich liege gerade in meinem Bett und träume das hier. Mir geht es gut. Ich lebe.
Ohne es zu wollen, fing ich an zu weinen. Verdammte scheiße, was ist das hier.
Ich spürte eine angenehme Wärme auf meine Hand, drehte den Kopf zur Seite und sah Simon direkt ins Gesicht. „Hey, es scheint so als würde es dir heute nicht so gut gehen. Ist etwas passiert?" Ich schaute ihm in die Augen. „Nein, ich weiß nicht was los ist. Heute ist einfach irgendwie nur ein blöder Tag" Unbewusst nahm ich seine Hand in meine. Er wurde rot, was mich zum lächeln brauchte. „O-Okay ich versuche dir den Tag besser zu machen" murmelt er. Ich lächelte mehr und wischte mir die Tränen weg. Es klingelte zur Pause. „Können wir irgendwo hin, wo niemand ist?" fragte ich flüsternd. Er nickte schnell, „Aber natürlich, ich weiß auch wo!"
Wir standen beide auf, meine Hand noch in seiner. Er ging los und zog mich zu einem Ort hinter die Schule. Er lehnte sich an die Wand und ich stand jetzt nah vor ihm.
Ich schaute ihm in die Augen und wurde etwas rot. Verdammt, dieser Junge ist so attraktiv. Ich verspürte eine so starke Anziehungskraft. Dieser Junge faszinierte mich.
„Danke" flüsterte ich und strich ihm über die Wange. Er schaute mich an. „Ist doch kein Problem, wofür sind Freunde denn da?"Freunde. Ja. Ich sollte aufhören so zu fühlen.
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Neverending Life
RomanceEs ist das Jahr 1920, Frauen und Männer haben eine bestimmte Rolle zu verwirklichen und nicht abweichen, sonst konnte man verspottet werden. Dann ist da aber Helene, die sich nicht lieber wünscht als ein Junge zu sein. Diese Gefühle versteckt sie vo...