EXCHANGE STUDENT

1.0

[Mattia]

"Kairi, Mattia, kommt bitte hoch!", rief meine Ma die Treppen runter und ich zog nochmal schnell an meinen Schnürsenkeln, damit die Schleife auch ja nicht aufging. Ich ging aus meinem Zimmer und hörte kleine Schritte hinter mir. Ich schaute ihn erst gar nicht an und übersprang immer eine Stufe bei hochgehen.

Oben angekommen stand die Haustür auf und meine Mutter im Rahmen. Erwartungsvoll schaute sie mich an und schien offensichtlich Probleme mit dem Korb zu haben, den sie in ihrer Hand hielt. Mit drei großen Setzen stand ich vor ihr und nahm ihn ihr ab. Sie ging aus der Tür und ich ging zum offenen Auto, um die Sachen im Kofferraum zu verstauen. Ich stieg ein und setzte mich direkt neben meinen Bruder, während sich Kairi alleine nach hinten setzen musste.

Ich wusste, dass es eine ziemlich gemeine Aktion war, ich sah es ja auch ein, aber ich wusste ja auch nicht so ganz...

Wir fuhren zu einem Open Air Kino ungefähr dreißig Minuten entfernt. Auf der Wiese breiteten wir unsere Picknickdecke aus und bereiteten alles vor. Es war noch etwas Zeit bis der Film anfing, was meine Mutter natürlich zum weiteren kennenlernen nutzen wollte, also fing sie direkt an Kairi auszufragen, als wir saßen.

"Und Kairi, spielst du auch so gerne Videospiele, wie mein Sohn?", fragte sie und ich verdrehte direkt die Augen.

"Schon gerne, aber ich bemühe mich, dass es im angemessenen Rahmen bleibt", lächelte er.

Wahrscheinlich...

"Was spielst du gerne? Vielleicht kannst du ja auch ein Mal mit Mattia spielen"

"Sehr gerne Fifa oder Fortnite"

Mhmmm, verdammt, meine Lieblingsspiele. Egal, viele mögen die Spiele!

"Du siehst sehr sportlich aus, was machst du?"

"Ich spiele Fußball"

Verdammte scheiße, auch noch das! Ich glaube, dass wir eigentlich echt gute Freunde sein könnten.

"Ach schön, Mattia auch. Denkst du du kannst Kairi zum Training mitnehmen, wenn er möchte, Mattia?"

Ich guckte auf und nickte einfach nur etwas verloren.

"Wie lange spielst du schon?", fragte sie.

"Schon seit dem Kindergartenalter. Aktuell spiele ich bei Servite", grinste er stolz.

"Boah, was?", entfuhr es mir plötzlich und ich erschrak mich kurz, sammelte mich dann aber schnell wieder.

"Was ist denn Mattia?", fragte mich meine Mutter. "Das ist das aller beste Highschool Team in ganz Californien!", murmelte ich.

"Oh wow. Kairi!", lachte sie, "Dann kann ja Mattia vielleicht noch ein bisschen was von dir lernen"

Ich räusperte mich und stand auf, um kurz auf Toilette zu gehen. "Aber der Film fängt gleich an", warnte mich meine Mutter. "Ich achte auf die Zeit", sagte ich und ging. Ich schloss mich in der Toilette ein und war sogar glücklicherweise allein. Ich erledigte mein Geschäft und wusch meine Hände.

Ich hatte dieses eine Problem mit Kairi. Ein einziges. Und das war, dass ich ihn mochte. Ich wollte gar nicht so zu ihm sein und er machte es mir auch wirklich schwer. Ich sammelte etwas Wasser in meinen Händen und wusch mein Gesicht in der Hoffnung, dass das kalte Wasser mir helfen würde mich zusammen zu reißen. Erschöpft von mir selbst lehnte ich mich gegen die kalten Fliesen der öffentlichen Toilette und schloss meine Augen.

Doch auf einmal nahm ich Schritte wahr, die direkt vor mir stoppten.