Die Sonne stand hoch am Himmelszelt als die zweiköpfige Familie den Zoo besichtigte. Das Wetter am Wochenende war verdammt heiß und Amita konnte es jetzt schon nicht abwarten später duschen zu gehen, doch im Moment stand sie mit Lisbeth an der Hand vor dem großräumigen Papageiengehege in welchem man entspannt laufen konnte, während die Tiere frei rumflogen - was sie nicht taten, aber die Mutter konnte es nachvollziehen.
Hätte die Kleine sich nicht so sehr drauf gefreut seit Wochen, wäre der Plan wortwörtlich ins Wasser gefallen. Ein Schwimmbad bei dreiundreisig Grad machte mehr Sinn.
Gerade schwärmte ihre Tochter wieder von Jonas, einen der Männer, die Amita vor wenigen Wochen das erste und letzte Mal gesehen hatte.
„Und er hat die ganze Zeit quatsch gemacht, weißt du? Mama", beleidigt stämmte sie die linke Hand gegen die Hüfte.„Spatz wir sind hier wegen den Tieren, nicht um über Jonas zu sprechen", Amita schaue hinab," So leid es mir auch tut, aber der Mann ist nicht der beste Umgang für dich. Erzähl mir doch über deine neuen Freunde aus der Kita."
Kaum gesagt, verzog die Kleine ihre Mine und presste trotzig hervor: „Die sind langweilig.” Dann zog Lisbeth die Hand weg, drehte sich um und rannte was das Zeug hält.
„Elisabeth, wenn du auf der Stelle nicht zurück kommst, bist du die kommende Wochenenden bei Opa Krach und seiner Freundin."
Lisbeth hasste die Freundin von Opa; sie war so blöd (Lisbeths Wort), was daraus zeugte, denn sie war streng und das Essen bestand aus unmengen Gemüse - und wenn ihre Tochter eins nicht mochte, dann war es genötigt zu werden Gemüse zu essen. Albtraum vieler Kleinkinder.
Opa Krach kam daher, dass er stets laut redete und egal wo er war irgendwo dagegenrannte — Knie an den Tisch angehauen? Selbstverständlich. Mit der Schulter an die Wand? Auch im Haus, das er seit über vierzig Jahre bewohnte eine tägliche Aufgabe.
Die Drohung wirkte nicht. Schnell flitzte sie um die nächste Ecke und war somit nicht mehr im Sichtfeld. Das Kind hatte Nerven. In Windeseile packte Amita ihre Tasche, steckte das angebissene Milchbrötchen Lisbeths lose in die Tasche (sie konnte es sich nicht erlauben mehr Zeit zu verlieren) und joggte hinterher.
Der Schweiß klebte unangenehm am Leib und sie mochte sich einmal weniger, dass sie blöd genug war die Hand nicht fester zu halten.
Entnervt rief sie den Namen ihres Kindes und nach zehn Minuten des umherirrens fand sie sie an dem Eisstand wieder bei einer Frau mit Kind an der Seite und Kinderwagen, in dem ein Baby lag.
Aufgeregt hüpfte Lisbeth wie ein Flummi auf und ab. „Mama, Lisa hier hat mir ein Erdbeereis gekauft. Voll nett, oder?"
Zaghaft grinste Amita den Kopf schüttelnd: „Ja, aber was haben wir denn vor paar Tagen durchgesprochen, hm? Hilf Mama mal auf die Sprünge.” Gespielt ahnungslos zuckte das Kind mit den Schultern und ignorierte den Elefanten im Glashaus.
Lisa, eine Blondine, sah für das sie auf einem Ausflug war wenig gestresst aus - die Brünette war dezent neidisch. Sie schenkte der zweifachen Mutter ein Lächeln: „Wie viel Schulde ich Ihnen für das Eis?" Amita rang mit sich nicht genervt aufzuseufzen; die Stimmung war nicht mehr Kellerniveau, sondern glich dem Erdboden. Zu diskutieren wie sie ihr Kind in den Griff zu bekommen sollte brauchte sie nicht — nicht von einer dieser perfekten Mamis, die aus einer Werbung entsprungen sind und Müttern wie Amita selbst ein schlechtes Gewissen bereiteten.
„Quatsch, nehmen Sie auch eins und wir setzten uns auf das Gras dort."
Angesichts der aufbrausenden Wut, zügelte Amita sie und nickte zustimmend als sie sich mit Namen vorstellte. Ihre Wahl fiel auf eine Kugel Zitrone in der Waffel.
In Windeseile schlossen sich die zwei älteren Mädchen einer Gruppe von gleichaltrigen an, hetzten zu den Schaukeln, kein Blick zu den Eltern — sie vergnügten sich und das wusste Amita zu schätzen, weshalb sie ihre Handtasche einhändig öffnete und ein Notizbuch herauszog. Es war ihr Sakrileg — Erzählungen vergangener Jahre, außergewöhnliche Ideen im Form von Abenteuer, Lyrik und Geschichten. Das Buch war dick, die Seiten abgenutzt und vergilbt teilweise, lose Zettel lagen dazwischen, aber das Schloss hielt noch. Einst hatte ihr Vater hineingeschrieben wenn er Frustration auf seine Ehefrau aufgebaut hatte und nachdem er von dannen gezogen war, fand sie den Nutzen des roten unscheinbaren Notizbuchs wieder. Zwar war dies sechs Jahre später, jedoch stoppten die Seiten nie eine Eintragung.
Neugierig lehnte die Blondine ihren Körper näher zu Amita hin, doch bevor sie Buchstaben entziffern konnte schlug die Brünette das Buch zu und schenkte ihr ein mehr oder weniger bitteres Grinsen.
„Das geht Sie nichts an”, erläuterte die Alleinerziehende.
Die Augen rollend erwiderte Lisa ein patziges chill mal — ich wollte doch nur mal einen Blick reinwerfen. Kein Wunder das dein Kind kein benehmen hat.
„Ah da haben wir es doch. Bevor Sie mich über meine Erziehung kritisieren würde ich auf mein eigenes Kind schauen oder in Ihrem Fall zwei Kindern, denn das eine scheint gerade ordentlich scheiße zu bauen”, pöpelte Amita, setzte dann in einem klaren, weichen Ton nach, „Spatz, hopp-hopp Mama will unbedingt noch die Giraffen sehen.”
Wütend starrte Lisa sie an: „Wenn mein Freund davon erfährt bist du tot. Scheiß drauf, dass du Mutter bist.”
„Jaja, Ihnen auch noch 'nen angenehmen Tag”, sagte Amita,“ Und vergessen Sie nicht, dass ich Ihnen nicht das' Du' angeboten habe. Vielleicht sollten Sie erstmal in Erinnerung rufen wie man sich gegenüber anderen verhält bevor Sie das Wissen an Ihre Kinder abwälzen.”
Zur Antwort erhielt sie einen Mittelfinger, aber Amita juckte das kein Stück; der Tag war trotz allem sehr erfolgreich — das Strahlen ihres Kindes ließ sie das wissen.
Freitag, 08. Juli 2022
Okay kurzes Kapitel, aber ich habe erstens mehr in den anderen Kapiteln zu schreiben & zweitens habe ich gerade null Bock das noch zu bearbeiten — die technische Prüfung und der anschließende Unterricht zu einer neuen Thematik haben mich komplett auseinander genommen. Ich gönn mir jetzt einen Wein & demnächst kommt dann wieder ein neues Kapitel für euch!
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ALLES WAS SIE WILL, LX [+16]
Fanfiction❝Sie war sein Ausweg und er schenkte ihr alles was sie will❞ Amita Michajlow steht mit beiden Beinen fest im Leben - sie hat aus einer langjährigen Freundschaft ein Kind bekommen, hat einen akzeptablen Job seit dem sechszehnten Lebensjahr und genieß...