From this moment on

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Der Tag war endlich gekommen. Der Tag, an dem Robert Habeck um Annalenas Hand anhalten würde und sie hatte keinen blassen Schimmer. Das hoffte er jedenfalls. Zwar wusste niemand von ihrer Beziehung, selbst nach drei Jahren nicht, dennoch wollte er endlich den nächsten Schritt gehen, ihr auch offiziell die ewige Liebe schwören, sei es auch bloß mit ihr allein im Standesamt. Er scherte sich nicht darum, wann und wo. Alles, was zählte, war ihr Einverständnis.

Bereits am Anfang ihrer gemeinsamen Zeit im Bundesvorstand der Grünen hatte er gewusst, dass er diese unglaubliche Frau sein nennen wollte, raubte sie ihm doch täglich den Atem, ließ ihn immer wieder dahin schmelzen, mit den einfältigsten Gesten, hatte sie doch sein ganzes Herz inne.

Die Zeit schien förmlich zu verfliegen, gab ihm keinen Raum seine Gedanken wirklich zu sortieren. Das Adrenalin schoss durch seinen Körper, die Nervosität stieg stetig, mit jedem erneuten Ticken des Sekundenzeigers, konnte er sich diese Absurdität jedoch nicht erklären, schließlich liebte er sie mehr als alles andere auf dieser Welt. Er würde es auf sich zukommen lassen müssen, war dazu verdammt zu hoffen, dass alles planmäßig verlaufen würde, schließlich war niemand in seinen Plan eingeweiht worden und das sollte unter allen Umständen so bleiben, wollte er diesen Moment nur mit seiner Liebsten teilen.

Er war also auf sich allein gestellt. Ein Mann, ein Ring und eine scheinbar unschuldige Frage, die jedoch sein ganzes Leben und auch das Annalenas auf ewig verändern könnte.

Langsam spähte er zwischen den Computerbildschirmen hindurch, um einen heimlichen Blick auf Annalena zu erhaschen. Heute Abend würde der neue Bundesvorstand gewählt, und sie somit verabschiedet werden und so hatten sie sich entschlossen, ein letztes Mal gemeinsam zu arbeiten – wie in alten Zeiten.

Schnell veränderte sich sein Blick zu großer Sorge, sah er die ersten Tränen über ihr Gesicht strömen. Eilig ließ er seinen Schreibtischstuhl um den großen hölzernen Tisch herumrollen, erfasste ihr wunderschönes Gesicht mit seinen Händen: „Hey mein Schatz, was ist denn los?" Seine Sorge verflüchtigte sich schnell, brach sie doch in eines ihrer umwerfenden Lachen aus: „Tut mir leid, du kennst mich doch, ich muss dann immer weinen", seufzte sie schmunzelnd, wischte sich die Tränen aus den leicht erröteten Augen und drückte Robert schließlich einen Kuss auf die Lippen. „Es ist nur..." „Die Verabschiedung heute Abend?", beendete er ihren Satz, Annalena verständnisvoll lächelnd in die Augen schauend.

Ihre Augen... Stundenlang könnte er in ihnen versinken, doch sie holte ihn schnell wieder in die Realität zurück. „Es wird nie wieder so, wie es war, weißt du? Wir... Wir arbeiten nicht mehr zusammen und das... Ich weiß nicht, ich hab einfach Angst", beichtete sie, den traurigen Blick abwendend. Sie hatte Angst. Angst vor der Zukunft. Würde das bedeuten, dass sein Antrag zum Scheitern verurteilt war, oder müsste sie sich lediglich an ihre neue Situation gewöhnen? Schließlich stellte sie sich bereits jetzt als mehr als geeignet heraus, für ihre neue Position als Bundesaußenministerin.

„Liebling, wir sehen uns doch trotzdem noch fast täglich. Unsere Arbeit ändert nichts daran, dass du meine Freundin bist!" „Gott, das klingt schrecklich", gluckste sie, nun auch die letzten verbliebenen Tränen erwischend. „Was? Dass wir uns trotzdem täglich sehen?", hakte er amüsiert nach, doch sie schüttelte bloß grinsend den Kopf, strich sich eine ihrer dunklen Locken hinters Ohr und lehnte ihre Stirn behutsam an seine: „Der Teil, wo du mich deine Freundin nennst."

Volltreffer.

Soeben hatte sie ihm die Versicherung gegeben, die er gebraucht hatte. Sie war bereit für diesen Schritt, hoffte vielleicht sogar schon darauf und er konnte kaum erwarten, ihr diesen unausgesprochenen Wunsch zu erfüllen.

Die Nacht brach herein und damit ging auch eine tränenreiche letzte gemeinsame Veranstaltung zu Ende. Sein Moment war endlich gekommen. Die Vorbereitungen waren gut verlaufen, hatte doch alles genauso funktioniert, wie er es plante. Selbst die Nachbarn hatten sich gefreut, Teil dieses zu werden.

Better Together - Oneshots (Baerbeck/Mélalena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt