Teil 6

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Sie fühlte sich friedlich. Seit einer Woche war sie schon mit Cruors Schiff auf dem Meer, auf dem Weg zu den Kalaren Inseln, um den ersten Schatz von den Blackbeaks zu plündern. Arawn wollte nämlich ein Vertrauenbeweis und den würde er bekommen.
Das schönste an dem ganzen aber war, dass sie alle in Ruhe ließen, auch Arawn. Wenn sie ehrlich wahr, hatte sie gerade mal zwei Worte mit ihm gesprochen und mehr auch nicht.
Auch jetzt schlenderte sie auf dem Deck, geradewegs zum Heck und setzte sich dort auf die Aussichtsplattform. Dabei sah sie zufrieden die ersten Umrisse der Insel.
>>Du siehst zuversichtlich aus.<< kommentierte Arawn hinter ihr.
Runa zuckte mit den Schultern. >>Ich weiß, dass ich die Wahrheit sage, also freue ich mich auf dein verblüfftes Gesicht, wenn du das Gold in deinen Händen hältst.<<
>>Hmm. Dann wäre ich immerhin nicht dazu verpflichtet dich vom Schiff zu schmeißen.<< erwiderte er und verschwand zu seinen Männern.
>>Bergt die Segel.<< brüllte er, woraufhin sich das Treiben auf dem Deck steigerte.

~~~

Mit einem Krug Bier in der Hand saß sie am Rande des Lagerfeuers und sah den Männern dabei zu, wie sie feierten. Das Gold in ihren Händen und die Lieder auf ihren Lippen füllten die Herzen der Seemänner, während Runa Ihnen schmunzelnd zusah.
Bis eine Hand sie zusammenzucken ließ.
>>So schreckhaft?<< raunte Arawn in ihr Ohr, woraufhin sie den Bierkrug an ihre Lippen hielt.
Dass es an Dravens Torturen lag, verschwieg sie ihm und zuckte nur mit den Schultern.
>>Ich war nur in Gedanken.<< erklärte sie, ehe sie den Rest ihres Biers in einem Zug leerte.
>>Dank euch werden wir bald reiche Männer sein Runa. Kein Wunder, dass die Blackbeaks so besessen waren. Als ich damals mit euch getanzt habe um Draven aufzuregen, war mir der Ausmaß erst bewusst geworden.<< lachte er, doch verstummte im gleichen Moment, als Runa erstarrte.
Er hatte es beabsichtigt getan. Arawn Cruor hatte beabsichtigt mit ihr getanzt, um Draven wie ein Kind zu erzürnen und sie war am Ende diejenige, die es ausbaden musste.
>>Du Bastard<< knurrte sie und schlug ihm mit ihrer Faust mitten ins Gesicht.
Er hob die Hand, um seine Männer daran zu hindern sie anzugreifen.
Sie sah ihm an, dass er nicht fertig mit ihr war, doch sie war es. Wütend stand sie auf und verließ den Strand, ignorierte dabei die Tatsache, dass Arawn ihr folgte und floh Richtung Meer. Abseits von allen Augen, die ihr folgen konnten.
Heiße Tränen brannten in ihren Augen, während die Wut in ihr zu lodern begann. Sie brauchte das Meerwasser mehr denn je, denn wenn sie sich jetzt nicht beruhigte, dann würde sie Arawn für seine Scheinheiligkeit die Augen auskratzen.
Aber als sie gerade am Wasser ankam, packte Arawn grob ihren Arm und zog sie an sich.
Mit einem mal fühlte sie sich zurückversetzt und sah nur noch Draven, der nach ihr packte.
>>Lass mich los.<< knurrte sie wütend und schlug um sich, aber er tat es nicht.
>>Was soll das verdammt?<< brüllte Arawn.
>>Das fragst du noch? Du hast alles zerstört und lachst darüber. Wie ein kleines Kind hast du ihn zur Weißglut gebracht.<< hörte sie sich hysterisch lachend sagen, woraufhin er tatsächlich verwirrt die Augenbrauen zusammenzog.
>>Was ist daran so schlimm? Er war wütend und ich über alle Berge. Kleines, wenn du sauer bist, dass ich mich in Gefahr ge...<< weiter kam er nicht, weil Runa ihn mit ihrem Gewicht umschmiss und ihn fest an seinen Kragen packte.
>>Wenn du mir nachkommst, dann werde ich dir zeigen, was deine Strafe an dem Tag gewesen wäre, denn ich weiß es. Er hat es ja schließlich an mir ausgelassen.<< offenbarte sie, woraufhin seine Augen sich für eine Millisekunde weiteten.
>>Wie er auf etwas reagiert ist nicht mein Problem Runa. Also solltest du vielleicht einen Gang runter schalten.<< schlug er vor. >>Denn andernfalls bleibe ich nicht weiterhin so ruhig. Also sei Klug.<< fügte er hinzu, woraufhin sie in den Himmel sah und loslachte.
>>Ihr Männer seid doch solche Arschlöcher. Doch du Arawn, bist die Spitze. Ich dachte tatsächlich, dass die Kälte in deinem Blick nur Masche ist doch ich wurde eines besseren belehrt. Dein Herz ist nichts mehr als Eis und da wir beide uns einig sind, dass du anscheinend nichts fühlst, werde ich dir jetzt eines versprechen.<< hauchte sie und fuhr ihm dabei mit ihrem Nagel über die Halsschlagader.
>>Benutzt du mich nochmal als Mittel zum Zweck, dann werde ich dir zeigen was es bedeutet eine Frau zu erzürnen. Denn Gnade dir Gott, ich werde dich bereuen lassen.<< flüsterte sie.
Sie ließ von ihm ab und war erleichtert, dass er nichts mehr sagte. Ihn ignorierend ging sie zum Wasser, zog ihre Schuhe aus und trat hinein. Sie spürte die leichten Wellen, als sie eintauchte und schwamm etwas unter Wasser, sog die Reinheit ein und lies ihr innerstes beruhigen. Sie wusste nicht warum, aber es war, als würde sie unterhalb der Oberfläche ihren Seelenfrieden finden.
Nach kurzer Zeit tauchte sie wieder auf und sah geradewegs in Arawns Augen, die sie interessiert musterten, bevor sie wieder untertauchte.
Langsam verrauchte ihre Wut und der Klos in ihrem Hals. An deren Stelle kam ein leichter Seelenfrieden, der sie für einige Momente vergessen ließ, ihre Sorgen, ihre Vergangenheit und die ungewisse Zukunft. Sie vergaß alles, bis sie nichts mehr war als Fleisch und Blut.

Herz aus EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt