Teil 8

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Während Runa die dichten Wolken am Himmel begutachtete, musste sie an die Nacht denken, in der sie schon wieder von einem Albtraum geplagt wurde. Es passierte nicht selten, dass sie die Dinge, die Draven ihr antat, in ihren Träumen nochmals durchlebte. So als wäre der Schmerz frisch und das Entkommen fern. Und so hatte sie dieses mal von dem ersten Tag geträumt, dem Tag, an dem alles schief gelaufen war.
Arawns Rat verfolgte sie dabei noch immer und es erzürnte sie, dass er tatsächlich daran glaubte. Und irgendwie, war es auch traurig, denn wenn Runa ihm in die Augen sah konnte sie erkennen, dass da nichts war. Nichts, das ihm wirklich etwas bedeute. Es wirkte sogar fast so, als wäre ihm sogar sein Schiff und sein Ziel nicht wirklich wichtig, so als würde er das nur tun, weil er es konnte.
Ihr Blick schweifte zu ihm, als er ans Deck trat und Befehle brüllte, um gegen den ankommenden Sturm gewappnet zu sein. Doch bei dem Anblick konnten sie tun was sie wollten, es würde dennoch gefährlich werden.

Donner drang durch die dunkle Wolkenschicht, ehe ein Blitz am Himmel zu sehen war und dem ganzen Bild etwas grauenhaft schönes verlieh. Die Wellen tobten, brachen an dem Schiff und sorgten dafür, dass es immer heftiger wackelte, sodass auch Runa sich am Geländer festkrallen musste.
>>Runa geh nach unten!<< brüllte Arawn durch den lauten Lärm des umherwütenden Sturmes.
Und in einer anderen Situation hätte sie ihm aus Trotz widersprochen, aber auch ihr war bewusst, wie gefährlich es wurde.
Sie kämpfte sich voran und fiel immer wieder um, als eine Welle um die andere das Schiff zur Seite kippen lies.
Ihre Kleider waren durchnässt und ein Splitter stach gefährlich in ihre Hand. Für einen Moment passte sie nicht auf und sah die Holztruhe nicht kommen, die geradewegs auf sie zuflog, als das Schiff abermals zur Seite kippte.
>>Runa!<< brüllte Arawn, doch es war zu spät.
Sie fiel übers Geländer und spürte im nächsten Moment das Peitschen der Wasseroberfläche, als sie diese durchbrach. Ihr Rücken brannte, doch sie zwang sich den Schrei im Keim zu ersticken.
Runa kämpfte gegen die Wellen an und versuchte die Oberfläche zu durchdringen, aber es erwies sich als schier unmöglich.
Gerade als sie tatsächlich die Orientierung verlor, spürte sie, wie eine Hand nach ihrem Handgelenk griff.
Runa wurde nach oben gezerrt und an eine feste Brust gepresst, während ein Seil hektisch um ihren Körper geschlungen wurde.
>>Halt dich fest.<< befahl Arawn an ihr Ohr, was sie auch tat, so fest, dass sie glaubte ihm wehzutun. Erst jetzt wurde ihr der Schmerz an ihrem Rücken und ihrer Hüfte bewusst, die sie langsam eigenständig heilte.
Langsam wurden Arawn und Runa an dem Seil um ihre Körper hochgezogen und da sie so ausgelaugt war, lehnte sie ihren Kopf einfach an Arawns Brust, der sie daraufhin noch fester an sich presste.
Oben angekommen, prallten sie beide auf den Boden, während der Sturm noch immer draußen wütete. Dieses mal etwas weniger stark, doch dennoch mussten die Männer auf dem Schiff kämpfen, um die Kontrolle über ihr Schiff nicht zu verlieren.
>>Danke<< presste Runa hervor, bevor sie sich aufrappelte und lies dabei widerwillig zu, dass Arawn ihr Gesicht zwischen seine Hände nahm, um zu sehen, ob es ihr tatsächlich gut ging.
>>Geh in deine Kajüte. Hier oben ist es zu gefährlich.<< hauchte er mit einer Spur Verwirrung in seinen Zügen.
Sie nickte nur, um sich dann aufzurappeln und auf wackeligen Beinen in ihre Kajüte zu gehen.

Es dauerte einige Momente, bevor sie sich dazu durchdringen konnte aus der warmen Dusche zu treten und noch einige geschlagene Momente, bis sie endlich frische Sachen rausgesucht hatte.
Bevor sie diese aber anziehen konnte, wurde ihre Tür aufgezogen und ein völlig durchnässter Arawn trat hinein, der völlig schockiert stehen blieb. Erst jetzt wurde Runa bewusst, dass sie nur in ein Handtuch gewickelt dastand und er all die Narben an ihrem Körper sehen konnte. Sie wusste, dass sein Blick nicht ihren weiblichen Rundungen galt. Es waren die viel zu Hellen Linien an ihrem Körper und es waren die Narben an ihrem Rücken, die so tief gehend waren, dass sich Runa nie traute etwas leichteres und offeneres zu tragen, als eine Tunika.
Sie hätte nie Narben davongetragen, wenn Draven zugelassen hätte, dass sie sich direkt heilt. Aber so war es meistens viel zu spät, um sie komplett zu heilen.
>>Was hat er dir angetan?<< fragte er fast wütend und schien leicht zusammenzuzucken, als sie mit den Schultern zuckte.
>>Die Frage sollte eher lauten, was er mir nicht angetan hat. Sie wäre weitaus leichter zu beantworten Arawn Cruor.<<
Er ging einen Schritt auf sie zu, woraufhin sie ebenfalls einen nach hinten setzte.
>>Verlass meine Kajüte. Ich brauche weder dein Mitleid, noch die unberechtigte Wut in deinen Augen, zumal du mir dieses Schicksal eingebrockt hast.<< sagte sie kalt, doch er ignorierte es und trat einfach weiter an sie heran, bis sie sich aufs Bett setzte und zu ihm aufsah.
Ihr nasses Haar klebte dabei an ihrem Körper und tropfte unaufhörlich auf ihre Bettwäsche.
>>Warum hast du dich nicht geheilt?<< fragte er erzürnt, sodass sie kurz auflachen musste.
>>Draven mag es gerne, wenn er sein Kunstwerk noch einige Tage begutachten kann.<< hörte sie sich verbittert sagen, bevor sie nach ihrer weißen Tunika griff.
>>Du hättest ihn umbringen sollen kleines.<<
Sie schluckte, als er mir seinen Fingerkuppen über ihr Kinn strich.
>>Ich hoffe du tust es eines Tages Runa.<< fügte er fast verloren hinzu, sodass sie kurz verwirrt die Stirn runzelte.
>>Warum kümmert es dich gerade Arawn? Verschwinde doch einfach und schließ die Tür. Ich komme gut zurecht.<< erwiderte sie, woraufhin sich sein Gesichtsausdruck augenblicklich änderte. Die vertraute Kälte drang in seine Augen und sorgte dafür, dass seine Finger nicht mehr sanft an ihrem Kinn lagen, sondern viel grober und fordernder wurden.

Herz aus EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt