Teil 10

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Runa starrte auf das Kleid herab, dass sie sich gekauft hatte zum heutigen Anlass. Sie würden auf das Fest von Antresta gehen, welches alljährlich vom König Tibetian gehalten wurde. Der beste Zeitpunkt einen König zu bestehlen hatte Arawn gesagt, bevor er einige aufgefordert hatte sich herauszuputzen, während der Rest von außen Beute beschaffen sollte.
Sie und Arawn hatten nicht viel geredet und der kleine Funken, welcher zwischen ihnen erwacht war vor fast zwei Wochen, war nun endgültig erloschen. Sie trauerte dem Funken nach, denn sie hasste die Kälte in seinem Blick, der sie immer wieder traf und daran erinnerte, dass sie sich seine Sorge und seine Wut nur eingebildet hatte. So musste es sein, denn niemand konnte so gut spielen. Es war schon fast, als hätte dieser Mann zwei Persönlichkeiten.

Wütend griff sie nach dem schwarzen Satinkleid, welches in mehreren Lagen über das Bett fiel.
Nachdem sie sich hergerichtet hatte, sah sie in den Spiegel und strich dabei über die vereinzelnten Narben auf ihren Armen. Nach und nach bedeckte sie diese mit Puder und sah dann abermals auf sich herab.
Ihre Brüste wurden durch die Korsage sündhaft in Szene gesetzt und ihre Hüfte umschmeichelt, durch den aufgebauschten schwarzen Rock. Die Träger sanken auf ihren Schultern herab und leisteten Kaum etwas für den Halt, während schwarze Handschuhe ihre Arme bis über die Ellenbogen verborgen hielten.
Ein letztes mal strich sie eine der vorderen Locken zurecht, die aus ihrer wirren Hochsteckfrisur ragten und setzte sich ein Lächeln auf. Runa wusste, dass sie schön war, doch nichts auf dieser Welt konnte dafür sorgen, dass sie sich wahrhaftig so fühlte. Denn jedes mal, wenn sie in den Spiegel sah, sah sie nur die Narben und die Angst, dass ihr Kleid ein Stück nach unten rutscht und ihre Narben auf dem Rücken zum Vorschein traten. Wie konnte sie sich da schön fühlen? Diese Frage begleitete sie jedes mal, wenn sie in diesen Spiegel sah. Niedergeschlagen löste sie sich davon und ging hinauf aufs Deck, wo sie plötzlich zehn Männer mit offenen Mündern anstarrten.

>>Wie eine schwarze Prinzessin.<< hauchte einer der Männer namens Renfrid, der ihr leicht Zulächelte, als sie mit ihrem Kopf nickte.
>>Königin<< korrigierte sie Arawn und trat von hinten an sie heran. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut, als er ihren Träger richtete und dabei leicht ihre Haut streifte.
>>Danke<< hauchte sie und atmete die Luft wieder, als Arawn an ihr vorbei lief und die Männer aufforderte zu laufen. Renfrid bot Runa anbei seinen Arm, welchen sie augenrollend annahm.
>>Ich bin eine Piratin, wie ihr. So höflich brauchst du nicht sein.<<
Er zuckte mit den Schultern.
>>Ich möchte aber. Zumal ihr mehr seid als eine Piratin Runa. Jeder weiß, dass ihr gehen wollt, wenn eure Abmachung zu Ende ist.<<
Sie nickte. >>Vermutlich habt ihr recht. Ich werde bald aufhören, wenn ich es schaffe.<<
>>Vielleicht denkt nicht jeder so, aber ich habe eure Gesellschaft genossen. Nicht nur wegen dem Reichtum, den ihr uns gebracht habt, sondern auch die Wärme. Ich glaube immernoch ihr seid eine Hexe.<< lachte er.
Runa lachte ebenfalls und schüttelte leicht mit dem Kopf.
>>Hör auf so höflich zu sein. Und...mir wird euer aller Gesang fehlen. Vor allem dein rumgegröle.<< lachte sie und verstummte, als Arawn an sie herantrat.
>>Wie ich sehe amüsiert ihr euch, aber das hier ist nicht zum Spaß. Verteil dich Renfrid. Runa und ich gehen gemeinsam rein.<< befahl Arawn kalt und sorgte dafür, dass die Stimmung mit einem mal bedrückt war.
>>Du musst nicht immer ein Arsch sein Cruor. Freude würde dir echt nicht schaden.<<
>>Dir würde es gut tun, wenn du den Mund hältst Runa.<<
>>Fick dich<< stieß sie aus und holte erschrocken Luft, als er sie gegen die Mauer presste, bevor sie das Tor passieren konnten.
Einige Augenpaare richteten sich auf sie und sahen beschämt weg, als Arawn sein Knie zwischen ihre Schenkel presste.
>>Sei weiter so vorlaut und ich werde dich hier ficken Runa. Denn dieses Kleid schreit ja fast danach.<< fluchte er, woraufhin sie plötzlich grinsen musste.
>>Wer weiß, vielleicht trage ich es ja, damit mir ein Ritter die Nacht versüßt.<< hauchte sie verführerisch, woraufhin er nur schnaubte.
>>Wir beide wissen ganz genau, dass du niemanden in dein Bett lassen würdest.<< schnurrte er, bevor er sie von der Mauer zog und mit ihr gemeinsam weiter lief.
>>Du weißt nichts.<< knurrte sie und richtete ihren Blick nach vorne. Dankbar, dass er den Mund für den restlichen Abend hielt.

~~~

Es war Katastrophal, denn es dauerte Ewigkeiten, bis man Arawn und ihr ein Zeichen gab, dass sie nach oben könnten.
Denn so pompös und schön dieser Ballsaal auch war. Es ging ihr auf die nerven zu warten und vorzugaukeln sie würde Arawn mögen, der sie nicht einmal ansah. Auch wenn die cremeweißen Säulen und die goldenen Verzierungen sie in den Bann gezogen hatten, es half ihr auch nicht wirklich weiter.
Oben angekommen suchten sie alle Wertgegenstände und ließen sie mithilfe eines Seiles aus dem Fenster heraus, damit die anderen ihrer Männer die Schätze in Säcke füllen konnten. Es war unglaublich wie leichtsinnig der König und seine Untertanen war. Er war mit der dämlichste König dieser Welt, schoss es ihr durch den Kopf, wobei sie sich nicht einmal wunderte. Der Mann hatte so viele Reichtümer hier, dass er kaum die Augen wo anders hinlenken konnte. Vermutlich würde nicht einmal auffallen, wenn etwas fehlen würde.

>>Willst du für immer schweigen?<< fragte Arawn sie nach einer Weile, woraufhin sie mit den Schultern zuckte. Ihre Einladungskarte zum Fest fiel dabei herunter, welche Arawn sich schnell schnappte.
>>Komm schon Runa, du kannst echt auf die Nerven gehen...<< sie drehte sich abrupt um, um ihm die Meinung zu sagen, aber er griff nach ihrem Arm und zog sie eine Nische.
>>Pssht. Da kommt jemand.<< flüsterte er, während seine Hand auf ihrem Mund lag.
Die Schritte wurden immer lauter.
>>Sicher, dass du jemanden hier oben gesehen hast?<< fragte ein Mann, während Rüstung klapperte.
Runas Augen wurden groß, denn das hier war drauf und dran schiefzugehen. Sie war sich sicher, dass sie es herausschaffen würden, aber es würde verdammt viel Aufsehen erregen und in diesem Kleid konnte sie sich kaum bewegen.
>>Schlag mich bitte nicht.<< hauchte Arawn an ihr Ohr, bevor er seine Hand löste und seine Lippen auf ihre presste.
Sie wollte ihn erst von sich stoßen, bis ihr bewusst wurde, warum er es tat und dennoch. Feuer loderte in ihrem Herzen, als er mit seiner Zunge in ihren Mund drang und sie mit allem Verschlang was er hatte. Es war als würde nichts mehr existieren, außer die brennende Hitze zwischen ihnen. Sie stöhnte in den Kuss hinein und hörte mit Genugtuung, dass er ebenfalls stöhnte und seine Hüfte gegen sie presste.
Sie griff in sein Haar, hielt sich an ihm fest und war verloren in dem Moment, bis sich jemand räusperte und Arawn von ihr abließ. Doch um der Götter Willen. Seine Augen, sie waren noch immer voller Verlangen und sein Griff um ihre Hüften so unbarmherzig, dass sie für einen Moment vergaß, warum er sie geküsst hatte. Zumindest bis der Mann in der Rüstung zu sprechen begann.
>>Miss, geht es ihnen gut?<< fragte er berechtigterweise, woraufhin sie stumm nickte.
>>Tut mir Leid. Meine Frau und ich haben uns von dem Moment hinreißen lassen.<< erklärte Arawn und nahm ihre Hand in seine.
>>Stimmt das Miss?<< fragte der Mann abermals und abermals nickte sie, während sie Arawn ansah, der ihren Blick mied.
>>Ja. Es stimmt.<<hauchte sie.
Sie bekam nur noch im Rausch mit, wie sie nach unten geschickte wurden und Arawn mit ihr zurück Richtung Schiff lief, welches auf der anderen Seite der Stadt war, verborgen vor neugierigen Blicken.
>>Geh schon mal vor.<< gab Arawn stumpf von sich und ließ sie alleine zurück.
Es war grauenvoll. Grauenvoll wie sie sich fühlte, denn obwohl es Notwenig war, fühlte sie sich elend. Sie hatte den Kuss nicht aus Zweck erwidert, sondern weil es ihr gefallen hatte und noch immer schmeckte sie die Süße dessen auf der Zunge. Noch immer fühlte sie seine festen Griffe um ihre Hüfte und die Hitze in ihrer Mitte, die nicht verklingen wollte. Nicht einmal dann, als er sie mitten in der Finsternis alleine lief und Gott weiß wohin ging.
Sie wusste nicht, wie sich Verlangen anfühlen konnte und ein sündhafter Kuss sie nach mehr lechzen lassen würde.
Denn alles, was sie bei Draven empfunden hatte war die Sehnsucht, dass er bald aufhören würde.

Herz aus EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt