Das Mädchen im Spiegel

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Ich öffnete die Augen. Ich erwartete die entlose Stille, doch sie war nicht da. Etwas surrte und piepste leise. Von irgentwo her hallten Schritte, Stimmen und andere Geräusche. Wo war ich? Etwas weiches schmiegte sich an meinen Körper. Ich schaute an mir herunter. Ich lag in einem Bett mit silbernen Metalgestell und reinweißer Bettwäsche. Moment mal...ein Bett? Jetzt fiel es mir wieder ein! Ich, ich war gerettet worden. Ich war nicht mehr in dem grauen Raum, nicht mehr in diesem verlassenen Gebäude. Aber wo war ich denn dann?

Jetzt stemmte ich mich auf und sah mich um. Das Bett stand in einem mittelgroßem Raum. Er war rot gestrichen und auf dem Boden lag hellbraunes Linoleum mit Holzmuster. Bei der Tür in der Ecke standen zwei Stühle und eine große Topfpflanze, links neben mir ein kleiner Tisch und zwei weitere Stühle, an der Wand ein Fenster mit langen weißen Gardinen. Rechts von mir stand etwas entfernt ein Schrank und eine weitere Tür. Ein Fernsehr hang an der Wand, und jetzt endeckte ich auch das komische Gerät das dass surren und piepsen von sich gab. Von diesem Metalkasten aus, lief ein kleiner Schlauch in meine Richtung und endete in der Nadel, die in meinem Arm steckte. Ich blinzelte verwirrt und versuchte zu verstehen was passiert war. Der große dunkelhaarige Man, Flo, und der andere , Phil, hatten mich befreit. Phil schien ziemlich verwirrt gewesen zu sein und Flo hatte mich getragen. Angestrengt versuchte ich mich an das Gespräch zu erinnern was die beiden geführt hatten. Ich schloss die Augen und dachte nach. Er hatte gesagt... das er mich..ins.. Krank-en-hau-s bringen wollte... JA! Ich riss die Augen wieder auf. Ich war im Krankenhaus! Noch einmal sah ich mich in dem Raum um. Das sah doch nicht aus wie ein Krankenhaus. Dort waren die Zimmer doch weiß und steril und alles wirkte einfach nur unfreundlich?


Alle Gedanken wurden weggewischt, als ich etwas Weißes im Spiegel aufblitzen sah, das ganz sicher nicht zur Bettdecke gehörte. Der große Spiegel hang etwas nach rechts versetzt gegenüber von meinem Bett. Das. Kann. Nicht. War. Sein. Mein Herz hämmerte laut und bedrohlich, mein ganzer Körper fing an zu zittern. Blut rauschte in meinen Ohren, als ich ohne mit der Wimper zu zucken die Nadel aus meinem Arm zog und auf stand. Mein ganzer Körper tat weh, doch es interessierte mich nicht. Ich zog den Vorhang beiseite, der den halben Spiegel verdeckte. Nein.

Dort im Spiegel...Es war als wäre mein Herz eine Glaskugel. Sie fiel. Fiel unentlich tief. Tiefer und tiefer und tiefer. In bodenlose Schwärze und schien alles mit sich in die Tiefe zu reißen. Dann schlug sie auf. Die Kugel zerschelte und die tausend Scherben flogen wie Eissplitter in alle Richtungen davon. Die Glaskugel, mein Herz, lag einsam, kalt und zerbrochen am Boden, stumm.

Dort im Spiegel stand ein Mädchen. 1, 71 groß, dünn. Sehr dünn. Ihre Haut war heller als jemals zuvor in ihrem Leben. Ihre Nägel hatten sich dunkel gefärbt, das früher so hübsche, asiatische Gesicht wirkte emotionslos und kalt. Ich hob eine Hand und das Mädchen im Spiegel tat es mir gleich. Meine Fingerspitzen berührten eine Haarsträhne. Ausdruckslos starrte ich in den Spiegel, konnte nicht glauben was passiert war. May regte sich, versuchte mich zuberuhigen, den anrollenden, bodenlosen Schmerz zurück zudrängen.

Das Mädchen im Spiegel hatte weiße Haare und rote Augen.

Mit gebrochenen FlügelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt