Jüri
Ich hatte den Weg zu Marcus schnell hinter mich gebracht. In mir herrschte Chaos. Ich war überfordert und ich wusste gerade nicht einmal was ich Marcus gleich sagen sollte.
Trotzdem drückte ich mit zitternden Fingern auf die Klingel. Marcus brauchte nicht lange um mir die Tür zu öffnen "Jüri?", fragte er irritiert nach. Ich nickte leicht "Kann ich rein kommen?", murmelte ich leise und vermied Augenkontakt.
"Klar", lächelte er sanft und trat zur Seite. Ich stand verloren in seinem Flur und wusste nicht wohin mit mir. "Du stehst ja völlig neben dir", stellte Marcus fest, nachdem er die Tür geschlossen hatte.
Ich warf ihm einen verzweifelten Blick zu. "Komm her", meinte Marcus sanft und zog mich in seine Arme.
Ich ließ die Nähe zu und drückte mich an ihn. Marcus hielt mich fest und schwieg. Irgendwann löste ich mich von ihm "Willst du reden?", frage Marcus nach. Ich nickte leicht.
Wenig später saß ich neben Marcus auf dessen Couch mit einer Tasse warmen Kakao in der Hand und in einer Decke gewickelt. "Ich weiß nicht wo ich anfangen soll", gab ich zu.
Mein Gegenüber zuckte mit den Schultern "Fang damit an wieso du bei mir und nicht bei Liam bist", schlug er vor.
Sofort war die Tasse interessanter als alles andere. Marcus ließ mir Zeit, bis ich endlich passende Worte fand.
"Liam liebt mich", flüsterte ich dann. Das fühlte sich falsch und surreal an. Marcus Blick schnellte hoch "Das hat er gesagt?", wollte er sofort überrascht wissen.
Ich nickte leicht "Wusstest du das?", jetzt nickte Marcus "Allerdings wusste ich nicht, dass er es dir sagen will", ich zuckte mit den Schultern und sah weiter auf die Tasse in meinen Händen.
"Das ist nicht alles oder?", fragte Marcus einfühlsam nach. Ich nickte zaghaft "Ich weiß nicht was ich davon halte", gab ich zu. Marcus legte seine Hand auf meine und ermutigte mich so weiter zu sprechen.
"Wenn ich bei Liam bin ist da in mir ein Kribbeln. Wenn er mich berührt fühlt sich das gut an und wenn er mir seine Aufmerksamkeit schenkt wird mir innerlich warm", begann ich zu erklären.
Marcus schenkte mir einen lächelnden Blick der mir Mut gab auch das folgende zuzugeben "Wenn ich mich selbstbefriedige funktioniert es nicht wenn ich an Frauen denke", meine Stimme war leise und undeutlich. Es war mir unangenehm.
Marcus jedoch wusste ganz genau was er tun musste. Er nahm mir die Tasse ab, stellte sie weg und zog mich dann in seine Arme "Kann es sein, dass du ihn auch liebst?", wollte er leise wissen und hielt mich fest an sich gedrückt.
Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an. Ich wusste das Marcus Recht hatte und doch war es nicht so einfach. Der Gedanke, dass ich Liams Gefühle erwiderte trieb mir Tränen in die Augen. Das durfte nicht sein. Ich wollte meine Familie nicht auf diese Art enttäuschen.
Marcus bemerkte das ich weinte und festigte den Griff um mich. Ich drückte mein Gesicht in seine Halsgrube und weinte leise in sein Shirt.
Wieder hatte Marcus Geduld mit mir. Er schwieg und hielt mich, während ich sein Shirt voll weinte. Irgendwann lehnte ich nur nich erschöpft an ihm und strich mir die letzten Tränenspuren weg.
"Willst du mir noch was erzählen?", hakte Marcus vorsichtig nach. Ich nickte und überlegte wie ich das formulieren sollte "Ich kann Liam nicht lieben. Ich kann nicht mit ihm zusammen sein. Ich will meine Eltern nicht enttäuschen und egal wie schön es sich anfühlt in seiner Nähe zu sein, so falsch ist es auch", erklärte ich.
Marcus schwieg wieder "Liam hat gesagt ich hätte eine verinnerlichte Homophobie in mir weil meine Eltern mich in einem ausschließlich Hetero bezogenen Umfeld groß gezogen haben", erklärte ich.
Marcus nickte leicht "Sowas habe ich mir nach deinen Worten eben auch gedacht. Auf Männer zu stehen ist nichts schlimmes. Es ist nicht schlimm wenn du und Liam euch liebt", erklärte Marcus bedacht.
Ich löste mich von ihm und strich mir erneut über die Wangen "Ich mag meine Eltern. Ich weiß, dass sie ihr bestes versucht haben mir eine gute Kindheit zu geben und ich hatte auch eine großartige Kindheit. Sie haben nichts falsch gemacht", verteidigte ich meine Eltern vor Marcus.
Das war bescheuert doch es fühlte sich an, als würden Marcus und Liam meine Eltern beschuldigen.
Marcus lächelte sanft "Ich bin mir sicher, dass sie das nicht mit Absicht gemacht haben. Eltern lieben ihre Kinder und werden immer versuchen, so gut sie es können, gute Menschen aus ihren Kindern zu machen", Marcus lächelte mich sanft an "Ich will deinen Eltern keinen Vorwurf machen", stellte er klar.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen "Und Liam will das sicherlich auch nicht", sprach der Neuseeländer weiter. Ich nickte, als Zeichen, dass ich verstanden hatte.
"Was mache ich jetzt?", wollte ich wissen. Marcus zuckte mit den Schultern "Ich denke ihr beide habt eine Chance wenn ihr es in deinem Tempo macht. Ich glaube nicht, dass du den Gedanken, dass es falsch ist, von jetzt auf gleich aus deinem Kopf kriegst. Wenn du und Liam es aber langsam angehen lässt und ehrlich mit einander seid, dann könnte es vielleicht klappen", ich nickte langsam "Vorausgesetzt du möchtest euch eine Chance geben?", ergänzte Marcus.
Ich sah auf meine Finger und dachte an all die schönen Gefühle die Liam schon in mir ausgelöst hatte und nickte dann. "Möchte ich, aber es muss wirklich langsam sein. Als er eben plötzlich kuscheln wollte war es viel zu schnell, ich habe Panik bekommen und es nicht mehr in seiner Nähe ausgehalten", gab ich zu.
Marcus zeigte erneut Verständnis und lächelte mir sanft entgegen "Liam hat garantiert gemerkt, dass das zu schnell war und wird daraus lernen", versprach er mir.
Ich nickte leicht "Dankeschön", bedankte ich mich und glaubte nicht, dass ich dieses Wort jemals ehrlicher gemeint hatte.
Ich war vollkommen durcheinander und überfordert hier auf getaucht und obwohl es mitten in der Nacht war hatte Marcus sich alle Zeit der Welt genommen, war geduldig und hatte Verständnis gezeigt, während er Ordnung in das Chaos in meinem Inneren brachte.
"Ich bin immer hier wenn du wen zum reden brauchst", stellte er klar. "Soll ich heute noch zu Liam?", wollte ich unsicher wissen.
Marcus schüttelte den Kopf "Wir haben vier Uhr morgens, der schläft mittlerweile. Ich würde vorschlagen, dass du in meinem Gästezimmer schläfst und morgen nach dem Frühstück zu ihm gehst. Dann erklärst du ihm vollkommen ehrlich deine Gefühle und sagst ihm, dass du es gerne mit ihm probieren würdest, allerdings Zeit brauchst. Ich bin mir sicher, dass er das verstehen wird", brachte Marcus ein weiteres Mal an diesem Abend Struktur in meinen Kopf. Ich nickte "Okay", damit trank ich endlich den Kakao aus und ließ mir von Marcus eine Zahnbürste geben.
Wenig später lag ich in seinem Gästebett und sah zu ihm, während er in der Tür lehnte "Wenn du noch was brauchst sag Bescheid, ich bin nebenan", ich nickte und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor ich die Decke richtig hochzog und meine Gedanken zu Liam abschweifen ließ.
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Ich hoffe es hat euch gefallen :)
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Fixing the broken - Liam x Jüri
FanfictionHomophob und schwul - der selbe Mensch? Macht einen bescheuerten Eindruck, ist aber die Realität für Jüri. Kann Liam ihn unter diesen Umständen für sich gewinnen?