40. Miss England 1963

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Glücklich schlenderten Vance und ich aus der Polizeizentrale hinaus auf den Parkplatz. Die Polizei hatte meine 'Sicht´ vom geschehenen aufgenommen und war soweit ich es heraushören konnte, sehr skeptisch was Rick, oder in meiner Aussage, den unbekannten Mann anging. Ich erkannte, die Haltung der Polizei, direkt als der braunbärtige Polizist, der meine Aussage aufgenommen hatte, seine buschigen Augenbrauen skeptisch zusammenzog, während ich ihm Ricks aggressives Erscheinen erläuterte.

Vance neben mir grinste. „Wir hatten Glück, dass du als aussagende Person anonym bleiben darfst, da du ja nichts direkt gesetzeswidriges beobachtet hast. Zwischenzeitlich ist mir das Herz fast in die Hose gerutscht als der Polizist gefragt hat, ob Rick dir davor schonmal aufgefallen ist. Ich glaube aber, dass das Treffen in dem Trainingsraum nicht von ihnen irgendwie nachgewiesen werden wird.“ Zustimmend nickte ich. Auch ich bin natürlich froh. Die Angst, dass irgendwas doch schiefläuft, ist trotzdem in einem kleinen Teil meines Gehirnes präsent.

Aufmunternd schloss Vance seine Arme um mich. „Mach dir nicht so viele Sorgen, sonst bekommst du noch ganz schlimme Falten in deinem Gesicht.“ Ich lachte und boxte ihm leicht gegen die Schulter, während er mich schelmisch angrinste. Sein Grinsen änderte sich jedoch in einen sanften Gesichtsausdruck. „Lass uns am besten gleich zu dir fahren. Es würde zeitmäßig jetzt eh keinen Sinn mehr machen noch großartig was zu unternehmen, oder?“, sagte er grübelnd. Zustimmend nickte ich und machte mich auch schon daran in sein Auto zu klettern. Vance hat mit seiner Großwüchsigkeit keine Probleme mit seinem Auto. Vielleicht sollte ich auch mal über einen Autoführerschein nachdenken. Dann kann ich mir einen kleinen Opel anschaffen und Vance kann sich dann, ja neben mich, da rein quetschen.

„Was gibt es denn da drüben zu lachen?“, fragte besagter Riese auch schon vom Fahrersitz aus. Grinsend zuckte ich mit der Schulter. „Ach vielleicht mache ich ja auch meinen Führerschein. Bis ich damit fertig bin wäre ich auch schon achtzehn. Dann kannst du dich in meinen, zukünftigen kleinen, Opel quetschen.“ Vance sah von der Idee nicht wirklich überzeugt aus. „Vergiss es! Wir fahren weiter mit meinem Auto. Vorallem hätte ich Angst, dass du plötzlich anfängst vor dich hin zu träumen und einen Unfall baust.“ Ich spähte mit großen Augen zu ihm rüber. „Ich würde nieee Tagträumen und dann einen Unfall bauen.“ Er lachte und wuschelte mir durch meine Haare, woraufhin ich ihn gespielt beleidigt betrachtete, was natürlich nicht lange dauerte, da ich nach drei Sekunden erneut lachen musste.

+++

Mit quietschenden Reifen bog er in unsere Einfahrt, als sich unser Eingangstor geöffnet hatte, doch er sein Auto war nicht das einzige Auto vor der Garage meiner Familie. Ein knallroter alter Golf, mit schief sitzendem Auspuff und gelben Flammen auf der Seite parkte, ungewöhnlich schräg, in unserer Einfahrt. Das Vorderteil des Autos stand halb über einem unserer Büsche, der jetzt stark in Mitleidenschaft gezogen aussah. Ich wusste nur zu gut wem dieses Auto gehört, zumal ich die Flammen selbst mit meinem Vater zum Spaß auf das Auto gesprüht hatte. Jedoch wusste ich in dem Moment nicht, ob ich mich freuen sollte oder wegen dem Abendessen mit Vance genau wie das Auto in den Busch springen sollte.

Mit einem Ungläubigem Blick stieg Vance aus und stellte sich wie ich zuvor vor das Auto. „Wem gehört denn diese Karre? Die sieht aus als würde sie gleich explodieren.“ Und da hörte ich auch schon Absätze klappern und eine bekannte Stimme sagte: „Wie hast du gerade mein Auto bezeichnet, junger Mann? Meine alte Mary ist schon seit über dreißig Jahren mein Auto. Wie ich annehme, ist das da drüben dein Auto. Also da hat die alte Mary auf jeden Fall mehr Stil. Schau dir nur die hübschen Flammen an.“

Und da stand sie vor uns. Mit ihrer grauen Turmfrisur, ihrer überdimensionalen orangenen Brille, knallroten Lippen und einem engen knallgrünen Rüschenkleid.

„Vance, darf ich vorstellen das ist meine Nana. Die mit Abstand coolste Granny auf der Erde. Nana das ist Vance, mein Freund.“ Grinsend lief ich auf sie zu und umarmte meine Nana, die bereits ihre Arme ausgerbreitet hatte. Ungläubig starrte Vance zwischen uns hin und her und schien auf sein Leben nicht mehr klarzukommen. „Jaja du siehst richtig mein Junge, Elea hat ihr strahlendes Aussehen von mir. Ich war Miss England 1963. Meine Erzfeindin Diana Langham ist ja leider wegen eines tragischen Unfalls auf dem Laufsteg ausgeschieden.

The Boxer and IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt