FREITAG

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Es war Freitag. Normalerweise war Freitag ein Tag, der allein durch die Vorfreude auf das Wochenende bestimmt war. Wenn die Lehrer uns nach dem Klingeln verabschiedeten und uns ein gutes Wochenende wünschten, plante ich schon auf welche Partys ich gehen würde. Ich wurde häufig eingeladen, auch von Leuten die ich nicht einmal kannte. Ich hatte mir wohl irgendwie an meiner Schule den Ruf eingehandelt, auf Partys ein echter Knaller zu sein, auch wenn ich mir selbst nicht Recht erklären konnte, wie es dazu gekommen war.

An diesem Freitag würde ich nicht voller Vorfreude auf das Wochenende blicken. Viel eher mit dem Wunsch, dass die Woche noch länger ginge. Am Sonntag würde ich in den Zug steigen und Lars nicht mehr sehen können. Wie sollte ich mich darauf freuen?

Als ich aufwachte, lag ich in seinen Armen und ich wusste, dass ich nie wieder anders aufwachen wollte. Er war noch am Schlafen und ich wagte nicht mich zu bewegen und ihn vielleicht zu wecken. Also hielt ich still und genoss das Gefühl seiner nackten Haut, die Wärme seiner Arme, die mich umgaben.

Ich schloss die Augen und dachte an den Donnerstag zurück. Wie wir uns auf das Sofa kuschelten, wie wir in der Bäckerei küssten und wie wir uns Nachts gemeinsam ins Bett legten, nicht für Sex, sondern um unser stilles Beisammensein zu genießen.

Ich wollte am liebsten jeden Tag so mit ihm verbringen. Doch der Sonntag rückte Gnadenlos näher. Ob er wusste, dass ich schon übermorgen zurück nach Hamburg fuhr. Wir hatten nie darüber gesprochen.

Ich spürte, wie er sich bewegte. Er drückte mich fester an sich.

"Guten Morgen" sagte er leise in mein Ohr. Er küsste meinen Hinterkopf. "Wie hast du geschlafen?"

"Gut, und du?" Ich drückte mich fester in seine Umarmung. Mein Bein lag an seinem Schritt und als ich es leicht bewegte, merkte ich, das auch sein Körper mich zu wollen schien. Sollte ich es einfach versuchen?

Langsam ließ ich meine Hand über seinen Oberkörper fahren. Meine Finger fühlten seine zarten Haare auf seiner Brust und der Stelle zwischen seinem Bauchnabel und seinem Schritt. Ich bewegte mich herunter, immer weiter, bis zu Bund seiner schwarzen Unterhose. Ohne zu zögern, ließ mich meine Hand darunter fahren. Ich konnte ihn spüren. Meine Hand berührte das, was sich unter dem dünnen Stoff befand. Er atmete schwer auf und sein Brustkorb hob sich.

Doch dann er drehte sich weg. Peinlich berührt zog ich meine Hand zurück.

"Ich muss gleich los, zur Bäckerei und Alex ablösen." Er stieg aus seinem Bett und begann sich anzuziehen. Erst die Hose, dann das Shirt und zuletzt ein frisches paar Socken. Meine Augen ruhten dabei die ganze Zeit auf ihm. Ich schämte mich für das, was ich mit meiner Hand hatte tun wollen.

Es blieben nur noch zwei Tage. Wenn ich jetzt nicht den ersten Schritt machte, würde es mir vielleicht für immer verwehrt bleiben. Aber ich wagte es nicht, denn was war, wenn er nein sagte?

"Treffen wir uns dann später noch?" fragte ich, während auch ich mich aus dem Bett schob. Es war so gemütlich, deshalb war es schwierig aufzustehen.

"Können wir machen. Muss aber heute bis Nachmittags arbeiten." Er öffnete seinen Kleiderschrank und warf mir eine Hose und ein Shirt von ihm zu. Schnell zog ich mich an, putze mir die Zähne und wusch mich gründlich. 

Er führte mich nach unten zur Tür, drückte mir einen Kuss auf die Wange und verschwand in der Morgenluft. Bevor er ging, drehte er sich noch einmal zu mir.

"Ich bin froh, dass du gestern Abend hier warst." Dann verschwand er und ließ mich in seinem Haus zurück. Etwas enttäuscht ging ich in sein Haus zurück. Was hatte ich denn erwartet? Dass er den ganzen Tag mit mir verbringen würde? Anders als ich hatte er keine Ferien, und musste arbeiten.

Nic - Eine Novelle (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt