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Am nächsten Morgen wachte ich auf dem Sofa auf. In meinen Armen lag meine Schwester. Auf dem zweiten Sofa erkannte ich meine Eltern zusammengekuschelt. Vorsichtig versuchte ich mich aus der Umarmung von Lia zu lösen. Erfolgreich ging ich in die Küche und deckte schon einmal den Tisch. Mir fiel auf das wir keine Brötchen mehr hatten, also schnappte ich mir meinen Geldbeutel und eine Tasche, nach 5 Minuten war ich fertig und ging aus dem Haus. Warme Luft begrüßte mich und die Vögel zwitscherten herrlich. Glücklich lief ich in Richtung Bäcker. 10 Minuten später stand ich in der Schlange. Die Tür öffnete sich erneut. Ein junger Mann in meinem Alter betrat die Bäckerei. Meine Augen trafen auf ein strahlendes Indigo Blau. Ich war erstaunt denn so eine Augenfarbe, auch so intensiv, hatte ich noch nie gesehen. Seine schwarzen Haare hingen ihm in die Stirn. Sie waren leicht gewellt. Er hatte eine Lederjacke an und darunter verbarg sich ein blaues T-Shirt. Seine schwarze Hose ließ ihn noch attraktiver wirken. Sein Mund verzog sich zu dem schönsten Lächeln, das ich je gesehen habe. „Guten Morgen.", sagte er dann zu mir. Dies ließ mein Herz erst recht noch schneller schlagen. „Hi.", hauchte ich. Er legte den Kopf schief und allein diese Bewegung wirkte so kontrolliert, aber doch so locker. „Du bist dran.", lachte er. Diese Stimme. Irgendwo hatte ich sie schon einmal gehört. Ich überlegte angestrengt, doch es wollte mir nicht einfallen. „Mmmh.", machte ich. „Soll ich deine Bestellung mit aufgeben, dass du weiter so starren kannst?", fragte er verschmitzt. „Was? Ähh, nein!", gab ich peinlich berührt zurück. Er lachte. Wie schön er dich lachen konnte! Was dachte ich denn nur! Das darf doch nicht wahr sein! Ich verfluchte mich, allerdings war es schon zu spät. Er lief an mir vorbei und bestellte: „Guten Morgen, ich hätte gern drei Schokocroissant, 18 Brötchen und zwei große Brote." Wie viel will er denn bestellen?! Ich runzelte die Stirn. Als er fertig mit bezahlen war, sagte ich freundlich meine Bestellung: „Ich hätte gern acht Brötchen und ein Stück von dem Baumkuchen." Die ältere rundliche Dame lächelte mich an und übergab mir meine Bestellung. Ich verabschiedete mich und war erstaunt, dass der junge Mann immer noch in der Bäckerei war. Ich wünschte ihm noch einen schönen Tag. „Hey, warte mal!", rief er allerdings. Verwundert schaute ich ihn an. „Ähm, ja?", fragte ich verwirrt. „Wollen wir vielleicht einen Kaffee trinken gehen?", erwiderte er. „Ehrlich gesagt kann ich nicht.", gab ich zu. Ich musste doch nach Hause wegen dem Frühstück. „Bitte.", hielt er fest. Ich seufzte und stimmte dann doch zu. Ich schrieb meinen Eltern schnell noch eine Nachricht das ich später kam und dann ging es los. „Wie heißt du denn?", versuchte er ein Gespräch in Gang zu bringen. „Zea, wie heißt du denn?", lächelnd schaute ich ihn an. Wie konnte man nur so gut aussehen. Mein inneres kleines Mädchen, das immer träumte, wollte diesen Jungen unbedingt nach seiner Nummer fragen, mein anderes Ich hielt aber dagegen. „Ich heiße Liam.", antwortete er. „Liam...", murmelte ich. Dieser Name sagte mir irgendwas, doch wieder konnte ich den Gedanken nicht greifen. „Alles gut, Zea?", fragte er. „Ja, Entschuldigung.", sagte ich verlegen. Wir liefen einige Straßen entlang, bis wir zu einem niedlichen kleinen Café kamen. Er bot mir einen Platz an und ich kam seiner Aufforderung nach. „Wieso hast du mich eingeladen, ich meine du kennst mich gar nicht?", fragte ich immer noch höchst verwundert. „Na ja, du hast mich so angestarrt, da konnte ich nicht widerstehen.", er zwinkerte mir zu. Ich hob nur eine Augenbraue. „Lass dir das ja nicht zu Kopf steigen.", versuchte ich arrogant zu erwidern. Er lachte leise. „Das find ich nicht so lustig.", sagte ich, musste aber trotzdem schmunzeln. „Guten Tag, möchten Sie die Karte oder wissen Sie schon was Sie haben wollen?", fragte eine sehr hübsche, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage das Sie hübsch ist, Blondine. „Zea, weißt du schon was du willst?", fragte mich Liam. „Ähm, ja. Ich hätte gern einen Kakao.", sagte ich. „Ich dachte wir trinken Kaffee?", amüsiert sah er mich an. „Ich mag keinen Kaffee.", sagte ich. „Du magst keinen Kaffee! Was für eine Verschwendung des Lebenssinns!", rief er pikiert. Das brachte mich zum Lachen. Jemand neben uns räusperte sich: „Entschuldigt bitte, aber wissen Sie was sie nun wollen?" Die Blondine schien sehr gestresst zu sein. Also sagte ich was ich haben wollte und dann verschwand sie auch schon wieder. Ich räusperte mich: „Und wieso lädst du mich ein? Ich meine, wieso ausgerechnet ich? Es hätte doch auch jedes andere Mädchen sein können." Er schaute mich mit seinen Indigo blauen Augen an und ich hätte schwören können, einen Funken Schmerz darin entdeckt zu haben. Doch dieser Augenblick war so kurz, dass ich mir nicht sicher war. „Wieso nicht?", konterte er nach einer kleinen Pause. Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Ähm, ja gut. Wieso nicht.", sagte ich lahm. Das brachte ihn zum Lachen. „Wieso lachst du denn jetzt? Das ist nicht lustig!", empört stemmte ich meine Arme in die Seite. „Hier ihr Kakao, Madam.", äußerte sich die blonde Bedienung. „Danke.", entgegnete ich und schon sauste sie davon. Ich nippte von meinem Kakao. Ui der schmeckte aber lecker. Sofort nahm ich noch einen Schluck. Das macht ja süchtig. „Na, schmeckt es dir?", neckte mich der Typ vor mir. „Ja, es schmeckt sehr gut. Willst du kosten?", sagte ich großspurig aber musste aber lächeln. Er schmunzelte. Wie gut kann man dabei aussehen, schoss es mir durch den Kopf. Traumprinz gefunden?, machte sich meine innere Stimme bemerkbar. Ähm, Nein!, führte ich das Gespräch zu Ende, so hoffte ich zumindest! Dann gaffe ihn nicht so an, du hohle Nuss, pfiff sie mich zurecht. Sei endlich still!, zischte ich. Und tatsächlich blieb sie still und meldete sich nicht mehr zu Wort, erstmal. „Liebend gern.", erwiderte Liam. „Wie bitte?", ich schaute ihn mit großen Augen. Er grinste schelmisch. Ich schüttelte den Kopf und schaute auf meinen Kakao. Liam stützte die Hände auf den Tisch, dabei spannten sich seine Muskeln an, diese führten zu seinem wunderschönen Gesicht. Konzentration!, pfiff ich mich zur Ordnung. „Woher kommst du?", fragte er. Ich schaute von seinen Händen in sein Gesicht, wie schön er doch nur war. „Wie bitte?", fragte ich. Er lachte leise, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Ich bin hier geboren, und du?", erzählte ich knapp. „Ich bin in Holland geboren, aber sehr nah an der Grenze aufgewachsen, weshalb ich zwei Muttersprachen habe. Holländisch, aber es ist nicht das Beste muss ich anmerken und Deutsch. Englisch spreche ich natürlich auch, muss man ja können in der heutigen Zeit.", erklärte er mir. „Kannst du mal etwas auf Holländisch sagen?", fragte ich ganz neugierig. Er überlegte und sagte dann: „Ik mis je." „Was heißt das?", meine Neugier war geweckt. Ich wollte unbedingt wissen, was das heißt! Die Worte, die Liam mir gesagt hat, klangen wunderschön und sanft. Was sie wohl bedeuteten? Er schüttelte den Kopf und lachte ein schönes, warmes Lachen. Ich lächelte ihn an. „Also los! Was bedeuten die Worte!", wissbegierig schaute ich Liam an. „Nein.", sagte er nun ernster. „Wieso?", schoss ich augenblicklich zurück. „Darum.", gab er ernst zurück. Ich kniff die Augen zusammen. „Gut.", erwiderte ich patzig. Ich wollte doch noch etwas sagen, allerdings klingelte in diesem Moment mein Handy. Schnell hob ich ab: „Guten Morgen!" „Hey Liebes. Wir sitzen hier und haben einen Riesen Hunger! Wann beglückst du uns mit deiner Gesellschaft?", begrüßte mich meine liebevolle Mutter. „Oh Mist! Ja ich komme gleich! Hab euch lieb!", sagte ich schnell um sie abzuwimmeln. Mist! Ich hab die Zeit ja ganz vergessen! Ich legte auf. „Hey, du. Tut mir mega leid, aber ich muss nach Hause! Ich hab die Zeit ja ganz vergessen!", aufgebracht trank ich schnell meinen Kakao aus und gab ihm das Geld dafür, doch er wollte es nicht annehmen. Irgendwann gab ich es auf und verabschiedete mich hastig. Dann rannte ich nach Hause so schnell es ging. War heute mein Glückstag? Wahrscheinlich! Der süßeste Junge der Welt hat mit mir gefrühstückt! Und er hat mich eingeladen! Überschäumend vor Glück betrat ich das Haus. „Guten Morgen, alle zusammen!", rief ich glücklich. „Hey, wieso bist du denn so glücklich? Deine Schwester hat uns hier schon einen Vortrag übers verhungern gehalten!", lachend umarmte mich mein Vater. Ja, das war meine Schwester. Oft übertrieb sie zwar, aber man konnte sie einfach nur lieben. „Da bist du ja! Ich bin am Verhungern.", maulte eine kleinere Gestalt am Türrahmen. Ich musste lachen. „Dann essen wir jetzt mal!", schlug ich vor.

Versunken In ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt