Kapitel 7 - D

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Endlich hatte Darkness ihr perfektes Opfer gefunden. Eine blonde Fee mit einer regenbogenfarbenen Strähne schlug sich durch das Dickicht unter ihr.
Mit sicherem Abstand flog sie ihr einige Meter höher in dem Gewirr aus massiven Ästen hinterher. Ihre Rabenaugen ließen sie nicht mehr los.
Sie hatte nur darauf gewartet, dass sich eine naive Fee ein Stückchen zu weit von ihrem ach so sicheren Zuhause entfernen würde. Was für ein mutiges Ding...

Ihre Krallen lösten sich von dem Holz. Beinahe vollkommen geräuschlos landete sie in ihrer menschlichen Gestalt hinter dem letzten tiefgrünen Gebüsch, das die Fee passiert hatte. Sie drehte sich nicht einmal zu Darkness um. Ein Kinderspiel.

Mit einem Schritt stand sie hinter ihr, ihre rechte Hand hielt ihr den Mund zu, bevor sie auch nur daran denken konnte, nach Hilfe zu schreien. Darkness' linker Arm griff um ihre Taille, womit sie ihr jegliche Bewegungsfreiheit nahm. Die eingequetschten Flügel zitterten kurz, dann war ihr Opfer allem Anschein nach in Schockstarre verfallen.

"Du hörst mir jetzt ganz genau zu.", raunte Darkness ihr von hinten ins Ohr. Wahrscheinlich hatte sie eine Halbfee erwischt, sie hatte Feenohren eigentlich viel länger und spitzer in Erinnerung. Doch das tat nichts zur Sache, solange sie aus dem Dorf stammte, sollte ihr Plan aufgehen.

"Alles was ich will sind Informationen, okay? Solange du kooperierst werde ich dir nichts antun."

Das Mädchen nickte langsam. Darkness lockerte ihren Griff um sie, um zu testen, ob sie einen Fluchtversuch starten würde. Trotz der unangenehmen Wärme zwischen ihnen, bewegte die Halbfee sich keinen Zentimeter von ihr weg.

"Good girl!", lobte sie sie mit einem sarkastischen Unterton und entfernte ihren linken Unterarm von ihrem Unterleib. Sie war sehr bedacht darauf gewesen, sie nicht mit ihrer verkohlten Hand zu berühren, schließlich würde ihr eine Leiche nicht antworten können.

"Du hörst ja beinahe besser als mein Haustier." Grinsend trat sie einen Schritt rechts neben sie, um ihre Hand weiterhin auf ihren Lippen liegen zu lassen.

"Also, Süße, versprichst du mir, dass du nicht so dumm bist, mit mir zu spielen?" Mit einem weiteren Schritt stand sie direkt vor ihr und sah ihr in die vor Angst geweiteten, grünblauen Augen. "Ich werde nicht zögern dir die Kehle durchzuschneiden, wenn du auch nur in die falsche Richtung guckst, haben wir uns verstanden?" Ihre Stimme war beindruckend ruhig, als hätte sie schon unzählige solcher Erpressungen durchgeführt.

"Dein Leben für ein paar Geheimnisse der Feen, das klingt doch nach einer einfachen Entscheidung, oder etwa nicht?"
Die Halbfee nickte wieder und Darkness entfernte ihre Hand folternd langsam.

"In Ordnung. Also dann, erzähl mir alles, was in den letzten Stunden im Dorf passiert ist. Das sollte doch nicht so schwer sein, bei so einem Haufen von teetrinkenden Tratschtanten." Beinahe langweilig erschien ihr diese Frage, doch die Antwort könnte ihr den Zorn ihres Vaters vom Leib halten also versuchte sie, nicht allzu uninteressiert zu wirken.

"Wir wurden angegriffen. Die Leuchtenden sprechen von einem Anschlag. Es erinnert alles an den Massenmord vor zehn Jahren also werden wir wohl Maßnahmen ergreifen müssen, um uns vor den - vor euch zu schützen.", korrigierte sie sich.
Die Blondine sah ihr todernst in die Augen und ihre Stimme war erstaunend ruhig.

"Und wie sollen diese 'Schutzmaßnahmen' genau aussehen? Ich brauche Details, Liebes!"
"Sie werden trainieren."
"Ihr kleinen Würmer wollt trainieren? Hah!" Darkness musste sich beherrschen, um bei dieser absurden Vorstellung nicht laut loszulachen. "Für was wollt ihr trainieren, huh? Was habt ihr euch in euren Erbsenhirnen zusammengesponnen?"

Die Halbfee sah kurz auf den Waldboden, was sie als beschämt interpretierte, bis sie mit eiskalten Augen wieder direkt in ihre sah.
"Sie wollen einen Krieg."

Leuchtende FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt