Abendessen

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Eine Woche Vorher

Kiara

"Schmeckt es nicht, oder was ist schon wieder das Problem?" fragt Onkel Downey, der gegenüber von mir auf dem Stuhl sitzt und sich die letzte Gabel Nudel - Cabonara in seinen Mund schiebt. Mein voller Teller steht noch immer vor mir und das Essen wird von der Gabel in meiner Hand durchlöchert.

Er ist ein wahnsinnig guter Koch, keine Frage, aber gerade im Moment bekomme ich einfach keinen Bissen runter. Nicht nachdem er mir Fernsehverbot gegeben hat, weil ich mein neues Handy vor Wut gegen die Wand geschmissen habe. Ja, es ist kindisch von mir, aber so bin ich nun mal. Und da ich sowieso nur in seiner Begleitung raus darf, ist Fernsehen mit eines der wichtigsten Dinge für mich. Mit das einzige wo ich alleine sein kann.

"Du stocherst jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit im Essen herum. Also, was ist los?" Mit einer hochgezogenen Braue mustert er mein Gesicht, so gründlich, dass ich Gänsehaut am gesamten Körper verspüre, wahrscheinlich um irgendwas rauslesen zu können, legt dann die Gabel auf den leeren Teller und schiebt ihn ein Stück von sich.

Dann rollt er kaum sichtbar mit den Augen, wie ich im Augenwinkel erkennen kann.
"Es ist doch nicht immer noch wegen dem Fernsehverbot, oder? Willst du lieber, dass ich deinen Vater Anrufe und ihm von deinem kaputten, neuen Handy erzähle, dass ich dir gekauft habe, obwohl dein Vater verboten hatte, dies zu tun?" Seine Arme verschränkt er, beugt sich vor und legt sie elegant auf den Tisch.

Ich schüttle mit dem Kopf und fühle mich plötzlich wie ein kleines, hilfloses Lamm, sobald er meinen Vater erwähnt. Mir wäre wirklich alles lieber als meinem Vater wissen zu lassen, was für ein unreifer Teenager ich bin.

"Na siehst du. Schön, dass wir uns einig sind." streicht er sich elegant und viel zu langsam durch die Haare, wie ich im Augenwinkel erkennen kann. "Du musst etwas essen Kiara. Vorher werden wir den Tisch nicht verlassen. Also hör endlich auf Trübsal zu blasen, iss deinen Teller leer und vielleicht...aber nur vielleicht, vergesse ich dann dein Fernsehverbot wieder."

Mein Kopf schießt hoch und mit geweiteten Augen blicke ich ihn an. "Wirklich?"

Ein kleines Schmunzeln ist auf seinen Lippen zu erkennen. "Vielleicht, Kiara." meint er und zwinkert mir dann dreist zu.

"Okay." sage ich leise, ignoriere seine sexy arrogante Geste und stapele jetzt die - wie nicht anders erwartet - leckeren Nudeln in meinen Mund, weil ich weiß, dass aus seinem 'vielleicht' immer ein ja wurde. Dann wird er mir endlich die Fernbedienung wieder geben, ich kann in mein Zimmer gehen und diesen dunkelbraunen, durchdringenden Augen entfliehen, die mich wie ein Wachhund im Auge behalten und aussehen, als warten sie nur darauf mich zu verschlingen. Gruslig.

Eine ganze Weile ist es still. Nur das Ticken von der Uhr im Wohnzimmer ist zu hören.

"Achja." beginnt Robert plötzlich und steckt sein Handy zurück in seine Hosentasche. "Ich wollte noch etwas mit dir besprechen."

"Über was denn?" nuschle ich mit vollem Mund, ignoriere die aufsteigenden Gedanken, die sich fragen, mit wem er wohl geschrieben hat und schaue ihn abwartend an.

"Es geht um deinen Geburtstag. Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass..."

Ich befürchte wie immer das Schlimmste, also schlucke ich schnell die zerkauten Nudeln herunter, will protestieren, aber er ahnt bereits, was ich vor habe und schnaubt:

"Lass mich gefälligst ausreden, Kiara!"

Ich nicke stumm, schiebe eine weitere Gabel in meinen Mund, warte ungeduldig und bete innerlich zu Gott, dass er mir diesen Tag nicht wegnimmt. Am Samstag ist mein Sechszehnter Geburtstag und den darf er mir nicht ruinieren. Er kann mir alles verbieten, aber bitte nicht diesen Tag. Auch wenn er - egal was ich mache - in der Nähe sein wird, will ich den Abend nicht nur - wie jeden anderen Tag auch - mit ihm verbringen.

Call me DaddyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt