Call me Daddy

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Kiara

'Ein Riesenbaby, dass keine Ahnung von irgendwelchen Konsequenzen hat' So schimpft mich Onkel D, der beste Freund meines Vaters, immer und immer wieder.

Ich kenne ihn bereits mein ganzes Leben. Er war immer da. Bei meiner Geburt, als meine Mutter vor einem Jahr starb, als mein Vater nach ihrem Tod abgestürzt ist, oder wenn ich in Schwierigkeiten stecke und er mich schon wieder rausholen musste. Es gibt keinen Moment, an dem er nicht bei uns gewesen ist, und auch wenn es manchmal wirklich nicht einfach mit ihm ist, bin ich froh, dass er trotz allem noch immer da ist und meinem Vater nicht schon längst erzählt hat, was ich alles anstelle, wenn er nicht Zuhause ist.

Mein Vater ist übrigens, seit dem meine Mutter nicht mehr bei uns ist, ein komplett anderer Mensch geworden. Er ist viel auf Geschäftsreise, rastet bei jedem Bisschen aus und ist einfach nicht mehr wiederzuerkennen. Er ist nicht mehr der Mann, den ich aus meiner Kindheit kenne. Nicht mehr der Mann, der mir die Zuneigung schenkt, die ich brauche. Der mit mir etwas unternimmt, der mich nach meinen Hausaufgaben fragt oder sich um mich sorgt. Er ist abwesend, kalt, schreit mich nur noch an und er macht mir immer mehr angst. Es gibt auch den einen oder anderen Tag, an dem er mir an den Kopf knallt, wie nutzlos ich in seinen Augen bin..und das...verletzt mich mehr als alles andere.

Deshalb ist Robert auch vor einem Jahr bei uns eingezogen und passt auf mich auf. Er kocht, kümmert sich um die Wäsche, behält mich im Auge und schimpft mich aus, wenn ich schon wieder etwas zerstört habe. Eben alles, was mein Vater machen müsste, aber seit einem Jahr nicht mehr als nötig ansieht.

Und auch wenn ich meinen Vater noch immer liebe - immerhin ist er mein Vater und mein einziges Familienmitglied, dass ich noch habe - bin ich froh, dass er nicht so oft Zuhause ist und auch, dass Robert mich nicht bei ihm verpetzt, wenn ich schon wieder etwas angestellt habe, was ich eigentlich nicht hätte tun dürfen.

Ja, ich bin ein schwieriger Fall und es ist nicht leicht mit mir. Ich habe viel kaputt gemacht und saß schon mehrmals in Untersuchungshaft, bis Onkel Downey mich wieder rausgeholt hat und die Beamten darum bat, meinem Vater nichts davon mitzuteilen....

Wie auch Heute. Zu meinem sechszehnten Geburtstag....

"Hast du mich verstanden!?" Seine Stimme bebt. Er ist richtig angepisst, weil er mich, wie letzte Woche abgemacht, heute zu meinem Geburtstag alleine gelassen hat und mir erneut aus der Patsche helfen musste. Klar, ich hätte auch einfach mit Maya, meiner besten Freundin und Nachbarin, Zuhause einen Film schauen können, aber wo bleibt da der Spaß? Immerhin ist Heute mein Geburtstag und den hätte ich ganz sicher nicht Zuhause verbracht, um mit Robert einen Film zu schauen oder irgendwelche Brettspiele zu spielen, sowie jeden anderen beschissenen Tag auch.

Jetzt sitze ich in seinem weisen Audi A8, auf dem Beifahrersitz, höre den Regen, der auf die Scheiben prasselt und schmolle. Es ist alles super gelaufen, bis irgendein Spielverderber die laute Musik bemerkt, Polizei gerufen und alles ruiniert hat...und zu meinem Glück haben die dann Robert informiert und hier bin ich jetzt.

Ich habe zwar keine Ahnung wohin wir fahren, aber das ist mir gerade auch ehrlich gesagt scheiß egal. Hauptsache weg von hier. Weit weg von dem ganzen Schlamassel, den ich schon wieder verursacht habe und weg von den kopfschüttelnden Polizisten.

"Ja, habe ich...es....tut mir leid...." flüstere ich, ohne ihn anzublicken. Ich weiß, dass ich - Mal wieder - Mist gebaut habe und ich weiß auch, dass es eigentlich keine Entschuldigung mehr dafür gibt.

Robert schenkt mir einen Seitenblick, wie ich im Augenwinkel erkennen kann, dann seufzt er, schüttelt mit dem Kopf und konzentriert sich wieder auf die Straße vor ihm. Er ist enttäuscht von mir und ich kanns ihm nicht verübeln. Erst letzte Woche haben wir ein Gespräch geführt und ich...ich habe ihm etwas versprochen, das ich ganz und gar nicht eingehalten habe.