Leevi

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Gelangweilt zappte ich durch die verschiedenen Fernsehsender. Bela spielte irgendeine depressiv, klingende Melodie auf seiner Gitarre. Durch das Fenster sah ich, wie sich Toni und David küssten. Der Duft von Tomatensoße stieg mir in die Nase. Ich zog schniefend die Nase hoch „Ach riecht das gut!" schwärmte ich begeistert. Vince guckte mich warnend an „Wag' es dir, an meine Nudeln zu gehen..." sagte er mit erhobenem Zeigefinger. Ich hielt schützend die Arme hoch „Ruhig Brauner!" Vince hob stumm seine Augenbrauen und blickte mich prüfend an, dann sagte er: „Du könntest schon einmal den Tisch decken, dann würde es schneller gehen...." Murrend erhob ich mich von meinem Bett und begann, die Teller auf den Tisch zu stellen. Nun kamen auch Toni und David wieder rein. Sie warfen sich die ganze Zeit schmachtende Blicke zu. Innerlich verzog ich genervt das Gesicht. Ich freute mich für die Beiden, keine Frage.... Allerdings hielt ich nicht viel von Beziehungen. Wir waren noch jung und auch diese Beziehung würde in die Brüche gehen. So war das Leben. Gut, vielleicht war ich auch ein bisschen neidisch, da ich niemals eine Beziehung führen konnte... Erstmal musste ich allein mein Leben in den Griff bekommen. „Bela, spiel' bitte etwas Fröhliches! Ich bekomme ganz schlechte Gedanken bei deiner Musik" maulte ich. Bela schaute mich mit belustigter Miene an, dann begann er mit Fly Me To The Moon. Zufrieden nickte ich. Währendessen schaufelte ich mir reichlich Nudeln auf meinen Teller. Toni boxte mich unsanft in die Seite. „Aua" sagte ich empört. „Ja, beim Essen hört die Freundschaft auf" sagte sie, während sie sich einen großen Berg Nudeln auf ihren Teller schaufelte. David lachte hinter ihr leise. Ich schüttelte nur den Kopf und setzte mich an den Tisch. Auch die anderen setzten sich nun und begannen zu essen. Nach dem Essen klatschte Vince in die Hände „So Leute, was machen wir jetzt noch? Irgendwelche Vorschläge?"  Ich grinste breit „wie wärs mit 'nem Drink? Die meisten Bars öffnen jetzt...." Tatsächlich war es schon 21:00 Uhr. Draußen begann es langsam zu dämmern. Vince nickte erfreut „Party ist immer gut!" Bela zuckte mit den Schultern„ Ich hab' nichts Besseres vor...." Wir alle schauten David und Toni erwartungsvoll an. „Wir wollten eigentlich noch ein bisschen den Campingplatz erkunden und würden dann später zu euch stoßen" meinte Toni. Ich zuckte mit den Schultern: „Meistens geht es eh erst ab  0:00 Uhr rund." Bela nickte: „Ich trinke einen für euch mit." Vince lachte: „Also rocken wir diesen Abend!"
Mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg.
Bis wir dann aber wirklich los kamen, war es bereits 22:00 Uhr. „Leute, ihr seht so geil aus" rief Toni uns nach. Ich zwinkerte ihr verführerisch zu, was mir eine Nackenschelle von David einbrachte. Dann fiel die Tür ins Schloss.

Der Pub war sehr gut besucht. Vince deutete auf einen Tisch in einer etwas ruhigeren Ecke. Ich musste schon sagen, ich hatte einen siebten Sinn was das aussuchen von schicken Bars anging. Ich ließ mich zufrieden an unseren Tisch fallen. In der Mitte des Pubs war eine große Tanzfläche. Allerdings war dort noch nicht so viel los. Bela winkte den Kellner zu uns. Ich bestellte ein großes Bier (für den Anfang). Vince bestellte ebenfalls ein Glas Bier und Bela eine große Cola, was ihn einige Sticheleien von meiner Seite aus einbrachte. Allerdings wusste ich, dass er bei dem Thema Alkohol sehr sensibel war und so beließ ich es dabei. Lautes Gegröhle unterbrach unsere Diskussion über Socken beim Schlafen. Ich blickte zum Eingang und erblickte eine Jungsgruppe in unserem Alter. Sie waren zu viert. Alle vier wirkten angetrunken. Bela zog zischend die Luft ein. „Die riechen nach Ärger." sagte er. Bela war der empatischste Mensch, den ich kannte und wenn er sagte, dass diese Jungs Stress machen würden glaubte ich ihm das. „Ach kommt, bis jetzt haben sie noch nichts verbrochen. Vielleicht wollen sie auch einfach ihren Abend genießen." sagte Vince, der immer an das Gute im Menschen glaubte. Ich zuckte mit den Schultern dann widmete ich mich wieder meinem Bier. Vince grinste verschlagen „Lasst uns lieber über diesen attraktiven Kellner reden.... Der zieht mich ja quasi aus mit seinen Blicken!" Ich lachte: „In deinen Träumen vielleicht.... Mir sind die attraktiven Tänzerinnen da drüben lieber." Ich deutete mit meinen Kopf auf zwei hübsche Tänzerinnen, die beide kicherten, als ich ihnen zuzwinkerte. Bela stöhnte bei unserem Gespräch und vergrub den Kopf in seinen Armen. „Nicht so verklemmt Bela Bärchen" sagte ich anzüglich. Bela verdrehte die Augen und stand auf: „Ich hol' mir noch was zu trinken.... Das braucht man echt bei euren pupertären Gesprächen!" Unser Lachen begleitete ihn bis zur Bar. Vince schüttelte den Kopf „so gut er auch aussieht, so wird er doch nie eine Freundin finden."
Wir beobachteten ihn dabei, wie er an der Bar auf sein Getränk wartete. Plötzlich kamen die vier Jungs vom  Eingang auf Bela zu. Der Anführer der Gruppe legte anzüglich einen Arm um ihn und gröhlte seinen Freunden zu. Bela legte eine Maske von Langeweile und Desinteresse auf sein Gesicht doch ich erkannte, dass ihm das gar nicht passte. Ich stand zeitgleich mit Vince auf und wir gingen auf die Bar zu. „Na Kleiner, braucht dir doch nicht unangenehm sein, ihr Schwulen treibt es doch eh mit Jedem", hörten wir den Typen brüllen. Seine Mitkompanen lachten dreckig. „Ich denke, ihr solltet ganz schnell ins Bett und euren Rausch ausschlafen" meinte Bela ruhig. Die Typen lehnten sich bedrohlich über ihn. „Ihr Schwulen denkt auch wirklich, dass ihr euch alles erlauben könnt." Mit diesen Worten schlug der Junge Bela kräftig ins Gesicht. Der schrie schmerzerfüllt auf. Seine Nase blutete stark. „Seid ihr bescheuert!" schrie ich nun wutentbrannt und zerrte einen der Jungen zu mir heran. Er war nicht ganz so kräftig gebaut wie der Anführer der Clique. „Du hast es doch nicht nötig, dich mit dieser Schwuchtel abzugeben" sagte der Typ angriffslustig zu mir. Das reichte mir. Ich schlug ihm fest mit der Faust ins Gesicht. Niemand beleidigte meine Freunde. Niemals! Auch Bela und der Anführer prügelten sich nun. Schaulustige Menschen tummelten sich nun um das Geschehen. „Leute es reicht!" brüllte Vince plötzlich mit tiefer Stimme. Alle verstummten und blickten auf den großen, muskulösen Jungen. „Wenn hier jemand schwul ist, dann bin ich das. Habt ihr ein Problem damit? Dann klärt das mit mir!" Er verschränkte die Arme und wartete darauf , dass jemand etwas sagte. „Das glaubst du doch selber nicht" stieß der Typ, den ich ins Gesicht geschlagen hatte, hervor. Ein kleiner Schatten von Zweifel huschte über sein Gesicht. „Du bist nicht schwul.  Du siehst viel zu normal aus" sagte nun der Anführer. Vince zog mitleidig die Augenbrauen hoch. „In welchem Jahrhundert lebt ihr?" Mit diesen Worten ging er auf den angeschlagenen Bela zu und zog ihn sanft mit sich. Keiner hinderte ihn daran. Ich schubste den Typen, den ich noch immer am Kragen  festhielt in die Menge und schloss mich Vince und Bela an. Wir waren fast aus der Tür, da hörte ich ein Gebrüll. Ich drehte mich ruckartig um und sah gerade noch wie der Anführer der Gruppe Vince auf den Rücken sprang und ihn zu Boden stieß. Vince, für den der Angriff völlig überraschend kam, fiel lautlos zu Boden. Bela brüllte wütend und kniete sich neben Vince. Ich starrte völlig benebelt auf die Situation. Soetwas hatte ich vor langer Zeit schonmal miterleben müssen.... „Wir brauchen einen Krankenwagen" rief Bela. Ich erwachte aus meiner Starre und tippte die Notrufnummer ein. „Komm, wir verschwinden." zischte  der Junge, der Vince zu Boden gestoßen hatte. Zwei seiner Freunde nickten und drehten sich um. Nur der, den ich zusammengeschlagen hatte blickte stumm auf das Geschehen. Ich sah einen Schatten von Unentschlossenheit über sein Gesicht huschen, dann wurde es wieder ausdruckslos und er folgte den Anderen.

The Summer Is UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt