Leevi

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Die Morgensonne schien mir in sanften Strahlen auf das Gesicht. Ich zog mir mein Schweißband über die Stirn und schnürte die Schnürsenkel meiner Turnschuhe zu. Als ich über die Terrasse lief hörte ich ein knurren aus der Hängematte. Vince guckte mich mit verwuschelten Haaren und verschlafenen Augen an. „ Was ist falsch mit dir?" nuschelte er. Ich grinste ihn fröhlich an. „Der frühe Vogel fängt den Wurm." „Du hast nen Knall es ist 7:00" sagte Vince immer noch schlaftrunken. Ich deutete auf meine Kopfhörer und sagte mit einem ironischen Lächeln „Ich kann dich leider nicht hören..." Nun rannte ich los. Das joggen am Morgen tat mir sehr gut. Hier konnte ich nochmal zur Ruhe kommen und meine Gedanken sortieren. Ich lief über den Campingplatz bis hin zur Strand Promenade. Dann wechselte ich die Richtung und lief auf einem schmalen Weg durch ein Olivenhain, bis hin zum nächsten Ort, Basko Polje. Ich verschnaufte kurz und bestellte mir ein Wasser an einer Bar. Mit einem Zug trank ich das Glas aus, dann lief ich wieder zurück. Am Bungalow angekommen erwartete mich ein ausgiebiges Frühstück. Oder auch nicht. Alle schliefen noch. Was sollte ich jetzt machen? Erstmal deckte ich den Tisch und machte Kaffee für alle, danach duschte ich und setzte  mich auf die Treppenstufe vor dem Bungalow. Entspannt hielt ich mein Gesicht in den Himmel und drehte die Musik lauter, als mich plötzlich ein Finger antippte. Erschrocken blinzelte ich, nahm die Kopfhörer aus den Ohren und blickte in ein rundes, freundliche Gesicht. „Germany?" fragte eine ältere Frau und setzte sich zu mir auf die Stufe. „Äh ja" sagte ich immer noch etwas überrumpelt. „Ich liebe die Deutschen!" sagte die Frau begeistert und mit starkem Akzent, dann streckte sie mir die Hand entgegen „ ich bin übrigens Edita." „Freut mich ich bin Leevi..."  Die Frau nickte fröhlich dann guckte sie sich ein bisschen auf unserer Terrasse um. Was wollte diese Edita von mir? „ Hätten du und deine Freunde Interesse an einer Schiffstour? Es gibt beste Essen und beste Kapitän!" Ich zog die Augenbrauen hoch und sah sie skeptisch an. Sie schnalzte mit der Zunge und hohlte eine große Mappe aus ihrer Tasche. Sie klappte die Mappe auf und zeigte mir Bilder von einem schicken, großen Schiff und sehr viel Essen. Angetan von den Bildern wurde ich neugierig. „Wann würde so eine Fahrt losgehen und wie viel kostet sowas?" „Ahh wir kommen ins Geschäft!" meinte Edita fröhlich. „Die Fahrten gehen jeden Tag von 10-18:00Uhr. Ihr könnt euch einen Tag aussuchen und könnt einfach zum Strand kommen. Wie viele seid ihr?" fragte sie und hohlte geschäftlich einen Block aus ihrer Tasche. „Fünf" meinte ich. Sie nickte „Das macht 1200Kuna." Im Kopf rechnete ich um. Das waren ca 171€. Ich blickte noch kurz skeptisch dann nickte ich. „Wir kommen morgen früh zum Hafen." Edita sprang begeistert auf. „Super! Die Bezahlung könnt ihr morgen machen, jedoch brauche ich eine Anzahlung von 100Kuna, damit ich weiß das ihr wirklich kommt." Zögernd nickte ich. „Ergibt Sinn" dann zog ich einen 100 Kuna Schein aus meiner Hosentasche. Sie nahm den Schein und winkte mir noch einmal zum Abschied zu. Dann ging sie weg. Kopfschüttelnd setzte ich meine Kopfhörer wieder auf.
Eine Weile verging doch nach und nach wachten auch die anderen auf. Toni kam als erste gähnend aus dem Bungalow. „Morgen Glöckchen" sagte ich fröhlich. Sie warf mir nur einen finsteren Blick zu. Ich betrachtete schmunzelnd ihr Outfit. Sie hatte riesige Plüschpantoffeln mit Hasenohren an. Dazu trug sie ein viel zu großes Schlafshirt und enge Shorts. Ich schluckte das böse Gefühl von Eifersucht runter. Ohne das ich es wollte hatte ich sie über die Zeit immer mehr in mein Herz geschlossen. Ich wollte nicht sagen das ich verliebt war, aber eine gewisse Interesse war da. Ich beobachtete sie dabei wie sie sich leise an die Hängematte schlich, wo Vince immer noch pennte. Sie zwinkerte mir kurz verschwörerisch zu, dann kippte sie die Matte mit einem Ruck um, sodass Vince mit einem dumpfen Knall raus purzelten. Sein verwirrtes Gesicht blickte aus einem Haufen Decken heraus. „Wwwas? Spinnst du?" fragte er empört als er die Übeltäterin  entdeckte. Lachend lieferten sich die beiden eine wilde Kissenschlacht.  Als sie fertig mit ihrem Gerangel waren kamen sie beide schnaufend zu mir an den Frühstückstisch, wo ich mir gerade geschäftlich die Milch in meinen Kaffee kippte. „Bonjour Mademoiselle et Monsieur!" sagte ich in einem exzellenten Französisch. „Wir sind in Kroatien Mister Schlaumeier." sagte Toni, während sie sich einen großen Berg an Cornflakes in ihre Schüssel gab. Bevor ich darauf etwas erwidern konnte kam ein frisch rasierter und sehr gut gelaunter David aus der Tür des Bungalows. „Guten Morgen Freunde der Sonne!" Mit diesen Worten ließ er sich auf den Stuhl neben Toni fallen und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Vince und ich verzogen das Gesicht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Abermals ging die Tür unserer bescheidenen Hütte auf und Bela schlurfte mit verwuschelten Haaren und Jogginghose heraus. „Moin" nuschelte er und ließ sich neben mich auf den letzten freien Platz fallen. Nun, da um 10:00 Uhr endlich alle anwesend waren, konnten wir mit essen beginnen. „So Leudies Pläne für Heute und Morgen?" fragte David kauent. „Wir könnten heute in die Nachbarstadt fahren und uns die ein bisschen angucken und morgen könnten wir in diese Schlucht mit dem blauen See." schlug Vince vor. Ich schüttelte den Kopf„Morgen machen wir eine Schiffstour über zwei Insel. Ist schon gebucht." sagte ich kauent. Die anderen blickten mich stumm an. „Dein Ernst?" fragte David.  Ich runzelte die Stirn. „Wieso nicht?" Bela zuckte mit den Schultern „Ist ne gute Idee, das mit der Schlucht können wir auch Übermorgen machen." Ich nickte ihm dankbar zu. „Darum geht's nicht. Es ist scheiße das du immer sofort für alle planst und uns nicht mal fragst." sagte nun schon wieder David. Genervt verdrehte ich die Augen. „Man hier war so ne Frau die hat mir das angedreht... Ihr habt alle geschlafen."  Jetzt blickten mich die anderen noch skeptischer an. „Eine Frau? Sag nicht du hast ihr Geld gegeben!" sagte Toni entgeistert. Ich blickte sie kurz an. Ihre Augen spiegelten Mitleid und Ärger wieder. „Nur ne Anzahlung." nuschelte ich. Die anderen stöhnten. Ich versuchte mich zu verteidigen. „Sie wirkte sehr seriös! Vielleicht gucken wir morgen einfach mal, wenn sie gelogen hat dann können wir meinetwegen zur Schlucht." Bela und Vince die immer um die Harmonie besorgt waren nickten. „Und die Anzahlung?" sagte David skeptisch. Ich wedelte genervt vor seinen Augen herum. „Das waren vielleicht 14€. " „Gut dann hätten wir das auch geklärt" Vince klatschte in die Hände. David guckte mich nochmal finster an, was ich mit einem Zunge raus strecken quittierte. Ich wusste das ich mich kindisch benahm aber es lag etwas unausgesprochenes zwischen David und mir. Ich wusste nur noch nicht was...

The Summer Is UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt