Kapitel 12

501 75 31
                                    

Georges PoV

Etwas früher als sonst klopfte es an meiner Wohnungstüre. Da ich mit Caden rechnete, da dieser wie jeden Tag sonst auch vorbeikommen wollte, öffnete ich die Türe ohne mir dabei groß Gedanken zu machen. Als ich jedoch sah, wer dort vor mir stand, verkrampfte sich alles in mir.
,,Hey.''

Meine Kehle trocknete aus.
Mein Blut hörte auf zu fließen.
Mein Herz hörte auf zu schlagen.

Hey?
War das alles, was er mir sagen konnte nachdem er für knapp etwas über drei Monate abgehauen war? Nachdem, was er mir damit angetan hatte, obwohl ich ihn angefleht hatte nicht zu gehen? Nachdem ich endlich angefangen hatte ihn zu vergessen und mich auf wen neues zu konzentrieren?

Ich sah, wie sein Blick mich abscannte. Am ganzen Körper bekam ich eine bittere Gänsehaut.
Nachdem ich mich einigermaßen aus meiner Schockstarre befreien konnte schmiss ich die Türe wieder zu.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so schwer geatmet zu haben. Mir wurde schon schwindelig vor Augen. Für einen Moment fragte ich mich, ob er wirklich dort stand und ich mir das nicht doch eingebildet hatte.

Ich schaute durch den Türspion und da stand er. Erneut rutschte mir das Herz in die Hose.
Was tat er hier? Seit wann war er wieder da? Wieso kam er hierher?

,,George?'' rief er meinen Namen.
Wie lange ich seine Stimme nicht mehr meinen Namen sagen hören hatte. Es war schon ungewohnt, überhaupt seine Stimme wieder zu hören.

,,Können wir reden - bitte?'' kam es wieder von ihm.
,,Geh...bitte...'' brachte ich es mit zitternder Stimme hervor.

Normalerweise sollte ich mich freuen, dass er wieder da war, doch er hatte sich nicht einmal gemeldet. Er hatte mich komplett aus seinem Leben geschmissen. Ihm war es scheißegal, wie es mir ging und zum anderen hatte ich nun jemand anderen an meiner Seite.

Es vergingen einige Minuten, in denen ich noch immer dort so vor der Türe stand. Als ich es wagte erneut durch den Türspion zu schauen war er weg. Erleichterung, Trauer, Hass, Liebe - alles Gefühle, die hervorkamen. Gefühle, die ich nicht kontrollieren konnte.

Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und starrte auf meinen Display. Nick...Caden...Karl...wen sollte ich anrufen? Wem sollte ich davon erzählen? Sollte ich es überhaupt?

Bevor ich auch nur ansatzweise meinen Finger auf irgendeine Nummer bewegen konnte brach ich innerlich zusammen und rutschte mit meinem Rücken die Türe hinunter, während sich Tränen bereits gebildet hatten und meiner Wange hinunterflossen.

Wieso kam er wieder? Wieso ausgerechnet zu mir? Er wusste doch ganz genau, was das mit mir anrichten würde. Dachte er wirklich, dass alles gut sein würde, wenn er hier auftauchen würde?
Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was ich seinetwegen durchmachen musste.

Caden war der Grund, weshalb ich so schnell wieder aus diesem Loch herauskommen konnte. Natürlich auch durch Nicks Hilfe, doch vor allem Caden. Er gab mir einfach alles wieder, was mir genommen wurde - von Clay.

Clay und ich hatten damals zwar nie ausgesprochen, dass wir ein Paar sein würden, doch wir wussten alle, dass das auch nicht nötig war. Wie sollte ich Caden erklären, dass mein mehr oder weniger Ex-Freund wieder da war? Dass ich ihn bei unserer ersten Begegnung Clay genannt hatte, weil er ihm ähnlich sah? Wie würde er sich dabei fühlen?

Es war einfach nur verdammt egoistisch von Clay vor meiner Türe wieder aufzutauchen.
Wieso vor allem ausgerechnet jetzt? Sagte er nicht, dass er nie wieder kommen würde? Dass es gut so wäre es zwischen uns zu beenden? Was hatte seine beschissene Meinung geändert, dass er einfach wieder auftauchte und dachte, dass ich ihn mit offenen Armen empfangen würde?

Neighbor 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt