Kapitel 1 - Der Anfang vom Ende

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„Nun komm schon! Fang mich!" kicherte das kleine Mädchen. Sie kletterte auf einen Baum und begann nach etwas zu treten, das scheinbar unter ihr war. „Hey! Das ist nicht fair! Du hast versprochen mich nicht zu kitzeln!" jammerte sie, lachte dabei unaufhörlich. Für ihre Mutter ein doch unverständliches Verhalten. „Tika, hör auf mit diesem Blödsinn." Sagte sie mit mehr als strenger Stimme. „Die Leute kucken schon komisch. Kannst du dich nicht einmal benehmen?!" fragte sie und die Kleine sah sie nur absoult verwirrt an. Für sie war es unverständlich, was ihre Mutter wollte. „Ich spiel doch nur mit meinen Freunden." Nuschelte sie, kletterte langsam vom Baum. „Welche Freunde? Du bist vollkommen allein. Na los, geh doch mal zur Schaukel rüber und spiel mit den anderen Kindern. Liz ist auch da, die kennst du doch schon." Ermunterte ihre Mutter das Mädchen. Widerwillig tapste sie somit zur Schaukel um mit den anderen Kindern zu spielen.

Wie sollte man es beschreiben? All das ging eine Weile lang gut, bis ein Junge versuchte, die Kleine von der Schaukel zu zerren. Im Bruchteil von Sekunden wurde der Junge scheinbar gegen einen Pfosten geschubst. Tika sprang von der Schaukel und rannte zurück zu den Felsen, während er schrie und eine schlimme Platzwunde am Kopf hatte. Sofort brach natürlich ein furchtbarer Streit zwischen den Eltern aus. „Ihr Kind ist absolut unsozial! Verhaltensgestört! Wenn sie nicht mehr auf sie achten werden wir das Jugendamt anrufen!" kreischte die doch zurecht etwas aufgedrehte Mutter des Jungen, der mittlerweile einen knallroten Kopf vom Brüllen hatte. Völlig hilflos da sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte, sah sich Tikas Mutter lieber wieder nach ihrer Tochter um. Die hatte sich in einer Felsspalte versteckt und wollte gar nicht erst wieder rauskommen.

Leider endeten viele Tage mit solchen Übergriffen. Zwar hatten einige Eltern bereits gesehen, dass die Kleine sich oft keinen Millimeter rührte, wenn irgendetwas passierte, konnte man das alles dennoch nicht wirklich zuordnen. Irgendwer musste schließlich für all die Unfälle verantwortlich sein. Ein Missgeschick der eigenen Kinder war selbstverständlich immer ausgeschlossen.

„Na komm raus Maus." Meinte ihr Vater, der mittlerweile unter Androhung einer Ohrfeige für die hysterische Mutter für Ruhe gesorgt hatte zu seiner Tochter, nachdem er sie endlich gefunden hatte. Aber sie schüttelte nur den Kopf, sah ihn an und kroch mehr in ihr Versteck. Sie glaubte Ärger zu bekommen, was ihre vom Weinen roten Augen deutlich zeigten. „Du kannst doch nichts dafür, dass der Junge gestolpert ist. Na komm. Wir wollen essen und danach gehen wir beide zusammen schaukeln." Meinte er mit einem typischen Lächeln, das nur ein Papa für seine Tochter auf die Lippen zaubern konnte. Zögerlich aber doch etwas beruhigter krabbelte Tika dann doch aus ihrem Versteck. Bis auf ein wenig Dreck und ein paar Käfer im Haar, war ihr glücklicherweise nichts passiert. Hier und da gab es doch gefährliche Löcher.

Deutlich beruhigt nahm ihr Vater die Kleine auf den Arm und ging zurück zum Rest der Familie. Belegte Brote und Saft sollten der kleinen Rebellin schnell wieder Kraft geben und ein großer Lutscher als Nachtisch sollte sie auf andere Gedanken bringen.

Während ihr Bruder lieber mit den anderen Kindern Fußball spielte, kletterte die Kleine wieder allein über die Felsen. Für ihre Eltern war es immer ein schreckliches Gefühl, ihre Tochter so einsam zu sehen. Sie wurde schon immer als seltsam, verrückt, verhaltensauffällig und nicht anpassungsfähig bezeichnet. Natürlich, verleugnen konnten die beiden es nicht. Ihre Tochter hatte schon ein paar sehr eigene Züge, dennoch liebten sie sie nicht weniger.

„Hey! Nicht! Aufhören!" schrie die Kleine plötzlich und riss ihre Eltern aus ihrem Gespräch. Sie sahen nur noch, wie die Kleine seltsam gestikulierte und scheinbar versuchte irgendetwas zu ziehen oder zu schubsen. Dann passierte alles viel zu schnell. Sie schien zu stolpern, fiel von einem gut fünf Meter hohen Felsen, knallte dabei auf einen kleinen Vorsprung und fiel weiter nach unten. Sofort rannten sie zu ihrer Tochter, die hinter einem weiteren Felsen liegen musste und sicher schwer verletzt war. Doch sie fanden sie – zu ihrer großen Überraschung – unverletzt vor. „Tika. Geht es dir gut? Was machst du nur für Sachen?!" fragte ihre Mutter, nahm die Kleine sofort auf den Arm und überprüfte, ob sie auch ja keinen Kratzer abbekommen hatte. „J.. ja.." sagte die Kleine, wirkte deutlich verwirrt. Ihr war nicht bewusst, was eigentlich passiert war. Es wirkte, als wäre sie absolut realitätsfremd, sah nur hoch zu der Stelle von der aus sie abgestürzt war.

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