Es war dunkel im Zimmer. War es Nacht oder Tag? Sicher war sich Tika dessen nicht mehr. Nachdem sie aus dem Nachbarzimmer das vertraute Schnarchen ihres Vaters hören konnte war sie sich jedoch sicher, dass es wohl Nacht sein musste. Langsam öffnete sie die Augen. Sie fühlte sich wie in Trance. Als hätte sie gerade einen Marathon hinter sich gebracht. Doch in Wahrheit fühlte sie sich, als wäre sie aus einem Alptraum erwacht.
Langsam setzte sie sich auf, ließ den Blick durch den durch die Straßenlaterne schwach erhellten Raum schweifen. Alte Plüschtiere saßen oben auf ihrem Bücherregal, welches voll mit alten Kinderbüchern war. Warum auch sollte sie hier ihre wichtigen und geliebten neuen Bücher lagern? Schließlich war sie nur in den Ferien hier. Selbst in den Sommerferien waren es nie mehr als vier Wochen am Stück. Sie sah sich weiter um. Ihr Kleiderschrank. Ihr Schreibtisch. Und ihr Computer.
Zögerlich stand sie auf. Sie zitterte wie Espenlaub, wäre beinahe wieder zusammengesackt. Doch mit aller Kraft konnte sie sich auf den Beinen halten. Grippe. Ja, es musste eine Grippe sein. Sie erinnerte sich, dass sie am frühen Mittag mit hohem Fieber wieder ins Bett gegangen war. Sie hatte sich krank gefühlt. Doch im Moment fühlte sie sich vor allem leer. Kurz den Kopf geschüttelt sah sie sich wieder um und entdeckte das Objekt der Begierde. Ihr Fieberthermometer lag auf ihrem Nachttisch. Schnell gegriffen, eingeschaltet und in den Mund gesteckt. Die Flasche Wasser die immer neben ihrem Bett stand wurde auch gegriffen. Voll ausgerüstet führte sie ihren unendlich wirkenden Marsch zum Schreibtisch fort. Das penetrante Piepsen vermittelte ihr, dass ihr Thermometer ihre Temperatur wohl endlich ermittelt hatte. Sie schaltete die Schreibtischlampe ein um das Ergebnis abzulesen und musste erst einmal die Augen schließen. Sie hatte nicht damit gerechnet, so empfindlich auf ihre sonst eigentlich harmlose Lampe zu reagieren.
„Normaltemperatur.." murmelte sie, während sie den Knopf drückte um ihren PC zu starten. Die Einbildung, ein kleines Wesen gesehen zu haben, welches beim Einschalten ihrer Lampe scheinbar kurz aufgetaucht war, schob sie auf ihre noch immer anhaltende Müdigkeit. Nachdem sie fünf Minuten lang sinnlos auf den Bildschirm gestarrt hatte, fiel ihr ein, weshalb sie eigentlich hier saß. Schnell gab ihr sie Passwort ein um ihr Benutzerprofil zu laden. Während sich langsam ihr Desktop sammelte, trank sie ein paar Schlucke Wasser. Es war ein Segen. Sie fühlte sich noch immer, als hätte sie hohes Fieber. Ihr Durst war schrecklich und sie verstand nicht warum. Die leeren Flaschen in ihrem Bett bewiesen, dass sie bereits mehrere Liter Flüssigkeit zu sich genommen hatte. „Verdammte Grippe. Oder was auch immer du bist." Knurrte sie und leere kurzerhand die Flasche. Sie fuhr mit der Hand über die kalte Lehne ihres Stuhls und seufzte erleichtert, als sie die Unterarme auf die Armstützen legen konnte. Zwar hatte sie bereits ihren Browser geöffnet, beschloss aber zunächst eine schöne, ausgiebige Dusche zu nehmen. Ihr Vater würde sich zwar beschweren, wenn sie um diese Uhrzeit den Lärm von prasselndem Wasser auf ihn jagen würde, aber sie wollte sich Abkühlung verschaffen.
Sie stand auf, schlich ins Bad und schloss die Tür so leise sie konnte ab. Zumindest wäre sie nun mindestens zehn Minuten ungestört. „Was..?" fragte sie und sah zum Duschkopf, der einladend in ihre Richtung zeigte. Sie war sich sicher sie hätte ein Kichern gehört. „Halluzinationen. Großartig." Nuschelte sie vor sich hin, ging zum Spiegelschrank um ihre Haarbürste herauszuholen und sich erst mal die Mähne aus dem Gesicht zu kämmen. Das Gefühl war angenehm, auch wenn sie sich einbildete einen leichten Rotschimmer zu erkennen. „Mein Gehirn wurde gekocht." Stellte sie kurzerhand fest und zog sich den schwarzen, mit Sternen verzierten Schlafanzug aus und stieg in die Duschkabine. Hier im Bad fand sie es seltsamerweise doch relativ Kalt, obwohl das Thermostat an der Heizung kuschelige 25 Grad anzeigte. Sie machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Im Moment war sie einfach durch den Wind, weshalb einfach alles Normale seltsam war.
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Worlds of Darkness
FantasyViel trauriges, welches sich mit der Zeit jedoch in Freude und Glück auflösen wird... oder nicht? Die junge Tika wird Tag für Tag mit neuen Herausforderungen bombardiert. Ein dramatischer Höhepunkt ändert alles und die Figuren welche sich langsam in...