Worlds of Darkness

Kapitel 4 - Realitätsverlust

Vollkommene Dunkelheit. Das leise Plätschern von Wassertropfen. Langsam. Unregelmäßig. Irgendwo in weiter Ferne und doch so laut, als würden sie direkt in ihrem Kopf herumprasseln. Alles war so leicht. Die Gedanken, die Gefühle. Eine unbeschreibliche Leere. Und doch war sie so erfüllend wie nichts zuvor in ihrem Leben.

Langsam und schwach öffnete Tika die Augen, nur um in unendliche Schwärze zu blicken. Zu schwach ihre Hand zu heben konnte sie nur lauschen.

>Was geschieht mit mir? Wo bin ich? Und was zur Hölle ist hier los?!<

Die bohrenden Fragen der letzten Tage.

„Hölle ist aus eurer menschlichen Sicht vielleicht ein sehr gutes Stichwort." Konnte sie eine vertraute Stimme hören. Doch zuordnen fiel ihr gerade sehr schwer. Definitiv ein Mann, aber eigentlich konnte sie sich was das anging im Moment kaum sicher sein. Sie wusste nicht mal, ob sie wach war oder träumte. Es fühlte sich alles furchtbar real an, doch gleichzeitig konnte das alles nicht sein. „Wo.. bin ich?" brachte sie schwach über ihre Lippen. Doch ihre Stimme hörte sich für sie so fremd an. Viel älter. Erschrocken schlug sie die Hände auf den Mund. >Was ist hier bloß los?! Verdammt was war das. Das war nicht meine Stimme. Ich muss verrückt geworden sein. Oder tot?<

„Oh, tot bist du nicht. Verrückt.. nun ja, darauf kann ich dir um ehrlich zu sein keine Antwort geben." Antwortete ihr die Stimme amüsiert auf ihre Fragen.

„Verdammt wer bist du?! Und wo bin ich hier?! Antworte mir gefälligst sinnvoll auf meine Fragen!" brüllte sie schon fast. So einen Wutausbruch hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Erschrocken über sich selbst atmete sie erst mal tief ein und aus. „Hmm. Nicht sonderlich nett." Meinte der Mann, dann konnte sie ein Fingerschnippen hören und plötzlich wurde es heller um sie herum. Das Gefühl zu ertrinken war wieder stärker geworden und sie drückte sich verzweifelt mit den Händen auf die Kehle. Sie konnte etwas warmes spüren. Flüssig. Und eine tiefe Wunde. Es war kein Traum gewesen. Sie war wirklich gebissen worden!

„Beruhige dich, Kind. Es wird dir nichts geschehen." Meinte der blonde Kerl, der ruhig neben ihr stand. „Atme normal weiter. Vertraue auf deine Fähigkeiten." Meinte er, streichelte ihr ruhig über den Kopf. Im sicheren Angesicht des Todes blieb man allerdings weniger ruhig. Angst spiegelte sich in Tikas grünen Augen. Panik. Sie traute dem Kerl kein Stück über den Weg. Dich sie spürte, wie ihr das Atmen langsam etwas leichter fiel. Das Gefühl zu ertrinken verschwand langsam und ein seltsames Kribbeln und Ziehen an ihrer Kehle verriet ihr, auch wenn sie sich nicht sicher sein konnte, dass ihre Wunde bereits zu verheilen schien.

„Na siehst du. So ist doch alles gleich viel besser." Sagte er, sah sie nur weiter an. Er wirkte doch wirklich sehr entspannt. Nicht, als würde er ihr etwas antun wollen. Dennoch wollte sie ihm lieber nicht so schnell vertrauen.

Nachdem sie sich sicher war, nicht zu sterben, atmete sie tief durch, schloss dabei kurz die Augen. Antworten hatte sie bisher ja leider kaum bekommen. Als sie die Augen wieder öffnete, war ihr vermeidlicher Retter verschwunden. Sie war allein in einem doch eher kleinen Raum. Doch es wirkte nicht, als wäre sie hier noch in ihrer Stadt. Oder überhaupt in der Zivilisation. Alles war einfach gehalten, doch wirkte es eher wie aus einem Fantasy-Film entsprungen.

Die Fenster wurden von großen Blättern verdeckt. Durch das Schimmern konnte sie allerdings erahnen, dass es wohl noch oder vielleicht auch schon wieder Tag sein musste. Der Raum selbst schien natürlich gewachsen, wie ein großer Baum. Nur hier und da wurden zur erleichterten Bewohnung ein paar hübsche Schreinerarbeiten verrichtet. Das Bett auf dem sie lag bestand aus ein paar Ästen und schien mit Moos bewachsen zu sein. Zumindest war es ziemlich weich und fluffig. Der Geruch nach Wald drang in ihre Nase und sie musste doch unweigerlich lächeln. Sie fühlte sich hier sicher und irgendwie.. zu Hause?