Kapitel 5 - Der Schatten in der Dunkelheit

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Tika hatte eine traumlose Nacht gehabt und fühlte sich am Morgen kaum besser als in der Nacht. Noch immer müde stand sie auf um gemeinsam mit ihrem Vater und Bruder zu frühstücken. Da er seine Tochter lange nicht mehr sehen würde, wollte er ihr zumindest immer einen schönen letzten Tag bereiten.

Aus irgendeinem unerklärlichen Grund hatte sie heute allerdings unglaublichen Hunger. Sie spachtelte Unmengen an Rührei mit Speck in sich, schlang schon förmlich alles herunter, Brot und Obst. Sie hatte das Gefühl, sie wäre am Verhungern. Ihr Vater beobachtete das alles mit Besorgnis. „Kind, was ist denn mit dir los? So hast du ja noch nie gefressen." Versuchte er sie doch mal etwas zu bremsen. Aber sie sah ihn nur an und stopfte sich einen Muffin in den Mund. „Ist bestimmt noch wegen der Grippe." Brachte sie halbwegs verständlich hervor, ohne etwas auszuspucken. „Schluck erst runter, bevor du redest. Manieren haben dir deine Mutter und ich doch beigebracht." Seufzte er. Aber Tika war schon wieder am Stopfen.

Nachdem sie noch einen Liter Orangensaft und einen halben Liter Kakao in sich geschüttet hatte, war sie endlich fertig. Zwar hatte sie noch immer Durst, aber sicher würde sich all das legen. Sie schob es auf die Müdigkeit, ihr Vater auf die kurze Grippe und ihrem Bruder war es egal. Auch wenn er deutlich beeindruckt war von den Mengen, die sie heute verputzt hatte.

Nachdem sie ihre Sachen zusammen gepackt hatte, fuhr die Familie gemeinsam in einen Freizeitpark. Auf dem Heimweg würde ihr Vater sie dann zu Hause absetzen. Doch den Tag sollte sie einfach genießen.

Da Ferien waren, war natürlich alles total überfüllt. Die Buden waren gut besucht, überall waren lange Schlangen. Was Tika aber am Meisten beunruhigte, waren die kleinen Geister die überall herumwuselten. Die Lichter und die Menschen schienen sie anzuziehen. Vor allem schienen sie den Leuten gern Streiche zu spielen. Hier und da wurde mal ein Eis umgeschubst, Soße auf ein T-Shirt gespritzt. Es war beinahe schon amüsant. Jedoch nicht, wenn man es sehen konnte und wohl die einzige war. Seufzend beschloss sie die kleinen Dinger zu ignorieren und sich umzusehen. Sie hatte sich schnell abgesetzt und wanderte zu einer Achterbahn. Sie liebte die Dinger und stellte sich brav an, hatte nur ein seltsames Gefühl. Und das wurde von dem Kerl hinter ihr verursacht. Ein Mann, groß, sichtlich muskulös mit langen, roten Haaren die ihm bis zur Hüfte reichten. Als sie sich umdrehte und ihn ansah, machte sie sich aus irgendeinem Grund kleiner und wirkte unterwürfig. Er sah sie nur an, mit abwertendem Blick, musterte sie scheinbar ganz genau.

Sichtlich unbehaglich machte sie einen Schritt zurück um etwas Abstand zwischen den Fremden und sich zu bringen, doch er schloss sofort wieder auf. „Versuchst du etwa wegzulaufen?" fragte er amüsiert, doch die Kälte in seiner Stimme war kaum zu überhören. Die Worte ließen dem Mädchen einen  eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Sie wollte hier weg und beschloss so schnell sie konnte zurück zu ihrer Familie zu flitzen. Doch leider ging er ihr nach, relativ unbekümmert. Sie wollte von der Menschenmenge weg um schneller weglaufen zu können, doch das war ein Fehler. Über einen kleinen Park wollte sie verschwinden, doch plötzlich stand er vor ihr, schnitt ihr den Fluchtweg ab. „Du glaubst also noch immer, du könntest uns entkommen?" knurrte er. Das machte ihr nun doch wirklich Angst, doch als er sie packen wollte hallte ein lautes Fauchen durch die Bäume. Kein Geräusch, welches sie vorher gehört hatte.

Als hätte das Fauchen ihm befohlen aufzuhören, hielt er inne und blickte in eine Richtung. Da sie doch neugierig war, sah Tika auch dort hin. Erst konnte sie nichts erkennen, doch dann fiel ihr Blick auf einen Fahnenmast, an dem eine große Kreatur hing. Die Haltung erinnerte ein wenig an eine Gottesanbeterin, nur besaß dieses Ding scheinbar Fell und einen langen Schwanz mit dem es seine Bewegungen auszubalancieren schien. Die roten Haare standen wild nach oben ab. Ihre Lippen formten nur ein stummes >lauf<, während sie sie beobachtete. Auch wenn sie eigentlich nicht auf ein Monster hören wollte, rannte sie doch lieber zurück in die Menschenmenge. Der Rothaarige verfolgte sie zum Glück nicht. Ebenso wenig das Monster.

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