Mr. Blue Eyes

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18. Mai 2012, Freitag


Mein Atem war knapp, mein Herz raste und meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding. Ich wusste nicht, wie viele Stunden ich schon durch diese dunklen Gassen lief, doch ich wusste, dass ich beobachtet wurde. "Du kannst mich hier nicht alleine lassen, Jess". Ich sah nicht, wo ich hin rannte, ich konnte nicht mal meine eigenen Hände erkennen, wenn ich sie vor mein Gesicht hielt. Es war zu düster, doch ich spürte, dass die Person dicht hinter mir war. "Jess warte! Lass mich hier nicht zurück".


Direkt nachdem ich die Augen geöffnet hatte, richtete ich mich auf. Ich bekam schlecht Luft, obwohl ich gar nicht wirklich gelaufen war. Das war wieder nur einer dieser Träume gewesen, die ich ständig hatte. Ich wusste das man von den Personen träumte, die man vermisste, doch das es so schlimm war wusste ich erst seitdem mein Vater gestorben war. Meist träumte ich nur von seiner Stimme, doch das war bereits schlimm genug. Mein Herz raste immer noch ganz schön, weswegen ich mir erstmal die Wasserflasche neben der Couch nahm, um einen Schluck zu trinken.


Ich musste beim Lesen eingeschlafen sein. Mein Buch lag noch auf mir drauf und ich saß immer noch angelehnt an der Lehne. Auch war meine Leselampe noch an. Heute war ein anstrengender Tag gewesen, allerdings hatte ich es leider nicht geschafft heute bei ROWW mitzuhelfen. Eine Kollegin im Restaurant war krank geworden, weswegen ich eine Doppelschicht einlegen musste. Ich sah auf mein Handy, 21:42 Uhr. Das ich eine SMS bekommen hatte, bemerkte ich erst jetzt.


Als kleines Dankeschön für Dienstag bist du herzlichst eingeladen zu meiner Party zu kommen. Es sind auch ein paar Leute da, die du kennst - Leila


Auf meine Lippen schlich sich ein Lächeln. Ich war eigentlich kein Partymensch, aber eine Belohnung für Dienstag hatte ich mir wirklich verdient. Außerdem war es vielleicht besser, wenn ich ein wenig aus der Wohnung raus kam und nicht so viel über den Traum nachdachte, denn das tat ich im Normalfall genug.


Bin dabei, sag mir nur wo ich hin muss - Jessica


Nach 15 Minuten war ich fertig für die Party. Ich hatte mir ein schwarzes basic Kleid von H&M angezogen, welches lange Ärmel hat und bis knapp über die Oberschenkel ging. Dazu, wie sollte es auch anders sein, trug ich meine geliebten Chucks. Meine Haare hatte ich ein wenig lockig gemacht und meine Augen mit etwas Lidschatten betont.


Cross Street Nr. 4, bis gleich - Leila


Nach fünf Minuten hatte ich den richtigen Bus für die Adresse rausgesucht und eilte nun nach draußen, um bloß nicht den Bus zu verpassen. Ein Auto besaß ich nicht, allerdings war ich aber auch keine besonders gute Fahrerin, keine Ahnung wie ich die Prüfung bei der Fahrschule bestanden hatte.


20 Minuten später bog ich um die letzte Ecke und steckte rasch den Zettel ein, auf dem ich vorsichtshalber den Weg zu Leila nochmal aufgeschrieben hatte. Die letzten Meter folgte ich einfach der lauten Musik, die jetzt nicht mehr zu überhören war. Mein Ziel war ein etwas größeres Haus, wo die Tür schon offen stand. Als ich durch die Tür ging bekam ich erstmal einen kleinen Schock, denn es waren bei weitem mehr Leute da, als ich gedacht hatte.


"Hey, schau mal einer an, du bist ja wirklich gekommen". Grinste mir Leila zu und nahm mich kurz in den Arm. Wir verstanden uns jetzt schon ziemlich gut und ich hoffte, dass das so bleiben würde. Ich würde mich auf jeden Fall nächsten Monat wieder bei Reach out Worldwide als freiwilliger Helfer eintragen, denn bereits in den wenigen Tagen hab ich dort viel gelernt und es tat so gut helfen zu können, auch wenn ich wie andere Helfer nicht nah an den Katastrophen selber dran bin. Seit meinem ersten Tag als Helfer kann ich verstehen, wieso Dad solchen Organisationen immer so vernarrt geholfen hat, obwohl es ihm am Ende selber nicht gut ging. Es war eins der besten Gefühle, die man haben konnte.

Heart Desire (Paul Walker Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt