#3 - Der Raub

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Endlich ist der Tag da, der Tag der Rache, denkt sich Marie und sieht schmunzelnd zu ihren Freundinnen Anna, Julia und Melina, doch dann schaut sie wieder auf das große und schicke Gebäude vor sich. Es ist die feine Villa des sagenumwobenen Bürgermeisters und seiner hübschen, doch zugleich hochnäsigen und arroganten Gattin. Ein diabolisches Lächeln legt sich auf die vollen roten Lippen der Anführerin und sie spürt wie ein Gefühl des Glücks und der Gerechtigkeit ihren Körper durchströmt. Endlich würde der Mistkerl seine gerechte Strafe dafür bekommen, dass er sich alles rausnimmt, was er will und keiner ihn als Bürgermeister hinterfragt, denkt sie. Schließlich schadet er so den Mitmenschen der schönen Vorstadt schon länger und alle nehmen es einfach hin sowie versuchen das beste daraus zu machen. Sie können sich ja doch nicht wehren, denkt Marie und spürt wie ein Gefühl von Macht durch ihre Adern schießt. Doch dann erklingt die leise und fragende Stimme ihrer Freundin Melina, „Wie wollen wir eigentlich in das Haus kommen und seid ihr euch wirklich sicher, dass wir das durchziehen sollten?", fragt sie unsicher. Ein Raunen geht durch den Sportwagen, welchen wir Annas Mann, welcher CEO einer hoch angesehen Firma der Stadt ist, entwendet haben.
Julia seufzt leise und räuspert sich dann: „Ich habe doch nicht mein kostbares und knappes Geld einem Babysitter gegeben, damit du Angsthase nun einen Rückzieher machen kannst", faucht sie Melina an und ich verdrehe über den Zickenkrieg die Augen. Kaum zu glauben, dass in diesem Auto alles hübsche, größtenteils selbstsichere und intelligente Frauen in ihren besten Jahren sitzen. Nun streiten sie auch noch über die Vorgehensweise des Raubs, denke ich lächelnd und dabei dachte ich, dass ich mit den besten Profis der Stadt arbeite und schüttle den Kopf. Da habe ich mich wohl geirrt, stelle ich fest.
Doch dann unterbricht Anna meine Gedanken und spricht ein Machtwort: „Ruhe jetzt, ihr wolltet das durchziehen und das werden wir nun auch. Wir umgehen einfach die Sicherheitssysteme, schließlich sitze ich ja an der Quelle wie dies geht", haucht sie in die plötzliche Stille und zwinkert dann. Anna fährt sich einmal durch ihre schönen, langen, blonden Haare und beißt dann auf ihre dunkelrot gefärbten Lippen, bevor sie das Tablet entsperrt und sich somit auf den aktuellen Stand des Sicherheitssystems bringt. Dabei sieht sie unfassbar heiß aus und ich merke mal wieder, was unsere Männer an uns Frauen haben.

Nachdem alles gecheckt wurde, werde ich aus meinen Gedanken an meinen geliebten Friseursalon gerissen, welcher mir immer mehr durch die unnötig hohe Miete des Bürgermeisters entgleitet und mich langsam in den Ruin treibt, denke ich traurig. Doch so schnell gebe ich nicht auf, denke ich und lache hämisch, während mich drei verwirrte Blicke treffen.
„Wir steigen durch das große Fenster dort ein", sage ich und deute mit meinem filigranen Finger auf eins der großen Fenster im Erdgeschoss, welches einen mit Stuck besetzten Vorhang hat und ein Meter über dem Boden ist. Doch dann stoppt Melina unser Aufbrechen und ich stöhne genervt. Warum macht sie das nur immer, frage ich mich und komme zugleich zu dem Gedanken, ob wir sie wirklich brauchen, aber nun gibt es kein Zurück, sie weiß zu viel, sage ich mir im Stillen.
„Wartet mal ihr Powerbräute", sagt sie leise und wir schauen sie alle drängend an und ich schüttle belächelnd den Kopf über diese Bemerkung.

„Brauchen wir nicht noch Codenamen, sonst werden wir trotz unserer Masken und guten Verkleidungen noch entdeckt", gibt sie zu bedenken und auch mir leuchtet unser kleiner Fehler ein. Einmal mitgedacht, denke ich und klopfe ihr gedanklich auf die Schultern. Die Masken schützen unser Gesicht und die Verkleidungen deuten nicht im Geringsten auf unser sonstig feines und edles Aussehen in besten Kleidern hin. Manchmal komme ich mir glatt etwas klischeehaft vor, als typische Vorstadtfrau mit Mann und Kindern, mit Geld und kostbaren Anwesen, mit gutem und reifen sowie heißen Aussehen. Doch dann entfliehe ich meinen Gedanken und nicke sowie greife mir an die Stirn. Nach kurzem Nachdenken, was man sich gut merken könnte, stoppe bei unseren Anfangsbuchstaben.
Sogleich unterbreite ich diese Idee: „Mich nennt ihr einfach Boss und ihr bekommt jeweils euren Anfangsbuchstaben in englischer Aussprache als Codename, also Anna du bekommst ein A und Julia, du bekommst ein J sowie Melina ihr M. Perfekt oder?", frage ich rhetorisch und alle nicken. Ich lächle stolz über meinen Einfall und steige zuerst aus, warte bis die Mädels mir folgen und schaue zu Anna, also A. Sie gibt kurz darauf das sichere Zeichen, dass das System gehackt und außer Betrieb genommen wurde.

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