Prolog

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Wenn du gehen könntest wohin du willst,

Wenn du tun könntest was du willst,

Wenn du einen Wunsch frei hättest,

Welcher wäre das?

All die Jahre fühlte ich mich irgendwie... Einsam? Schon klar, ich war nie wirklich alleine, hatte immer eine Familie die für mich da war, Freunde, und trotz allem fühlte ich mich die ganzen Jahre leer. Es war normal für mich, die innere Leere, die Einsamkeit tief in mir war ein Teil von mir. Manchmal spürt ich eine Sehnsucht in mir, es gibt Nächte da raubt sie mir den Verstand, so stark ist sie. Und doch weiß ich nicht wem sie gilt. In manchen Nächten wache ich von meinen Träumen auf. Unklare, unverständliche und total verschwommene Träume, doch die Situation, das Traummuster ist immer das selbe. Ein Junge mit verwuschelten, schwarzen Haaren, freien Oberkörper, einem Engelsgleichen und unverkennbaren Gesicht und mit einer Sichelförmigen Narbe auf seinem Schulterblatt. Ich habe oft darüber nachgedacht ob ihm diese Sehnsucht gilt, denn in den Träumen in denen er Vorkommt gibt es sie nicht. Jede Nacht wenn ich von seinen Träumen aufwache, mache ich das was ich vermutlich am besten kann. Zeichnen. Das sanfte, vertraute Leuchten meiner kleinen Nachtlampe umgibt mich und wirft gelbliches Licht auf meine Zeichnung. Es ist Sommer und durch das offene Fenster weht angenehm kühle Nachtluft, ich muss mich nicht groß konzentrieren, der Stift gleitet wie von selbst über das große Papier und gibt meinen Traum wieder. Als es fertig ist lege ich es etwas mehr in den Schein der kleinen Lampe und sehe es mir an, fast hypnotisierend liegt mein Blick auf der Zeichnung, in der Hoffnung ein kleines Detail zu finden welches ich vorher vielleicht übersehen habe. Dem Jungen wehen einzelne Strähnen ins Gesicht, seine schwarzen, Haare haben für meinen Geschmack eine perfekte länge. Seine Augen sind stets geschlossen oder verdeckt. Sein Körper steckt hier, wie in allen anderen Träumen auch in einer verwaschenen Jeans, sein muskulöser Oberkörper ragt frei und unbedeckt in die Höhe. Es ist Hoffnungslos, es gibt kein Detail was ich übersehen haben könnte, es war der selbe Traum den ich seit Monaten habe. Frustriert und etwas enttäuscht lege ich meine Zeichensachen auf den Boden neben meinem Bett und lasse mich rückwärts in meine Kissen fallen. Doch gerade als ich meine Augen schließe fällt mir etwas auf, eine Erinnerung an meinen Traum, ein ganz kleines Puzzleteil das ich übersehen habe. Ich runzel meine Stirn da ich mir nicht sicher bin ob es wirklich im Traum vorkam oder ob es Einbildung ist. Am Rand meines Traumes, da war ein Mädchen. Man konnte sie nicht deutlich erkennen aber sie war da. Es dauert ein Stück bis sich sämtliche Synapsen in meinen Gehirn zusammen schließen. Der Junge hatte schockiert und Schmerzverzährt geschrien. Doch der Schmerzensschrei galt nicht seinen Schmerzen, er galt dem Mädchen welches kurz darauf zu Boden fiel. Ein heftiger Schmerz durchzieht meine Brust, fühlt sich verdächtig nach Eifersucht an. Und erneut legt sich dieses beklemmende Gefühl von Sehnsucht und Leere über mich und umgibt mich wie ein schwarzer Schleier. Ich stehe auf und tue das was ich immer mache, sofern möglich. Als ich vor die Tür gehe und los renne beginnt es zu regnen. Wie passend.

Behind the wavesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt