Das kribbeln auf meiner Schulter, in Zusammenhang mit meinen Träumen und der Begegnung im Club, welche mich vor Scham noch jetzt erröten lässt, hätten mich auf das hier vorbereiten sollen. Als ich die Tür etwas zu schwungvoll aufreiße erwartete ich Raphael oder Personal auf der anderen Seite der Tür, ich hätte sogar vielleicht noch meine Zimmernachbarn erwartet die sehen wollen wer sie ab jetzt aus diesen Zimmer nerven wird. Aber diese schwarzen Haare und Ozeanblauen Augen in dem Engelsgleichen Gesicht mit der perfekt geformten Nase hätte ich überall auf der Welt erkannt, und dieses Gesicht war sicher nicht das von Raphael. Ein Gefühl der Angst und der Vertrautheit überkommt mich und am liebsten würde ich wegrennen und mich ihn an den Hals werfen, gleichzeitig. Nahezu jede Nacht sehe ich ihn in meinen Träumen und wenn nicht dann grüble ich die ganze Nacht über ihn.
>> Hey. << seine Stimme ist tief und einmalig, ein kleiner angenehmer Schauer streicht über meinen Rücken, sein Gesicht ausdruckslos wie immer, nahezu als würde nichts auf dieser Welt ihm noch etwas bedeuten, er erinnert mich an einen gebrochenen Krieger dem nichts als sein Stolz bleibt.
>> Hey. << erwidere ich zögernd. Ohne weiteres Tritt er in mein Zimmer ein, entsetzt sehe ich ihn an aber er steht mit den Rücken zu mir.
>> Ich bin Ben. Raphael hat mich geschickt ich soll mal gucken ob du noch lebst. << Unbeeindruckt geht er auf die Fensterfront zu nachdem er sich eine Banane aus der Obstschale genommen hat die auf meinem Schreibtisch stand. Offensichtlich ist es ihm egal, dass er in dem seit Heute für mich reservierten Zimmer steht. Ungebeten.
>> Danke. Ich komme bestens klar. << meine Stimme klingt zickiger als beabsichtigt und ist abweisend aber wie erwartet lässt auch das ihn kalt. Er sieht sich in meinem Zimmer um.
>> War klar, dass er dir das Premium Zimmer gibt. << sowohl seine Stimme als auch sein Blick bleiben unverändert, es war eine nüchterne Feststellung. Ob diesen Jungen irgendwer oder irgendwas beeindrucken kann oder zumindest für einen kleinen Moment lang zum lächeln bringen kann? Irgendwie möchte ich gerne das Mädchen sein, dass ihn aus dieser ausdruckslosen Starre reißt, ihm sein lächeln zurück bringt, falls das überhaupt möglich ist. Ist es so kaputt, dass man es nicht mehr reparieren kann? Diese Frage hatte mir mein Opa gestellt als ich noch klein war und völlig aufgelöst vor ihm stand und ihn mein kaputten Teddy gezeigt hat. Er ist vielleicht nicht gerade ein Teddy den man mit Nadel und Faden zusammenflicken kann aber einer der Dinge die mein Opa mir beigebracht hat ist niemals aufzugeben.
Erst als er sich kurz räuspert merke ich wie ich ihn die ganze Zeit angestarrt habe. Sein eisiger Blick ruht auf mir. Sofort bereue ich meine Gedankengänge und das Gefühl welches dabei in mir aufgestiegen ist.
>> Ich werde dein Ausbilder für die nächsten Monate sein. << verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen nach oben und kreusel meine Lippen. Gleichzeitig strömt für kurze Zeit ein wohliges Gefühl bei dem Gedanken daran durch meinen Körper. Aber Ausbilder? Für was denn? Wie man kalt und ausdruckslos wirkt, danke aber das bekomm ich grad noch so alleine hin. Für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich eine Regung in seinem Geschicht zu erkennen.
>> Morgen um acht Uhr beginnt dein regulärer Schulunterricht, anschließend hast du Training. Ich rate dir pünktlich zu sein, sonst... <<
>> Sonst weckst du mich persönlich? << beende ich den Satz amüsiert.
>> Worauf du dich verlassen kannst. Und glaub mir, das Wasser hier kann am morgen eisig sein. << Für einen Moment spüre ich wie sein Wesen sich wandelt, seine Aura wird etwas sanfter, ein kleines Stück heller. Und dann ist der Moment vorbei und der Funke den ich wahrgenommen habe ist erloschen, seine Trennwand die es verhindert, dass irgendjemand ihm näher kommt als er muss ist wieder voll funktionstüchtig. Mit alt bekannter Miene und Kälte verlässt er mein Zimmer und ich stehe einfach nur da und starre die Tür an durch welche er gerade gegangen ist. Dieser Junge ist ein Rätsel für sich und irgendwie brenne ich darauf dieses Rätsel zu enthüllen.
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Behind the waves
FantasyMary- Ann, ein ganz normaler 16- jähriger Teenager. Normale Schule, normales, durchgeplantes Leben, normale Freunde. Dies ändert sich jedoch kurz nach ihrem 17. Geburtstag. Die Ereignisse überschlagen sich beinahe, der Junge, der sie seit Monaten in...